Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.MASANIELLO. heranwachsenden Alter mehr Gelegenheit zum Nach-sinnen überlassen möchte. Vielmehr ist dieses mein hertzlicher Wunsch/ daß die Hochgeneigten Zu- schauer durch meine Wenigkeit verstehen möchten/ wie so gar angenehm und erfreulich diese unver- muthete und recht unverdiente Gegenwart allen und jeden gewesen sey. Sie erkennen hieraus gar wohl/ daß eine vortrefliche Wohlthat mit ebenmäßi- gen Dancke soll abgeführet werden: Immittels da unser gantzes Reichthum annoch in blossen Wor- ten bestehet/ so wird unsere Danckbarkeit kein Un- gleiches Urtheil zu befürchten haben/ wenn wir ei- nen immerwährenden Nachruhm versprechen/ un- sere Dienstfertigste und willigste Auffwartung zu dero gütigen und freundlichen Befehl überlassen/ auch endlich den grossen GOtt inständig anruffen/ daß er die Affection gegen die sämtlichen Studie- renden mit vielfältigen Schutze/ mit unverwelckten Segen und aller selbst-belieblichen Fruchtbarkeit vergnügen wolle. Und gleich wie kein Zweifel ist/ es werde die Wirckung eines gehorsamen Wun- sches nicht allerdings aussen bleiben/ so werden wir auch alle mahl rühmen/ daß der Masaniello in seinem Lebens-Lauffe zwar einen unglückseligen Aus- gang/ gleichwohl aber dieses Schau-Spiel ein glückseliges Ende gewonnen habe. Was noch übrig ist/ so werden sich die Hochgeneigten Zuschauer durch den Antrieb jhrer Gütigkeit noch bewegen lassen/ auf den Morgenden Tag/ beliebts GOtt/ an
MASANIELLO. heranwachſenden Alter mehr Gelegenheit zum Nach-ſinnen uͤberlaſſen moͤchte. Vielmehr iſt dieſes mein hertzlicher Wunſch/ daß die Hochgeneigten Zu- ſchauer durch meine Wenigkeit verſtehen moͤchten/ wie ſo gar angenehm und erfreulich dieſe unver- muthete und recht unverdiente Gegenwart allen und jeden geweſen ſey. Sie erkennen hieraus gar wohl/ daß eine vortrefliche Wohlthat mit ebenmaͤßi- gen Dancke ſoll abgefuͤhret werden: Immittels da unſer gantzes Reichthum annoch in bloſſen Wor- ten beſtehet/ ſo wird unſere Danckbarkeit kein Un- gleiches Urtheil zu befuͤrchten haben/ wenn wir ei- nen immerwaͤhrenden Nachruhm verſprechen/ un- ſere Dienſtfertigſte und willigſte Auffwartung zu dero guͤtigen und freundlichen Befehl uͤberlaſſen/ auch endlich den groſſen GOtt inſtaͤndig anruffen/ daß er die Affection gegen die ſaͤmtlichen Studie- renden mit vielfaͤltigen Schutze/ mit unverwelckten Segen und aller ſelbſt-belieblichen Fruchtbarkeit vergnuͤgen wolle. Und gleich wie kein Zweifel iſt/ es werde die Wirckung eines gehorſamen Wun- ſches nicht allerdings auſſen bleiben/ ſo werden wir auch alle mahl ruͤhmen/ daß der Maſaniello in ſeinem Lebens-Lauffe zwar einen ungluͤckſeligen Aus- gang/ gleichwohl aber dieſes Schau-Spiel ein gluͤckſeliges Ende gewonnen habe. Was noch uͤbrig iſt/ ſo werden ſich die Hochgeneigten Zuſchauer durch den Antrieb jhrer Guͤtigkeit noch bewegen laſſen/ auf den Morgenden Tag/ beliebts GOtt/ an
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MASANIELLO.
heranwachſenden Alter mehr Gelegenheit zum Nach-
ſinnen uͤberlaſſen moͤchte. Vielmehr iſt dieſes mein
hertzlicher Wunſch/ daß die Hochgeneigten Zu-
ſchauer durch meine Wenigkeit verſtehen moͤchten/
wie ſo gar angenehm und erfreulich dieſe unver-
muthete und recht unverdiente Gegenwart allen
und jeden geweſen ſey. Sie erkennen hieraus gar
wohl/ daß eine vortrefliche Wohlthat mit ebenmaͤßi-
gen Dancke ſoll abgefuͤhret werden: Immittels da
unſer gantzes Reichthum annoch in bloſſen Wor-
ten beſtehet/ ſo wird unſere Danckbarkeit kein Un-
gleiches Urtheil zu befuͤrchten haben/ wenn wir ei-
nen immerwaͤhrenden Nachruhm verſprechen/ un-
ſere Dienſtfertigſte und willigſte Auffwartung zu
dero guͤtigen und freundlichen Befehl uͤberlaſſen/
auch endlich den groſſen GOtt inſtaͤndig anruffen/
daß er die Affection gegen die ſaͤmtlichen Studie-
renden mit vielfaͤltigen Schutze/ mit unverwelckten
Segen und aller ſelbſt-belieblichen Fruchtbarkeit
vergnuͤgen wolle. Und gleich wie kein Zweifel
iſt/ es werde die Wirckung eines gehorſamen Wun-
ſches nicht allerdings auſſen bleiben/ ſo werden
wir auch alle mahl ruͤhmen/ daß der Maſaniello in
ſeinem Lebens-Lauffe zwar einen ungluͤckſeligen Aus-
gang/ gleichwohl aber dieſes Schau-Spiel ein
gluͤckſeliges Ende gewonnen habe. Was noch uͤbrig
iſt/ ſo werden ſich die Hochgeneigten Zuſchauer
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/578>, abgerufen am 27.07.2024. |