deren zugleich die die beiden Leibesschichten trennende "Stütz- membran" an dieser Stelle (st) immer dünner und weicher wird und zuletzt sich auflöst; dass dann eine kleine Anzahl der neu- gebildeten Ektodermzellen durch diese Membran hindurch ins Entoderm eindringt. Sie bildet hier ein Lager junger, sich stark vermehrender Zellen -- dasselbe, welches ich in früherer Zeit in jüngsten Knospen schon beobachtet hatte -- und dieses drängt nun die alten Entodermzellen von der Stützmembran ab (Ent'), was zur Folge hat, dass dieselben sich aus dem Zu- sammenhang des Entoderms loslösen, zerfallen und nach und nach resorbirt werden. Die eingewanderten Zellen aber bilden das Entoderm der Knospe.
[Abbildung]
Fig. 6.
Schnitt durch eine Knospenanlage von Euden- drium nach A. Lang frei schematisirt. Ps das hornige Perisarc, Ps' die Stelle des- selben, welche durch die darunter liegende Wucherung des Ektoderms's (Ekt') bereits stark verdünnt ist; Ent' die alten Entodermzellen an der Stelle, an welcher eine Schaar von wuchernden Ektoderm- zellen die Stützlamelle (st) aufgelöst, durchbrochen und ins Entoderm eingewandert ist, die alten Entodermzellen dieser Stelle in die Magen- höhle Mh drängend.
Nachdem durch A. Lang's Untersuchungen1) dieser Sach- verhalt festgestellt ist, wird die theoretische Zurechtlegung der Knospung bei den Hydroiden eine einfachere. Wir bedürfen dazu nur der Annahme, dass gewissen Zellen und Zellfolgen des
1)Albert Lang, "Über die Knospung bei Hydra und einigen Hydropolypen". Zeitschrift f. wiss. Zool. Bd. 54. p. 365; 1892.
deren zugleich die die beiden Leibesschichten trennende „Stütz- membran“ an dieser Stelle (st) immer dünner und weicher wird und zuletzt sich auflöst; dass dann eine kleine Anzahl der neu- gebildeten Ektodermzellen durch diese Membran hindurch ins Entoderm eindringt. Sie bildet hier ein Lager junger, sich stark vermehrender Zellen — dasselbe, welches ich in früherer Zeit in jüngsten Knospen schon beobachtet hatte — und dieses drängt nun die alten Entodermzellen von der Stützmembran ab (Ent'), was zur Folge hat, dass dieselben sich aus dem Zu- sammenhang des Entoderms loslösen, zerfallen und nach und nach resorbirt werden. Die eingewanderten Zellen aber bilden das Entoderm der Knospe.
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Fig. 6.
Schnitt durch eine Knospenanlage von Euden- drium nach A. Lang frei schematisirt. Ps das hornige Perisarc, Ps' die Stelle des- selben, welche durch die darunter liegende Wucherung des Ektoderms’s (Ekt') bereits stark verdünnt ist; Ent' die alten Entodermzellen an der Stelle, an welcher eine Schaar von wuchernden Ektoderm- zellen die Stützlamelle (st) aufgelöst, durchbrochen und ins Entoderm eingewandert ist, die alten Entodermzellen dieser Stelle in die Magen- höhle Mh drängend.
Nachdem durch A. Lang’s Untersuchungen1) dieser Sach- verhalt festgestellt ist, wird die theoretische Zurechtlegung der Knospung bei den Hydroiden eine einfachere. Wir bedürfen dazu nur der Annahme, dass gewissen Zellen und Zellfolgen des
1)Albert Lang, „Über die Knospung bei Hydra und einigen Hydropolypen“. Zeitschrift f. wiss. Zool. Bd. 54. p. 365; 1892.
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deren zugleich die die beiden Leibesschichten trennende „Stütz-
membran“ an dieser Stelle (st) immer dünner und weicher wird
und zuletzt sich auflöst; dass dann eine kleine Anzahl der neu-
gebildeten Ektodermzellen durch diese Membran hindurch ins
Entoderm eindringt. Sie bildet hier ein Lager junger, sich stark
vermehrender Zellen — dasselbe, welches ich in früherer Zeit
in jüngsten Knospen schon beobachtet hatte — und dieses
drängt nun die alten Entodermzellen von der Stützmembran
ab (Ent'), was zur Folge hat, dass dieselben sich aus dem Zu-
sammenhang des Entoderms loslösen, zerfallen und nach und
nach resorbirt werden. Die eingewanderten Zellen aber bilden
das Entoderm der Knospe.
[Abbildung Fig. 6. Schnitt durch eine
Knospenanlage von Euden-
drium nach A. Lang frei
schematisirt. Ps das hornige
Perisarc, Ps' die Stelle des-
selben, welche durch die
darunter liegende Wucherung
des Ektoderms’s (Ekt') bereits
stark verdünnt ist; Ent' die
alten Entodermzellen an der
Stelle, an welcher eine Schaar
von wuchernden Ektoderm-
zellen die Stützlamelle (st)
aufgelöst, durchbrochen und
ins Entoderm eingewandert
ist, die alten Entodermzellen
dieser Stelle in die Magen-
höhle Mh drängend.]
Nachdem durch A. Lang’s Untersuchungen 1) dieser Sach-
verhalt festgestellt ist, wird die theoretische Zurechtlegung der
Knospung bei den Hydroiden eine einfachere. Wir bedürfen
dazu nur der Annahme, dass gewissen Zellen und Zellfolgen des
1) Albert Lang, „Über die Knospung bei Hydra und einigen
Hydropolypen“. Zeitschrift f. wiss. Zool. Bd. 54. p. 365; 1892.
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/231>, abgerufen am 21.11.2024.
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