Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
gantze Welt: Damit bin ich in meiner
Herrligkeit fertig.
Rep. Jch bilde mir ein/ meine Höltzer sind
Türcken und Tartern/ damit bin ich so
lustig/ als wenn 100000 Leute von mei-
ner Hand gestorben wären. O gläubt
mir bey einer Klaffter Holtz kan ich viel-
mahl an den Türcken gedencken.
Misch. Wenn es nach der Einbildung ge-
hen sol/ so wil ich dencken/ meine Pa-
pierne Krause ist ein göldnes Feld-Zei-
chen.
Fris, Ach verschont mich doch mit dem ver-
wirrten Wesen.
Mischm. Herr ich bin selbst übel zu frieden/
daß ein ehrlicher Mensch in seinen Ge-
dancken soll verunruhiget werden:
Doch halt/ wir wollen ein Examen an-
stellen/ dabey sie des Pralens vergessen
sollen. Es ist ia wahr/ der Herr ist ein
Politicus?
Qver. Ja davor gebe ich mich aus.
Mischm. Jch bilde mir ein/ ich bin noch ein
besserer Politicus.
Qver. Jch weiß nicht/ wer ihr seyd/ doch
die Gewalt wird in euerm Privilegio
nicht
gantze Welt: Damit bin ich in meiner
Herrligkeit fertig.
Rep. Jch bilde mir ein/ meine Hoͤltzer ſind
Tuͤrcken und Tartern/ damit bin ich ſo
luſtig/ als wenn 100000 Leute von mei-
ner Hand geſtorben waͤren. O glaͤubt
mir bey einer Klaffter Holtz kan ich viel-
mahl an den Tuͤrcken gedencken.
Miſch. Wenn es nach der Einbildung ge-
hen ſol/ ſo wil ich dencken/ meine Pa-
pierne Krauſe iſt ein goͤldnes Feld-Zei-
chen.
Friſ, Ach verſchont mich doch mit dem ver-
wirrten Weſen.
Miſchm. Herr ich bin ſelbſt uͤbel zu frieden/
daß ein ehrlicher Menſch in ſeinen Ge-
dancken ſoll verunruhiget werden:
Doch halt/ wir wollen ein Examen an-
ſtellen/ dabey ſie des Pralens vergeſſen
ſollen. Es iſt ia wahr/ der Herr iſt ein
Politicus?
Qver. Ja davor gebe ich mich aus.
Miſchm. Jch bilde mir ein/ ich bin noch ein
beſſerer Politicus.
Qver. Jch weiß nicht/ wer ihr ſeyd/ doch
die Gewalt wird in euerm Privilegio
nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CON">
            <p><pb facs="#f0999" n="831"/>
gantze Welt: Damit bin ich in meiner<lb/>
Herrligkeit fertig.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#REP">
            <speaker>Rep.</speaker>
            <p>Jch bilde mir ein/ meine Ho&#x0364;ltzer &#x017F;ind<lb/>
Tu&#x0364;rcken und Tartern/ damit bin ich &#x017F;o<lb/>
lu&#x017F;tig/ als wenn 100000 Leute von mei-<lb/>
ner Hand ge&#x017F;torben wa&#x0364;ren. O gla&#x0364;ubt<lb/>
mir bey einer Klaffter Holtz kan ich viel-<lb/>
mahl an den Tu&#x0364;rcken gedencken.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIS">
            <speaker>Mi&#x017F;ch.</speaker>
            <p>Wenn es nach der Einbildung ge-<lb/>
hen &#x017F;ol/ &#x017F;o wil ich dencken/ meine Pa-<lb/>
pierne Krau&#x017F;e i&#x017F;t ein go&#x0364;ldnes Feld-Zei-<lb/>
chen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FRI">
            <speaker>Fri&#x017F;,</speaker>
            <p>Ach ver&#x017F;chont mich doch mit dem ver-<lb/>
wirrten We&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIS">
            <speaker>Mi&#x017F;chm.</speaker>
            <p>Herr ich bin &#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;bel zu frieden/<lb/>
daß ein ehrlicher Men&#x017F;ch in &#x017F;einen Ge-<lb/>
dancken &#x017F;oll verunruhiget werden:<lb/>
Doch halt/ wir wollen ein <hi rendition="#aq">Examen</hi> an-<lb/>
&#x017F;tellen/ dabey &#x017F;ie des Pralens verge&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ollen. Es i&#x017F;t ia wahr/ der Herr i&#x017F;t ein<lb/><hi rendition="#aq">Politicus?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#QVE">
            <speaker>Qver.</speaker>
            <p>Ja davor gebe ich mich aus.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIS">
            <speaker>Mi&#x017F;chm.</speaker>
            <p>Jch bilde mir ein/ ich bin noch ein<lb/>
be&#x017F;&#x017F;erer <hi rendition="#aq">Politicus.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#QVE">
            <speaker>Qver.</speaker>
            <p>Jch weiß nicht/ wer ihr &#x017F;eyd/ doch<lb/>
die Gewalt wird in euerm <hi rendition="#aq">Privilegio</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[831/0999] gantze Welt: Damit bin ich in meiner Herrligkeit fertig. Rep. Jch bilde mir ein/ meine Hoͤltzer ſind Tuͤrcken und Tartern/ damit bin ich ſo luſtig/ als wenn 100000 Leute von mei- ner Hand geſtorben waͤren. O glaͤubt mir bey einer Klaffter Holtz kan ich viel- mahl an den Tuͤrcken gedencken. Miſch. Wenn es nach der Einbildung ge- hen ſol/ ſo wil ich dencken/ meine Pa- pierne Krauſe iſt ein goͤldnes Feld-Zei- chen. Friſ, Ach verſchont mich doch mit dem ver- wirrten Weſen. Miſchm. Herr ich bin ſelbſt uͤbel zu frieden/ daß ein ehrlicher Menſch in ſeinen Ge- dancken ſoll verunruhiget werden: Doch halt/ wir wollen ein Examen an- ſtellen/ dabey ſie des Pralens vergeſſen ſollen. Es iſt ia wahr/ der Herr iſt ein Politicus? Qver. Ja davor gebe ich mich aus. Miſchm. Jch bilde mir ein/ ich bin noch ein beſſerer Politicus. Qver. Jch weiß nicht/ wer ihr ſeyd/ doch die Gewalt wird in euerm Privilegio nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/999
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 831. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/999>, abgerufen am 22.11.2024.