obachtungen über die Grössenverhältnisse der Chromosomen in
den verschiedenen Entwickelungsphasen und Organen des Körpers
liegen zwar noch nicht vor, aber dass die Gesammtmasse der
Kernsubstanz sehr bedeutend wächst während der Embryonal-
entwickelung darf auch ohne solche als sicher gelten. Aus der
oben angeführten Beobachtung von Rückert1) über die Chromo-
somen des Haifisch-Eies scheint mir aber hervorzugehen, dass
das stärkste Wachsthum der Determinanten unmittel-
bar vor und während ihrer Thätigkeit stattfindet. Die
Idanten des Haifisch-Eies wachsen enorm während der Zeit des
Ei-Wachsthums und der histologischen Differenzirung des Eies,
um gegen die Vollendung desselben allmälig wieder an Grösse
abzunehmen und zuletzt bei der erreichten Reife fast auf die
ursprüngliche Kleinheit herabzusinken.
Dies heisst ins Theoretische übersetzt: die den histo-
logischen Bau des Eies bestimmenden Determinanten2)
vermehren sich während der Periode des Eiwachsthums
ganz enorm und entsenden ihre zahllosen Biophoren in
den Eikörper; nachdem dies erfolgt ist, bleiben nur noch die
inzwischen inaktiv gebliebenen Determinanten des Keimplasma's
übrig, welche sich seither nur wenig vermehrt haben und daher
Idanten darstellen, welche nicht viel grösser sind, als sie in der
jugendlichen Eizelle waren. Von diesen Determinanten tritt
dann eine nach der andern vom Beginn der Embryogenese an
obachtungen über die Grössenverhältnisse der Chromosomen in
den verschiedenen Entwickelungsphasen und Organen des Körpers
liegen zwar noch nicht vor, aber dass die Gesammtmasse der
Kernsubstanz sehr bedeutend wächst während der Embryonal-
entwickelung darf auch ohne solche als sicher gelten. Aus der
oben angeführten Beobachtung von Rückert1) über die Chromo-
somen des Haifisch-Eies scheint mir aber hervorzugehen, dass
das stärkste Wachsthum der Determinanten unmittel-
bar vor und während ihrer Thätigkeit stattfindet. Die
Idanten des Haifisch-Eies wachsen enorm während der Zeit des
Ei-Wachsthums und der histologischen Differenzirung des Eies,
um gegen die Vollendung desselben allmälig wieder an Grösse
abzunehmen und zuletzt bei der erreichten Reife fast auf die
ursprüngliche Kleinheit herabzusinken.
Dies heisst ins Theoretische übersetzt: die den histo-
logischen Bau des Eies bestimmenden Determinanten2)
vermehren sich während der Periode des Eiwachsthums
ganz enorm und entsenden ihre zahllosen Biophoren in
den Eikörper; nachdem dies erfolgt ist, bleiben nur noch die
inzwischen inaktiv gebliebenen Determinanten des Keimplasma’s
übrig, welche sich seither nur wenig vermehrt haben und daher
Idanten darstellen, welche nicht viel grösser sind, als sie in der
jugendlichen Eizelle waren. Von diesen Determinanten tritt
dann eine nach der andern vom Beginn der Embryogenese an
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[96/0120]
obachtungen über die Grössenverhältnisse der Chromosomen in
den verschiedenen Entwickelungsphasen und Organen des Körpers
liegen zwar noch nicht vor, aber dass die Gesammtmasse der
Kernsubstanz sehr bedeutend wächst während der Embryonal-
entwickelung darf auch ohne solche als sicher gelten. Aus der
oben angeführten Beobachtung von Rückert 1) über die Chromo-
somen des Haifisch-Eies scheint mir aber hervorzugehen, dass
das stärkste Wachsthum der Determinanten unmittel-
bar vor und während ihrer Thätigkeit stattfindet. Die
Idanten des Haifisch-Eies wachsen enorm während der Zeit des
Ei-Wachsthums und der histologischen Differenzirung des Eies,
um gegen die Vollendung desselben allmälig wieder an Grösse
abzunehmen und zuletzt bei der erreichten Reife fast auf die
ursprüngliche Kleinheit herabzusinken.
Dies heisst ins Theoretische übersetzt: die den histo-
logischen Bau des Eies bestimmenden Determinanten 2)
vermehren sich während der Periode des Eiwachsthums
ganz enorm und entsenden ihre zahllosen Biophoren in
den Eikörper; nachdem dies erfolgt ist, bleiben nur noch die
inzwischen inaktiv gebliebenen Determinanten des Keimplasma’s
übrig, welche sich seither nur wenig vermehrt haben und daher
Idanten darstellen, welche nicht viel grösser sind, als sie in der
jugendlichen Eizelle waren. Von diesen Determinanten tritt
dann eine nach der andern vom Beginn der Embryogenese an
1) Anatomischer Anzeiger vom 10. März 1892.
2) Diese Determinanten des Eies sind das „ovogene Idioplasma“
meiner älteren Schriften, die bestimmende Kernsubstanz für Wachsthum
und histologische Differenzirung des Eies, von der ich lange Zeit glaubte,
dass sie durch die Richtungskörper später aus dem Ei, wenn dasselbe
seine Reife erlangt hat, entfernt würden. Sie bedarf, wie wir jetzt
sehen, einer solchen Entfernung nicht, da sie bei der Ei-Differenzirung
aufgebraucht wird.