Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Comica. Veit. Herr das bin ich. Rob. Habt jhr auch eine Comödie gemacht? Veit. So viel als ich bey meinem schweren Avi- sen Singen gelernet habe/ so viel ist auf einmahl in der gegenwärtigen Invention ausgeschüttet worden. Rob. Was habt jhr bey diesem Ampte zu thun? Veit. Ich muß zusehen/ daß die alten gedruckten Zeitungen in diesem Jahre wieder aufgeleget wer- den. Denn es geschicht doch nichts neues unter der Sonnen. Rob. So kan euch das Zeitungs-schreiben nicht schwer fallen. Veit. Aber es ist eine Kunst/ wenn man altes und neues vermengen kan. Ich halte einen Bet- ler in Bestallung/ der bettelt sich alle Jahr biß auf Venedig/ und wenn er wieder heim kömt/ so bringt er so viel Historien und Wunderzeichen mit/ daß ich zehn Jahr daran zu machen hätte/ wenn ich al- les solte in Verse bringen. Rob. Aber der Betler wird doch über alles ei- nen gesiegelten Brieff haben/ ob es auch wahr ist. Veit. Wer fragt nach dem Siegel? Wenn der Qvarck gedruckt ist/ so halten die Bauren mehr darauff/ als wenn er besiegelt wäre. Rob. So sehe ich wol/ es wird euch an der Ma- terie zu einem kurtzweiligen Possen-Spiele nicht gemangelt haben. Veit. Ach nein. Wer so viel schröckliche Wun- derzeichen absingen muß/ der läst sich die Possen wol
Comica. Veit. Herr das bin ich. Rob. Habt jhr auch eine Comoͤdie gemacht? Veit. So viel als ich bey meinem ſchweren Avi- ſen Singen gelernet habe/ ſo viel iſt auf einmahl in der gegenwaͤrtigen Invention ausgeſchuͤttet wordẽ. Rob. Was habt jhr bey dieſem Ampte zu thun? Veit. Ich muß zuſehen/ daß die alten gedruckten Zeitungen in dieſem Jahre wieder aufgeleget wer- den. Denn es geſchicht doch nichts neues unter der Sonnen. Rob. So kan euch das Zeitungs-ſchreiben nicht ſchwer fallen. Veit. Aber es iſt eine Kunſt/ wenn man altes und neues vermengen kan. Ich halte einen Bet- ler in Beſtallung/ der bettelt ſich alle Jahr biß auf Venedig/ und wenn er wieder heim koͤmt/ ſo bringt er ſo viel Hiſtorien und Wunderzeichen mit/ daß ich zehn Jahr daran zu machen haͤtte/ wenn ich al- les ſolte in Verſe bringen. Rob. Aber der Betler wird doch uͤber alles ei- nen geſiegelten Brieff haben/ ob es auch wahr iſt. Veit. Wer fragt nach dem Siegel? Wenn der Qvarck gedruckt iſt/ ſo halten die Bauren mehr darauff/ als wenn er beſiegelt waͤre. Rob. So ſehe ich wol/ es wird euch an der Ma- terie zu einem kurtzweiligen Poſſen-Spiele nicht gemangelt haben. Veit. Ach nein. Wer ſo viel ſchroͤckliche Wun- derzeichen abſingen muß/ der laͤſt ſich die Poſſen wol
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Comica.
Veit. Herr das bin ich.
Rob. Habt jhr auch eine Comoͤdie gemacht?
Veit. So viel als ich bey meinem ſchweren Avi-
ſen Singen gelernet habe/ ſo viel iſt auf einmahl in
der gegenwaͤrtigen Invention ausgeſchuͤttet wordẽ.
Rob. Was habt jhr bey dieſem Ampte zu thun?
Veit. Ich muß zuſehen/ daß die alten gedruckten
Zeitungen in dieſem Jahre wieder aufgeleget wer-
den. Denn es geſchicht doch nichts neues unter
der Sonnen.
Rob. So kan euch das Zeitungs-ſchreiben nicht
ſchwer fallen.
Veit. Aber es iſt eine Kunſt/ wenn man altes
und neues vermengen kan. Ich halte einen Bet-
ler in Beſtallung/ der bettelt ſich alle Jahr biß auf
Venedig/ und wenn er wieder heim koͤmt/ ſo bringt
er ſo viel Hiſtorien und Wunderzeichen mit/ daß
ich zehn Jahr daran zu machen haͤtte/ wenn ich al-
les ſolte in Verſe bringen.
Rob. Aber der Betler wird doch uͤber alles ei-
nen geſiegelten Brieff haben/ ob es auch wahr iſt.
Veit. Wer fragt nach dem Siegel? Wenn der
Qvarck gedruckt iſt/ ſo halten die Bauren mehr
darauff/ als wenn er beſiegelt waͤre.
Rob. So ſehe ich wol/ es wird euch an der Ma-
terie zu einem kurtzweiligen Poſſen-Spiele nicht
gemangelt haben.
Veit. Ach nein. Wer ſo viel ſchroͤckliche Wun-
derzeichen abſingen muß/ der laͤſt ſich die Poſſen
wol
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