Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.MASANIELLO. Don. Aber nicht mit Ruin des andern Volcks. Ferr. Das Volck ist dessentwegen gebohren/ da- mit es dienen sol. Wenn ein solcher Bube sechs Pfennige mehr im Sacke hat/ als er verzehren kan/ so wird er hoffärtig. Don. Und wenn ein armer Mann sechs Pfen- nige des Tages weniger hat/ als er verzehren soll/ so wird er ungeduldig/ biß die Ungedult zu einer Raserey hinaus schläget. Ferr. Gegen rasende Leute gebraucht man sich der Schärffe: Ob Neapolis hundert tausend Köpf- fe weniger hat/ so wird dem Königreiche gar we- nig abgehen. Don. So wollen wir diese hundert tausend Per- sonen ohne Zoll passiren lassen/ und damit würde dem Königreiche gleichfals nichts abgehen. Ferr. Der Herr Secretarius schertzet mit einer Sache/ darin er die Raison besser verstehet. Don. Aber wo sind die Soldaten/ welche uns hundert tausend Köpffe liefern können? Ferr. Das weiß auch der Herr Secretari besser als ich. Don. Ich kenne den Staat von Neapolis wohl/ man muß hazardiren. Aber es heist/ wie bey dem Charten-Spiel/ wagen gewint/ wagen verspielt. Ferr. Wir wollen diese Discurse fort setzen/ wenn uns die Zeit bessre Ruhe vergönnen wird: Aber was fangen wir nun an/ nach dem der Karn in den Morast geschoben ist? Alleg.
MASANIELLO. Don. Aber nicht mit Ruin des andern Volcks. Ferr. Das Volck iſt deſſentwegen gebohren/ da- mit es dienen ſol. Wenn ein ſolcher Bube ſechs Pfennige mehr im Sacke hat/ als er verzehren kan/ ſo wird er hoffaͤrtig. Don. Und wenn ein armer Mann ſechs Pfen- nige des Tages weniger hat/ als er verzehren ſoll/ ſo wird er ungeduldig/ biß die Ungedult zu einer Raſerey hinaus ſchlaͤget. Ferr. Gegen raſende Leute gebraucht man ſich der Schaͤrffe: Ob Neapolis hundert tauſend Koͤpf- fe weniger hat/ ſo wird dem Koͤnigreiche gar we- nig abgehen. Don. So wollen wir dieſe hundert tauſend Per- ſonen ohne Zoll paſſiren laſſen/ und damit wuͤrde dem Koͤnigreiche gleichfals nichts abgehen. Ferr. Der Herr Secretarius ſchertzet mit einer Sache/ darin er die Raiſon beſſer verſtehet. Don. Aber wo ſind die Soldaten/ welche uns hundert tauſend Koͤpffe liefern koͤnnen? Ferr. Das weiß auch der Herr Secretari beſſer als ich. Don. Ich kenne den Staat von Neapolis wohl/ man muß hazardiren. Aber es heiſt/ wie bey dem Charten-Spiel/ wagen gewint/ wagen verſpielt. Ferr. Wir wollen dieſe Diſcurſe fort ſetzen/ weñ uns die Zeit beſſre Ruhe vergoͤnnen wird: Aber was fangen wir nun an/ nach dem der Karn in den Moraſt geſchoben iſt? Alleg.
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MASANIELLO.
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Pfennige mehr im Sacke hat/ als er verzehren kan/
ſo wird er hoffaͤrtig.
Don. Und wenn ein armer Mann ſechs Pfen-
nige des Tages weniger hat/ als er verzehren ſoll/
ſo wird er ungeduldig/ biß die Ungedult zu einer
Raſerey hinaus ſchlaͤget.
Ferr. Gegen raſende Leute gebraucht man ſich
der Schaͤrffe: Ob Neapolis hundert tauſend Koͤpf-
fe weniger hat/ ſo wird dem Koͤnigreiche gar we-
nig abgehen.
Don. So wollen wir dieſe hundert tauſend Per-
ſonen ohne Zoll paſſiren laſſen/ und damit wuͤrde
dem Koͤnigreiche gleichfals nichts abgehen.
Ferr. Der Herr Secretarius ſchertzet mit einer
Sache/ darin er die Raiſon beſſer verſtehet.
Don. Aber wo ſind die Soldaten/ welche uns
hundert tauſend Koͤpffe liefern koͤnnen?
Ferr. Das weiß auch der Herr Secretari beſſer
als ich.
Don. Ich kenne den Staat von Neapolis wohl/
man muß hazardiren. Aber es heiſt/ wie bey dem
Charten-Spiel/ wagen gewint/ wagen verſpielt.
Ferr. Wir wollen dieſe Diſcurſe fort ſetzen/ weñ
uns die Zeit beſſre Ruhe vergoͤnnen wird: Aber
was fangen wir nun an/ nach dem der Karn in den
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