Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.MASANIELLO. Alleg. (Wickelt sich poßierlich in den Sack.) Herr/ da steh ich: der Sack soll mich Stahleysen- seste machen: Denn ich habe schon so viel Millio- nen Ducaten darinnen/ als ihr Herren allzusam- men in Gedancken erwuchert habt: ehe ihr mich trefft/ so müst jhr 100000. Ducaten durchstossen. Rocc. Nun merck ich erst/ daß du rasende bist. Alleg. Und ich mercke/ daß jhr nunmehr klug seyd: Ach wer das Werck mit den hohen Zöllen et- was niedriger gespannet hätte/ der dürffte sich nicht in das Castell/ als wie eine arme Bestie in jhr Fuchsloch verkriechen. Rocc. Du hörest noch nicht auf hohe Perso- nen zu beschimpffen. Alleg. Ich wil einmahl reden als ein Philoso- phus. Die Tugend beschimpffet niemanden/ atqvi & sic conseqventer: Die Warheit ist eine Tugend. Ergo ergius ergissime so beschimpffet meine War- heit niemanden. Concedo totum argumentum. Rocc. Der Kerl ist besessen: Ein Außländischer Geist redet fremde Sprachen aus jhm. Torr. In den Sack gesteckt/ und an Ketten ge- schlossen das wird die beste Cur seyn. Alleg. Legt euer Geld an Ketten/ das jhr ins künfftige haben solt/ es möchte sonst so viel Beine kriegen/ als Personen in Neapolis sind. Doch wenn B b 2
MASANIELLO. Alleg. (Wickelt ſich poßierlich in den Sack.) Herr/ da ſteh ich: der Sack ſoll mich Stahleyſen- ſeſte machen: Denn ich habe ſchon ſo viel Millio- nen Ducaten darinnen/ als ihr Herren allzuſam- men in Gedancken erwuchert habt: ehe ihr mich trefft/ ſo muͤſt jhr 100000. Ducaten durchſtoſſen. Rocc. Nun merck ich erſt/ daß du raſende biſt. Alleg. Und ich mercke/ daß jhr nunmehr klug ſeyd: Ach wer das Werck mit den hohen Zoͤllen et- was niedriger geſpannet haͤtte/ der duͤrffte ſich nicht in das Caſtell/ als wie eine arme Beſtie in jhr Fuchsloch verkriechen. Rocc. Du hoͤreſt noch nicht auf hohe Perſo- nen zu beſchimpffen. Alleg. Ich wil einmahl reden als ein Philoſo- phus. Die Tugend beſchimpffet niemanden/ atqvi & ſic conſeqventer: Die Warheit iſt eine Tugend. Ergo ergius ergiſſimè ſo beſchimpffet meine War- heit niemanden. Concedo totum argumentum. Rocc. Der Kerl iſt beſeſſen: Ein Außlaͤndiſcher Geiſt redet fremde Sprachen aus jhm. Torr. In den Sack geſteckt/ und an Ketten ge- ſchloſſen das wird die beſte Cur ſeyn. Alleg. Legt euer Geld an Ketten/ das jhr ins kuͤnfftige haben ſolt/ es moͤchte ſonſt ſo viel Beine kriegen/ als Perſonen in Neapolis ſind. Doch wenn B b 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0360" n="19"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">MASANIELLO.</hi> </hi> </fw><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Alleg.</hi> </speaker> <stage>(<hi rendition="#fr">Wickelt ſich poßierlich in den<lb/> Sack.</hi>)</stage><lb/> <p>Herr/ da ſteh ich: der Sack ſoll mich Stahleyſen-<lb/> ſeſte machen: Denn ich habe ſchon ſo viel Millio-<lb/> nen Ducaten darinnen/ als ihr Herren allzuſam-<lb/> men in Gedancken erwuchert habt: ehe ihr mich<lb/> trefft/ ſo muͤſt jhr 100000. Ducaten durchſtoſſen.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Rocc.</hi> </speaker> <p>Nun merck ich erſt/ daß du raſende biſt.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Alleg.</hi> </speaker> <p>Und ich mercke/ daß jhr nunmehr klug<lb/> ſeyd: Ach wer das Werck mit den hohen Zoͤllen et-<lb/> was niedriger geſpannet haͤtte/ der duͤrffte ſich nicht<lb/> in das Caſtell/ als wie eine arme Beſtie in jhr<lb/> Fuchsloch verkriechen.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Rocc.</hi> </speaker> <p>Du hoͤreſt noch nicht auf hohe Perſo-<lb/> nen zu beſchimpffen.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Alleg.</hi> </speaker> <p>Ich wil einmahl reden als ein <hi rendition="#aq">Philoſo-<lb/> phus.</hi> Die Tugend beſchimpffet niemanden/ <hi rendition="#aq">atqvi<lb/> & ſic conſeqventer:</hi> Die Warheit iſt eine Tugend.<lb/><hi rendition="#aq">Ergo ergius ergiſſimè</hi> ſo beſchimpffet meine War-<lb/> heit niemanden. <hi rendition="#aq">Concedo totum argumentum.</hi></p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Rocc.</hi> </speaker> <p>Der Kerl iſt beſeſſen: Ein Außlaͤndiſcher<lb/> Geiſt redet fremde Sprachen aus jhm.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Torr.</hi> </speaker> <p>In den Sack geſteckt/ und an Ketten ge-<lb/> ſchloſſen das wird die beſte Cur ſeyn.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Alleg.</hi> </speaker> <p>Legt euer Geld an Ketten/ das jhr ins<lb/> kuͤnfftige haben ſolt/ es moͤchte ſonſt ſo viel Beine<lb/> kriegen/ als Perſonen in <hi rendition="#aq">Neapolis</hi> ſind. Doch<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wenn</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0360]
MASANIELLO.
Alleg. (Wickelt ſich poßierlich in den
Sack.)
Herr/ da ſteh ich: der Sack ſoll mich Stahleyſen-
ſeſte machen: Denn ich habe ſchon ſo viel Millio-
nen Ducaten darinnen/ als ihr Herren allzuſam-
men in Gedancken erwuchert habt: ehe ihr mich
trefft/ ſo muͤſt jhr 100000. Ducaten durchſtoſſen.
Rocc. Nun merck ich erſt/ daß du raſende biſt.
Alleg. Und ich mercke/ daß jhr nunmehr klug
ſeyd: Ach wer das Werck mit den hohen Zoͤllen et-
was niedriger geſpannet haͤtte/ der duͤrffte ſich nicht
in das Caſtell/ als wie eine arme Beſtie in jhr
Fuchsloch verkriechen.
Rocc. Du hoͤreſt noch nicht auf hohe Perſo-
nen zu beſchimpffen.
Alleg. Ich wil einmahl reden als ein Philoſo-
phus. Die Tugend beſchimpffet niemanden/ atqvi
& ſic conſeqventer: Die Warheit iſt eine Tugend.
Ergo ergius ergiſſimè ſo beſchimpffet meine War-
heit niemanden. Concedo totum argumentum.
Rocc. Der Kerl iſt beſeſſen: Ein Außlaͤndiſcher
Geiſt redet fremde Sprachen aus jhm.
Torr. In den Sack geſteckt/ und an Ketten ge-
ſchloſſen das wird die beſte Cur ſeyn.
Alleg. Legt euer Geld an Ketten/ das jhr ins
kuͤnfftige haben ſolt/ es moͤchte ſonſt ſo viel Beine
kriegen/ als Perſonen in Neapolis ſind. Doch
wenn
B b 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |