Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Heyrath.
Han. Es ist noch mehr/ er hat sich in Rahel
verliebet.

Jac. Noch mehr/ mein Freund? Ich habe mehr/
nach dem Herr Laban sein Versprechen nicht wie-
derruffen kan.

Han. Er hat sich als ein Hirte verkleidet/ mit
dem ausdrücklichen Vorsatze/ nicht eher an seinen
Fürsten Stand zugedencken/ als biß er durch die
schönste Schäferin wäre vergnüget worden.

Jac. Ich habe das Alter mit GOttes Hülffe
erreichet/ da ich die Phantasey der blinden Jugend
verachten kan.

Han. Wie aber wenn er von einem Vater se-
cundiret
würde/ welchen man nicht verachten
dürffte.

Jac. Gnung/ daß ich auch vor diesem Secundan-
ten unerschrocken bin; ehe sich der alte Kemuel da-
zu resolviren wird/ so hoffe ich die schönste unter den
Schäferinnen als mein süsses Eigenthum in die Ar-
men zuschliessen.

Han. Herr Laban hat Söhne/ welche das Werck
leichte auf etliche Monat hintertreiben werden.

Jac. Die Söhne werden dem Vater nichts vor-
zuschreiben haben.

Han. Ein Vater lässet sich nicht befehlen; aber
wo die Kinder bitten/ wo sie zweifeln/ ich dörffte
bald sagen/ wo sie lästern/ da wird der Väterli-
che Wille leicht wiederruffet.

Jac. Sie haben nicht Ursach diese Untreu an mir
zubeweisen.
Han.
Heyrath.
Han. Es iſt noch mehr/ er hat ſich in Rahel
verliebet.

Jac. Noch mehr/ mein Freund? Ich habe mehr/
nach dem Herr Laban ſein Verſprechen nicht wie-
derruffen kan.

Han. Er hat ſich als ein Hirte verkleidet/ mit
dem ausdruͤcklichen Vorſatze/ nicht eher an ſeinen
Fuͤrſten Stand zugedencken/ als biß er durch die
ſchoͤnſte Schaͤferin waͤre vergnuͤget worden.

Jac. Ich habe das Alter mit GOttes Huͤlffe
erreichet/ da ich die Phantaſey der blinden Jugend
verachten kan.

Han. Wie aber wenn er von einem Vater ſe-
cundiret
wuͤrde/ welchen man nicht verachten
duͤrffte.

Jac. Gnung/ daß ich auch vor dieſem Secundan-
ten unerſchrocken bin; ehe ſich der alte Kemuel da-
zu reſolviren wird/ ſo hoffe ich die ſchoͤnſte unter den
Schaͤferinnen als mein ſuͤſſes Eigenthum in die Ar-
men zuſchlieſſen.

Han. Herr Laban hat Soͤhne/ welche das Werck
leichte auf etliche Monat hintertreiben werden.

Jac. Die Soͤhne werden dem Vater nichts vor-
zuſchreiben haben.

Han. Ein Vater laͤſſet ſich nicht befehlen; aber
wo die Kinder bitten/ wo ſie zweifeln/ ich doͤrffte
bald ſagen/ wo ſie laͤſtern/ da wird der Vaͤterli-
che Wille leicht wiederruffet.

Jac. Sie haben nicht Urſach dieſe Untreu an mir
zubeweiſen.
Han.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0036" n="15"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Heyrath.</hi> </fw><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Han.</hi> </speaker>
              <p>Es i&#x017F;t noch mehr/ er hat &#x017F;ich in Rahel<lb/>
verliebet.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Jac.</hi> </speaker>
              <p>Noch mehr/ mein Freund? Ich habe mehr/<lb/>
nach dem Herr <hi rendition="#aq">Laban</hi> &#x017F;ein Ver&#x017F;prechen nicht wie-<lb/>
derruffen kan.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Han.</hi> </speaker>
              <p>Er hat &#x017F;ich als ein Hirte verkleidet/ mit<lb/>
dem ausdru&#x0364;cklichen Vor&#x017F;atze/ nicht eher an &#x017F;einen<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten Stand zugedencken/ als biß er durch die<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Scha&#x0364;ferin wa&#x0364;re vergnu&#x0364;get worden.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Jac.</hi> </speaker>
              <p>Ich habe das Alter mit GOttes Hu&#x0364;lffe<lb/>
erreichet/ da ich die Phanta&#x017F;ey der blinden Jugend<lb/>
verachten kan.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Han.</hi> </speaker>
              <p>Wie aber wenn er von einem Vater <hi rendition="#aq">&#x017F;e-<lb/>
cundiret</hi> wu&#x0364;rde/ welchen man nicht verachten<lb/>
du&#x0364;rffte.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Jac.</hi> </speaker>
              <p>Gnung/ daß ich auch vor die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Secundan-</hi><lb/>
ten uner&#x017F;chrocken bin; ehe &#x017F;ich der alte <hi rendition="#aq">Kemuel</hi> da-<lb/>
zu <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>ren wird/ &#x017F;o hoffe ich die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te unter den<lb/>
Scha&#x0364;ferinnen als mein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es Eigenthum in die Ar-<lb/>
men zu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Han.</hi> </speaker>
              <p>Herr Laban hat So&#x0364;hne/ welche das Werck<lb/>
leichte auf etliche Monat hintertreiben werden.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Jac.</hi> </speaker>
              <p>Die So&#x0364;hne werden dem Vater nichts vor-<lb/>
zu&#x017F;chreiben haben.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Han.</hi> </speaker>
              <p>Ein Vater la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich nicht befehlen; aber<lb/>
wo die Kinder bitten/ wo &#x017F;ie zweifeln/ ich do&#x0364;rffte<lb/>
bald &#x017F;agen/ wo &#x017F;ie la&#x0364;&#x017F;tern/ da wird der Va&#x0364;terli-<lb/>
che Wille leicht wiederruffet.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Jac.</hi> </speaker>
              <p>Sie haben nicht Ur&#x017F;ach die&#x017F;e Untreu an mir<lb/>
zubewei&#x017F;en.</p>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Han.</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0036] Heyrath. Han. Es iſt noch mehr/ er hat ſich in Rahel verliebet. Jac. Noch mehr/ mein Freund? Ich habe mehr/ nach dem Herr Laban ſein Verſprechen nicht wie- derruffen kan. Han. Er hat ſich als ein Hirte verkleidet/ mit dem ausdruͤcklichen Vorſatze/ nicht eher an ſeinen Fuͤrſten Stand zugedencken/ als biß er durch die ſchoͤnſte Schaͤferin waͤre vergnuͤget worden. Jac. Ich habe das Alter mit GOttes Huͤlffe erreichet/ da ich die Phantaſey der blinden Jugend verachten kan. Han. Wie aber wenn er von einem Vater ſe- cundiret wuͤrde/ welchen man nicht verachten duͤrffte. Jac. Gnung/ daß ich auch vor dieſem Secundan- ten unerſchrocken bin; ehe ſich der alte Kemuel da- zu reſolviren wird/ ſo hoffe ich die ſchoͤnſte unter den Schaͤferinnen als mein ſuͤſſes Eigenthum in die Ar- men zuſchlieſſen. Han. Herr Laban hat Soͤhne/ welche das Werck leichte auf etliche Monat hintertreiben werden. Jac. Die Soͤhne werden dem Vater nichts vor- zuſchreiben haben. Han. Ein Vater laͤſſet ſich nicht befehlen; aber wo die Kinder bitten/ wo ſie zweifeln/ ich doͤrffte bald ſagen/ wo ſie laͤſtern/ da wird der Vaͤterli- che Wille leicht wiederruffet. Jac. Sie haben nicht Urſach dieſe Untreu an mir zubeweiſen. Han.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/36
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/36>, abgerufen am 21.11.2024.