Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Absurda Kopffe eine Schlaff-Mütze. Denn alte Leute hal-ten sich gerne warm. Veit. Wo krieg ich denn Weiber-Kleider? Bon. Die gantze Welt ist voller Weiber: da wil ich schon Rath schaffen. Detl. Aber wo krieg denn ich Kleider/ daß ich außsehe/ wie eine Banck? Ich werde mich nim- mermehr lassen mit Bretern verschlagen. Bon. Es ist die Banck/ da der alte Tobias drauff geschlaffen hat: wickelt euch in einen Teppicht/ und legt euch dahin/ so seyd ihr fertig. Grolm. Und ich bin die Wand/ ich werde mich wol beym Mäuer weissen lassen. Bon. Ach nein/ der König besuchte den Tobiam; er hät wol die Vorhänge von dem Bette genommen/ und um die Wand gehangen. Ich wil schon sehen/ daß ich euch putzen lasse/ um das Schwalben-Nest dürfft ihr auch nicht sorgen. Pet. Aber wie lange sol ich mich in den Federn her- um weltzen/ biß ich zur Schwalbe werde? Bon. Zwey Gebund Flederwische thun viel. Die Leute wissens doch wol/ daß ihr nicht die rechte Schwalbe seyd. Kil. Wenn ich der Engel bin/ so werd ich wol mein schwartz Ehren-Kleid anziehen. Bon. Die guten Engel gehen auch in schwartzen Kleidern; Ein weiß Hembde/ ein roth Band/ ein geneht Schnuptuch um den Halß/ eine gestrickte Haube
Absurda Kopffe eine Schlaff-Muͤtze. Denn alte Leute hal-ten ſich gerne warm. Veit. Wo krieg ich denn Weiber-Kleider? Bon. Die gantze Welt iſt voller Weiber: da wil ich ſchon Rath ſchaffen. Detl. Aber wo krieg denn ich Kleider/ daß ich außſehe/ wie eine Banck? Ich werde mich nim- mermehr laſſen mit Bretern verſchlagen. Bon. Es iſt die Banck/ da der alte Tobias drauff geſchlaffen hat: wickelt euch in einen Teppicht/ und legt euch dahin/ ſo ſeyd ihr fertig. Grolm. Und ich bin die Wand/ ich werde mich wol beym Maͤuer weiſſen laſſen. Bon. Ach nein/ der Koͤnig beſuchte den Tobiam; er haͤt wol die Vorhaͤnge von dem Bette genom̃en/ und um die Wand gehangen. Ich wil ſchon ſehen/ daß ich euch putzen laſſe/ um das Schwalben-Neſt duͤrfft ihr auch nicht ſorgen. Pet. Aber wie lange ſol ich mich in den Federn her- um weltzen/ biß ich zur Schwalbe werde? Bon. Zwey Gebund Flederwiſche thun viel. Die Leute wiſſens doch wol/ daß ihr nicht die rechte Schwalbe ſeyd. Kil. Wenn ich der Engel bin/ ſo werd ich wol mein ſchwartz Ehren-Kleid anziehen. Bon. Die guten Engel gehen auch in ſchwartzen Kleidern; Ein weiß Hembde/ ein roth Band/ ein geneht Schnuptuch um den Halß/ eine geſtrickte Haube
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Absurda
Kopffe eine Schlaff-Muͤtze. Denn alte Leute hal-
ten ſich gerne warm.
Veit. Wo krieg ich denn Weiber-Kleider?
Bon. Die gantze Welt iſt voller Weiber: da wil
ich ſchon Rath ſchaffen.
Detl. Aber wo krieg denn ich Kleider/ daß ich
außſehe/ wie eine Banck? Ich werde mich nim-
mermehr laſſen mit Bretern verſchlagen.
Bon. Es iſt die Banck/ da der alte Tobias drauff
geſchlaffen hat: wickelt euch in einen Teppicht/ und
legt euch dahin/ ſo ſeyd ihr fertig.
Grolm. Und ich bin die Wand/ ich werde mich
wol beym Maͤuer weiſſen laſſen.
Bon. Ach nein/ der Koͤnig beſuchte den Tobiam;
er haͤt wol die Vorhaͤnge von dem Bette genom̃en/
und um die Wand gehangen. Ich wil ſchon ſehen/
daß ich euch putzen laſſe/ um das Schwalben-Neſt
duͤrfft ihr auch nicht ſorgen.
Pet. Aber wie lange ſol ich mich in den Federn her-
um weltzen/ biß ich zur Schwalbe werde?
Bon. Zwey Gebund Flederwiſche thun viel. Die
Leute wiſſens doch wol/ daß ihr nicht die rechte
Schwalbe ſeyd.
Kil. Wenn ich der Engel bin/ ſo werd ich wol
mein ſchwartz Ehren-Kleid anziehen.
Bon. Die guten Engel gehen auch in ſchwartzen
Kleidern; Ein weiß Hembde/ ein roth Band/ ein
geneht Schnuptuch um den Halß/ eine geſtrickte
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 282[280]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/621>, abgerufen am 29.07.2024. |