der zur Regeneration des Theilstückes nöthigen Determinanten- Gruppen während der Embryogenese erfolgen. Etwas Bestimmtes lässt sich aber darüber nicht sagen; jedenfalls ist es denkbar, dass der Vorgang der Abspaltung von Neben-Determinanten aus den späteren Stadien der Ontogenese in frühere und so weiter bis zuletzt in das befruchtete Ei zurückrücken kann, so dass zuletzt Doppel-Ide im Keimplasma entstehen, wie sie weiter unten als Ausgangspunkt für die Knospung angenommen werden.
Capitel IV. Vermehrung durch Knospung.
Wenn wir mit von Wagner die Knospung als einen "Neubildungsprocess ganzer Individuen" auffassen, der "aus- schliesslich auf einem vom normalen verschiedenen, besondern (differentiellen) Wachsthum" beruht, so fällt die ungeschlecht- liche Vermehrung der Bryozoen, die der meisten Cölen- teraten und der Tunikaten unter diesen Begriff. Was bei den Pflanzen Knospung bedeutet, kann überhaupt kaum zweifel- haft sein.
Da die Knospung in den verschiedenen Organismengruppen, in welchen sie vorkommt, durchaus nicht ganz gleich verläuft, so empfiehlt es sich, einige dieser Gruppen gesondert ins Auge zu fassen.
Knospung bei den Thieren.
Coelenteraten.
Man glaubte bisher die Knospung der Cölenteraten und besonders die der Hydrozoen-Klasse unter ihnen genau zu kennen; man hatte beobachtet, dass schon in ganz jungen Knospen von
der zur Regeneration des Theilstückes nöthigen Determinanten- Gruppen während der Embryogenese erfolgen. Etwas Bestimmtes lässt sich aber darüber nicht sagen; jedenfalls ist es denkbar, dass der Vorgang der Abspaltung von Neben-Determinanten aus den späteren Stadien der Ontogenese in frühere und so weiter bis zuletzt in das befruchtete Ei zurückrücken kann, so dass zuletzt Doppel-Ide im Keimplasma entstehen, wie sie weiter unten als Ausgangspunkt für die Knospung angenommen werden.
Capitel IV. Vermehrung durch Knospung.
Wenn wir mit von Wagner die Knospung als einen „Neubildungsprocess ganzer Individuen“ auffassen, der „aus- schliesslich auf einem vom normalen verschiedenen, besondern (differentiellen) Wachsthum“ beruht, so fällt die ungeschlecht- liche Vermehrung der Bryozoen, die der meisten Cölen- teraten und der Tunikaten unter diesen Begriff. Was bei den Pflanzen Knospung bedeutet, kann überhaupt kaum zweifel- haft sein.
Da die Knospung in den verschiedenen Organismengruppen, in welchen sie vorkommt, durchaus nicht ganz gleich verläuft, so empfiehlt es sich, einige dieser Gruppen gesondert ins Auge zu fassen.
Knospung bei den Thieren.
Coelenteraten.
Man glaubte bisher die Knospung der Cölenteraten und besonders die der Hydrozoen-Klasse unter ihnen genau zu kennen; man hatte beobachtet, dass schon in ganz jungen Knospen von
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[204/0228]
der zur Regeneration des Theilstückes nöthigen Determinanten-
Gruppen während der Embryogenese erfolgen. Etwas Bestimmtes
lässt sich aber darüber nicht sagen; jedenfalls ist es denkbar,
dass der Vorgang der Abspaltung von Neben-Determinanten
aus den späteren Stadien der Ontogenese in frühere und so
weiter bis zuletzt in das befruchtete Ei zurückrücken kann, so
dass zuletzt Doppel-Ide im Keimplasma entstehen, wie sie
weiter unten als Ausgangspunkt für die Knospung angenommen
werden.
Capitel IV.
Vermehrung durch Knospung.
Wenn wir mit von Wagner die Knospung als einen
„Neubildungsprocess ganzer Individuen“ auffassen, der „aus-
schliesslich auf einem vom normalen verschiedenen, besondern
(differentiellen) Wachsthum“ beruht, so fällt die ungeschlecht-
liche Vermehrung der Bryozoen, die der meisten Cölen-
teraten und der Tunikaten unter diesen Begriff. Was bei
den Pflanzen Knospung bedeutet, kann überhaupt kaum zweifel-
haft sein.
Da die Knospung in den verschiedenen Organismengruppen,
in welchen sie vorkommt, durchaus nicht ganz gleich verläuft,
so empfiehlt es sich, einige dieser Gruppen gesondert ins Auge
zu fassen.
Knospung bei den Thieren.
Coelenteraten.
Man glaubte bisher die Knospung der Cölenteraten und
besonders die der Hydrozoen-Klasse unter ihnen genau zu kennen;
man hatte beobachtet, dass schon in ganz jungen Knospen von
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/228>, abgerufen am 24.11.2024.
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