Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Heyrath. Kem. Rahel hat sollen eine Fürstin werden. Da sich nun das Glücke verirret hat/ so wil ich nun die- sen Irrthum durch eine wunderliche Resolution verbessern. Lot. Wir dürffen die Schwester weder loben noch verachten. Mer. Und weil sie ein Fürste lobt/ so dürffen wir seinem Lobe nicht wiedersprechen. Kem. Niedrige Personen werden durch niedri- ge Begierden angegriffen. Ich wil hoffen/ daß ich auch in diesen Schäfer-Kleide meine Fürstliche Hoheit nicht verleugnen werde/ so lange der Zweck meiner Gedancken auf eine Fürstenmäßige Schäffe- rin gerichtet ist. Lot. Wir wollen gern das unsrige darbey ver- richten/ ob wir zwar die Niedrigkeit unsers Ge- schlechts erkennen müssen. Mer. Wir müsten uns in Warheit des hoch- müthigen Beginnens schämen/ wenn mein Durchl. Schäfer seinen Hertzens Grund nicht allzu eifrig entdencket hätte. Kem. Es ist mein Ernst. Die Götter aus Sy- rien machen mich ins künfftige zu dem unglückse- ligsten Menschen/ und lassen die Tage meines Le- bens verflucht seyn/ wofern ich keine Schäferin aus dieser Gegend zu meiner Gemahlin erwehlen wer- de. Aber ach jhr liebsten Freunde/ wollet jhr mich noch ferner in meiner Hoffnung aufhalten? ich ha- be die Ländereyen schon beniemet/ welche zur Ver- gel- D 5
Heyrath. Kem. Rahel hat ſollen eine Fuͤrſtin werden. Da ſich nun das Gluͤcke verirret hat/ ſo wil ich nun die- ſen Irꝛthum durch eine wunderliche Reſolution verbeſſern. Lot. Wir duͤrffen die Schweſter weder loben noch verachten. Mer. Und weil ſie ein Fuͤrſte lobt/ ſo duͤrffen wir ſeinem Lobe nicht wiederſprechen. Kem. Niedrige Perſonen werden durch niedri- ge Begierden angegriffen. Ich wil hoffen/ daß ich auch in dieſen Schaͤfer-Kleide meine Fuͤrſtliche Hoheit nicht verleugnen werde/ ſo lange der Zweck meiner Gedancken auf eine Fuͤrſtenmaͤßige Schaͤffe- rin gerichtet iſt. Lot. Wir wollen gern das unſrige darbey ver- richten/ ob wir zwar die Niedrigkeit unſers Ge- ſchlechts erkennen muͤſſen. Mer. Wir muͤſten uns in Warheit des hoch- muͤthigen Beginnens ſchaͤmen/ wenn mein Durchl. Schaͤfer ſeinen Hertzens Grund nicht allzu eifrig entdencket haͤtte. Kem. Es iſt mein Ernſt. Die Goͤtter aus Sy- rien machen mich ins kuͤnfftige zu dem ungluͤckſe- ligſten Menſchen/ und laſſen die Tage meines Le- bens verflucht ſeyn/ wofern ich keine Schaͤferin aus dieſer Gegend zu meiner Gemahlin erwehlen wer- de. Aber ach jhr liebſten Freunde/ wollet jhr mich noch ferner in meiner Hoffnung aufhalten? ich ha- be die Laͤndereyen ſchon beniemet/ welche zur Ver- gel- D 5
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Heyrath.
Kem. Rahel hat ſollen eine Fuͤrſtin werden. Da
ſich nun das Gluͤcke verirret hat/ ſo wil ich nun die-
ſen Irꝛthum durch eine wunderliche Reſolution
verbeſſern.
Lot. Wir duͤrffen die Schweſter weder loben
noch verachten.
Mer. Und weil ſie ein Fuͤrſte lobt/ ſo duͤrffen wir
ſeinem Lobe nicht wiederſprechen.
Kem. Niedrige Perſonen werden durch niedri-
ge Begierden angegriffen. Ich wil hoffen/ daß ich
auch in dieſen Schaͤfer-Kleide meine Fuͤrſtliche
Hoheit nicht verleugnen werde/ ſo lange der Zweck
meiner Gedancken auf eine Fuͤrſtenmaͤßige Schaͤffe-
rin gerichtet iſt.
Lot. Wir wollen gern das unſrige darbey ver-
richten/ ob wir zwar die Niedrigkeit unſers Ge-
ſchlechts erkennen muͤſſen.
Mer. Wir muͤſten uns in Warheit des hoch-
muͤthigen Beginnens ſchaͤmen/ wenn mein Durchl.
Schaͤfer ſeinen Hertzens Grund nicht allzu eifrig
entdencket haͤtte.
Kem. Es iſt mein Ernſt. Die Goͤtter aus Sy-
rien machen mich ins kuͤnfftige zu dem ungluͤckſe-
ligſten Menſchen/ und laſſen die Tage meines Le-
bens verflucht ſeyn/ wofern ich keine Schaͤferin aus
dieſer Gegend zu meiner Gemahlin erwehlen wer-
de. Aber ach jhr liebſten Freunde/ wollet jhr mich
noch ferner in meiner Hoffnung aufhalten? ich ha-
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