und mit der ferneren Tendenz, im Mittelpunkt dieses Gewölbes eine kleine Lücke zu lassen, sowie die Ektoderm-Zellen der Fussfläche zu Schleim absondernden auszugestalten. Dagegen fehlen in dieser Gruppe die Determinanten zur Tentakelbildung. Wird umgekehrt die Gruppe der Ersatz-Determinanten des Vorderendes activ, so erfolgt die Bildung von Zellenreihen mit der Tendenz, sich zur Mundscheibe zusammen zu wölben und eine grosse Lücke, den Mund darin zu lassen. Gewisse Stellen im Umkreise des Mundes wachsen dann zu Tentakeln aus, wo- bei freilich nicht sicher zu sagen ist, warum gerade an dieser und nicht an jener Stelle die Tentakel-Determinanten activ werden. Es wird aber nachher gezeigt werden, dass die Zellen der Hydra und vermuthlich aller thierischen Gewebe "polarisirt" sind in einem gewissen Sinne, d. h. dass sie sich nach vorn und hinten und auch in der Richtung der Querachse verschieden verhalten. Damit und mit den eigenthümlichen Druckverhält- nissen innerhalb des Zellengewölbes der Mundscheibe darf es wohl in Zusammenhang gebracht werden, dass die in Zellen aller Körpergegenden anzunehmenden Tentakel-Determinanten nur an bestimmten Stellen im Umkreis des Mundes activ werden.
Das sind freilich nur Andeutungen, fast nur blosse Ahnungen einer Erklärung, allein ich sehe nicht, wie wir heute schon etwas Besseres geben wollten. Immerhin scheint mir dieser Erklärungs- versuch etwas tiefer zu dringen, als die Annahme Herbert Spencer's, der die Regeneration im Allgemeinen der Krystalli- sation vergleicht, und jedem kleinsten Lebenstheilchen die Fähigkeit zuschreibt, sich unter dem Einfluss des Ganzen jedes- mal so anzuordnen, wie es nöthig ist, damit der gerade fehlende Theil wieder neu gebildet werde. Wenn man nur den Süss- wasser-Polypen ins Auge fasst, dann scheint freilich die eine Erklärung so gut, wie die andere, sobald man aber andere
und mit der ferneren Tendenz, im Mittelpunkt dieses Gewölbes eine kleine Lücke zu lassen, sowie die Ektoderm-Zellen der Fussfläche zu Schleim absondernden auszugestalten. Dagegen fehlen in dieser Gruppe die Determinanten zur Tentakelbildung. Wird umgekehrt die Gruppe der Ersatz-Determinanten des Vorderendes activ, so erfolgt die Bildung von Zellenreihen mit der Tendenz, sich zur Mundscheibe zusammen zu wölben und eine grosse Lücke, den Mund darin zu lassen. Gewisse Stellen im Umkreise des Mundes wachsen dann zu Tentakeln aus, wo- bei freilich nicht sicher zu sagen ist, warum gerade an dieser und nicht an jener Stelle die Tentakel-Determinanten activ werden. Es wird aber nachher gezeigt werden, dass die Zellen der Hydra und vermuthlich aller thierischen Gewebe „polarisirt“ sind in einem gewissen Sinne, d. h. dass sie sich nach vorn und hinten und auch in der Richtung der Querachse verschieden verhalten. Damit und mit den eigenthümlichen Druckverhält- nissen innerhalb des Zellengewölbes der Mundscheibe darf es wohl in Zusammenhang gebracht werden, dass die in Zellen aller Körpergegenden anzunehmenden Tentakel-Determinanten nur an bestimmten Stellen im Umkreis des Mundes activ werden.
Das sind freilich nur Andeutungen, fast nur blosse Ahnungen einer Erklärung, allein ich sehe nicht, wie wir heute schon etwas Besseres geben wollten. Immerhin scheint mir dieser Erklärungs- versuch etwas tiefer zu dringen, als die Annahme Herbert Spencer’s, der die Regeneration im Allgemeinen der Krystalli- sation vergleicht, und jedem kleinsten Lebenstheilchen die Fähigkeit zuschreibt, sich unter dem Einfluss des Ganzen jedes- mal so anzuordnen, wie es nöthig ist, damit der gerade fehlende Theil wieder neu gebildet werde. Wenn man nur den Süss- wasser-Polypen ins Auge fasst, dann scheint freilich die eine Erklärung so gut, wie die andere, sobald man aber andere
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und mit der ferneren Tendenz, im Mittelpunkt dieses Gewölbes
eine kleine Lücke zu lassen, sowie die Ektoderm-Zellen der
Fussfläche zu Schleim absondernden auszugestalten. Dagegen
fehlen in dieser Gruppe die Determinanten zur Tentakelbildung.
Wird umgekehrt die Gruppe der Ersatz-Determinanten des
Vorderendes activ, so erfolgt die Bildung von Zellenreihen mit
der Tendenz, sich zur Mundscheibe zusammen zu wölben und
eine grosse Lücke, den Mund darin zu lassen. Gewisse Stellen
im Umkreise des Mundes wachsen dann zu Tentakeln aus, wo-
bei freilich nicht sicher zu sagen ist, warum gerade an dieser
und nicht an jener Stelle die Tentakel-Determinanten activ
werden. Es wird aber nachher gezeigt werden, dass die Zellen
der Hydra und vermuthlich aller thierischen Gewebe „polarisirt“
sind in einem gewissen Sinne, d. h. dass sie sich nach vorn
und hinten und auch in der Richtung der Querachse verschieden
verhalten. Damit und mit den eigenthümlichen Druckverhält-
nissen innerhalb des Zellengewölbes der Mundscheibe darf es
wohl in Zusammenhang gebracht werden, dass die in Zellen
aller Körpergegenden anzunehmenden Tentakel-Determinanten
nur an bestimmten Stellen im Umkreis des Mundes activ
werden.
Das sind freilich nur Andeutungen, fast nur blosse Ahnungen
einer Erklärung, allein ich sehe nicht, wie wir heute schon etwas
Besseres geben wollten. Immerhin scheint mir dieser Erklärungs-
versuch etwas tiefer zu dringen, als die Annahme Herbert
Spencer’s, der die Regeneration im Allgemeinen der Krystalli-
sation vergleicht, und jedem kleinsten Lebenstheilchen die
Fähigkeit zuschreibt, sich unter dem Einfluss des Ganzen jedes-
mal so anzuordnen, wie es nöthig ist, damit der gerade fehlende
Theil wieder neu gebildet werde. Wenn man nur den Süss-
wasser-Polypen ins Auge fasst, dann scheint freilich die eine
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/195>, abgerufen am 24.11.2024.
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