Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Der Haupt-Rebelle schützen sollen/ welche durch jhre Heyrath die Affe-ction zu dem Frauen-Zimmer deutlich genung er- wiesen haben. Flav. Ach! wenn ich nur den schändlichen Grau- bärtigen Kerl nicht etwan anbefohlen würde! Ich fürchte mich doch zu to de/ wo ich zu dem garsti- gen Narren in die Zelle kriechen soll. Mar. Schwestrichen/ die Noth muß alles ent- schuldigen/ und wer weiß was vor Heiligkeit auß seinem heiligen Knister-Barte heraus steigt/ daß wir dich hernach als eine Heilige Person anbeten müssen. Bianc. Die Zeit ist nicht darnach/ daß wir scher- tzen. Ross. Noch viel weniger ist sie darnach/ daß wir unsere Wolthäter verachten. Flav. Ach! wer weiß/ schlagen uns die Solda- ten nicht in den Zellen zu tode! Mar. Es wäre[01C0] gewiß ein Possen: so führen wir mit den Geistlichen Herren in Himmel/ und mü- sten sie vielleicht in Ewigkeit neben uns sitzen las- sen. Bianc. Schwestrichen/ du hast eine glückliche Natur/ in dem dn auch bey so betrübter Zeit frey- mütig schertzen kanst. Ross. Mir ist das schertzen vergangen/ weil mein Herr Vater mitten in der Gefahr schwebet. Flav. Und wer weiß wo meine Frau Mutter mehr um mich bekümmert ist/ als um jhrer eige- ne Wohlfahrt. Mar.
Der Haupt-Rebelle ſchuͤtzen ſollen/ welche durch jhre Heyrath die Affe-ction zu dem Frauen-Zimmer deutlich genung er- wieſen haben. Flav. Ach! wenn ich nur den ſchaͤndlichen Grau- baͤrtigen Kerl nicht etwan anbefohlen wuͤrde! Ich fuͤrchte mich doch zu to de/ wo ich zu dem garſti- gen Narren in die Zelle kriechen ſoll. Mar. Schweſtrichen/ die Noth muß alles ent- ſchuldigen/ und wer weiß was vor Heiligkeit auß ſeinem heiligen Kniſter-Barte heraus ſteigt/ daß wir dich hernach als eine Heilige Perſon anbeten muͤſſen. Bianc. Die Zeit iſt nicht darnach/ daß wir ſcher- tzen. Roſſ. Noch viel weniger iſt ſie darnach/ daß wir unſere Wolthaͤter verachten. Flav. Ach! wer weiß/ ſchlagen uns die Solda- ten nicht in den Zellen zu tode! Mar. Es waͤre[01C0] gewiß ein Poſſen: ſo fuͤhren wir mit den Geiſtlichen Herren in Himmel/ und muͤ- ſten ſie vielleicht in Ewigkeit neben uns ſitzen laſ- ſen. Bianc. Schweſtrichen/ du haſt eine gluͤckliche Natur/ in dem dn auch bey ſo betruͤbter Zeit frey- muͤtig ſchertzen kanſt. Roſſ. Mir iſt das ſchertzen vergangen/ weil mein Herr Vater mitten in der Gefahr ſchwebet. Flav. Und wer weiß wo meine Frau Mutter mehr um mich bekuͤmmert iſt/ als um jhrer eige- ne Wohlfahrt. Mar.
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Der Haupt-Rebelle
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wieſen haben.
Flav. Ach! wenn ich nur den ſchaͤndlichen Grau-
baͤrtigen Kerl nicht etwan anbefohlen wuͤrde! Ich
fuͤrchte mich doch zu to de/ wo ich zu dem garſti-
gen Narren in die Zelle kriechen ſoll.
Mar. Schweſtrichen/ die Noth muß alles ent-
ſchuldigen/ und wer weiß was vor Heiligkeit auß
ſeinem heiligen Kniſter-Barte heraus ſteigt/ daß
wir dich hernach als eine Heilige Perſon anbeten
muͤſſen.
Bianc. Die Zeit iſt nicht darnach/ daß wir ſcher-
tzen.
Roſſ. Noch viel weniger iſt ſie darnach/ daß wir
unſere Wolthaͤter verachten.
Flav. Ach! wer weiß/ ſchlagen uns die Solda-
ten nicht in den Zellen zu tode!
Mar. Es waͤre01C0 gewiß ein Poſſen: ſo fuͤhren wir
mit den Geiſtlichen Herren in Himmel/ und muͤ-
ſten ſie vielleicht in Ewigkeit neben uns ſitzen laſ-
ſen.
Bianc. Schweſtrichen/ du haſt eine gluͤckliche
Natur/ in dem dn auch bey ſo betruͤbter Zeit frey-
muͤtig ſchertzen kanſt.
Roſſ. Mir iſt das ſchertzen vergangen/ weil mein
Herr Vater mitten in der Gefahr ſchwebet.
Flav. Und wer weiß wo meine Frau Mutter
mehr um mich bekuͤmmert iſt/ als um jhrer eige-
ne Wohlfahrt.
Mar.
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