Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Comica. Rob. Grossen Danck guter Freund/ GOtt ge- be euch wieder so viel. Wer seyd jhr? Bon. Mein Nahme ist Bonifacius Lauten-Sack/ wolbestalter Kirch-Schreiber zu Bettelrode. Rob. Wer ist den Schulmeister daselst? Bon. Ich hab es als Kirchenschreiber zu ver- walten: doch weil unser Dorff eines von dem besten ist/ so haben Richter und Eltesten vor acht Jahren einen Schluß gemacht/ daß sie nicht mehr einen Schulmeister/ sondern einen Kirchschreiber wollen annehmen. Rob. Nun/ nun/ so sehe ich wol/ wenn der Kirch- Schreiber die Chor-Treppe herunter fällt/ so steht ein Schulmeister wieder auff. Aber worin beste- het euer Anbringen? Bon. (Ad Spectat.) Das kan mich kräncken/ daß mich die Herren solch unnöthig Ding fragen/ darüber vergesse ich meine Reden: ich möchte immer um einen Abtrit bitten/ daß mich mein Sohn draussen noch einmahl über- hören könte. Rob. Nun wie stehts/ was habt jhr vor ein An- liegen? Bon. Es ist mir leyd/ ich möchte die Herren in jhren Ambtsgeschäfften stören. Rob. Was hilffts? wir sind deswegen da/ machts nur fein kurtz/ so viel als möglich ist. Bon. Drum bitte ich auch pro primo, sie wollen mir Ehrengünstig verzeihen/ daß ich jhr wohlweise Magnificentz verstöre. Rob.
Comica. Rob. Groſſen Danck guter Freund/ GOtt ge- be euch wieder ſo viel. Wer ſeyd jhr? Bon. Mein Nahme iſt Bonifacius Lauten-Sack/ wolbeſtalter Kirch-Schreiber zu Bettelrode. Rob. Wer iſt den Schulmeiſter daſelſt? Bon. Ich hab es als Kirchenſchreiber zu ver- walten: doch weil unſer Dorff eines von dem beſten iſt/ ſo haben Richter und Elteſten vor acht Jahren einen Schluß gemacht/ daß ſie nicht mehr einen Schulmeiſter/ ſondern einen Kirchſchreiber wollen annehmen. Rob. Nun/ nun/ ſo ſehe ich wol/ wenn der Kirch- Schreiber die Chor-Treppe herunter faͤllt/ ſo ſteht ein Schulmeiſter wieder auff. Aber worin beſte- het euer Anbringen? Bon. (Ad Spectat.) Das kan mich kraͤncken/ daß mich die Herren ſolch unnoͤthig Ding fragen/ daruͤber vergeſſe ich meine Reden: ich moͤchte immer um einen Abtrit bitten/ daß mich mein Sohn drauſſen noch einmahl uͤber- hoͤren koͤnte. Rob. Nun wie ſtehts/ was habt jhr vor ein An- liegen? Bon. Es iſt mir leyd/ ich moͤchte die Herren in jhren Ambtsgeſchaͤfften ſtoͤren. Rob. Was hilffts? wir ſind deswegen da/ machts nur fein kurtz/ ſo viel als moͤglich iſt. Bon. Drum bitte ich auch pro primo, ſie wollen mir Ehrenguͤnſtig verzeihen/ daß ich jhr wohlweiſe Magnificentz verſtoͤre. Rob.
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Bon. Mein Nahme iſt Bonifacius Lauten-Sack/
wolbeſtalter Kirch-Schreiber zu Bettelrode.
Rob. Wer iſt den Schulmeiſter daſelſt?
Bon. Ich hab es als Kirchenſchreiber zu ver-
walten: doch weil unſer Dorff eines von dem beſten
iſt/ ſo haben Richter und Elteſten vor acht Jahren
einen Schluß gemacht/ daß ſie nicht mehr einen
Schulmeiſter/ ſondern einen Kirchſchreiber wollen
annehmen.
Rob. Nun/ nun/ ſo ſehe ich wol/ wenn der Kirch-
Schreiber die Chor-Treppe herunter faͤllt/ ſo ſteht
ein Schulmeiſter wieder auff. Aber worin beſte-
het euer Anbringen?
Bon. (Ad Spectat.)
Das kan mich kraͤncken/ daß mich die Herren ſolch
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Magnificentz verſtoͤre.
Rob.
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