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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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Das heisst also, ein Individuum einer solchen Art kann zehn
in Bezug auf die individuellen Vererbungstendenzen verschiedene
Arten von Eiern oder Samenzellen hervorbringen. Bei der Be-
fruchtung eines solchen Eies durch die Samenzelle eines andern
Individuums treten dann zwei fremde Idanten hinzu; da nun
jeder Elter zehn verschiedene Arten von Keimzellen producirt,
so können also so viele verschiedene Kinder aus der Verbin-
dung eines Elternpaares hervorgehen, als Combinationen mög-
lich sind zwischen den zehn Spermazellenarten des Vaters und
den zehn Eizellenarten der Mutter, d. h. 10 x 10 = 100.

Bei acht Idanten erhält man ohne Verdoppelung siebzig
Combinationen, mit Verdoppelung deren 266; bei zwölf Idanten
ohne Verdoppelung 924, mit solcher 8074 Combinationen; bei
sechszehn Idanten ohne 12,870, mit Verdoppelung 258,570; bei
zwanzig Idanten ohne Verdoppelung 184,756 Combinationen,
mit Verdoppelung 8,533,660; bei zweiunddreissig Idanten würde
man mit Verdoppelung etwa das 500fache an Combinationen
erhalten wie ohne Verdoppelung.

Da nun bei der Befruchtung stets von beiden Seiten her
die gleiche Zahl von Idanten zusammentrifft, und da jede der
elterlichen Keimzellen nur eine der vielen möglichen Idanten-
Combinationen enthält, so ergiebt sich, dass die Zahl der Keim-
plasma-Variationen, welche ein Elternpaar möglicherweise zu
liefern im Stande ist, eine ganz ungeheure sein muss, denn sie
wird durch Multiplication der mütterlichen mit der väterlichen
Combinationszahl erhalten. Für zwölf Idanten beträgt sie schon
8074 x 8074. Leider kennen wir die Ideantenzahl gerade bei
derjenigen Art nicht, deren individuellen Unterschiede wir allein
bis in die feinsten Einzelheiten zu erkennen im Stande sind,
beim Menschen nämlich. Aber wir dürfen vermuten, dass sie
grösser als vier sein wird. Betrüge sie z. B. zwölf, so brauchten
wir uns nicht zu wundern, dass noch niemals zwei nach ein-

Das heisst also, ein Individuum einer solchen Art kann zehn
in Bezug auf die individuellen Vererbungstendenzen verschiedene
Arten von Eiern oder Samenzellen hervorbringen. Bei der Be-
fruchtung eines solchen Eies durch die Samenzelle eines andern
Individuums treten dann zwei fremde Idanten hinzu; da nun
jeder Elter zehn verschiedene Arten von Keimzellen producirt,
so können also so viele verschiedene Kinder aus der Verbin-
dung eines Elternpaares hervorgehen, als Combinationen mög-
lich sind zwischen den zehn Spermazellenarten des Vaters und
den zehn Eizellenarten der Mutter, d. h. 10 × 10 = 100.

Bei acht Idanten erhält man ohne Verdoppelung siebzig
Combinationen, mit Verdoppelung deren 266; bei zwölf Idanten
ohne Verdoppelung 924, mit solcher 8074 Combinationen; bei
sechszehn Idanten ohne 12,870, mit Verdoppelung 258,570; bei
zwanzig Idanten ohne Verdoppelung 184,756 Combinationen,
mit Verdoppelung 8,533,660; bei zweiunddreissig Idanten würde
man mit Verdoppelung etwa das 500fache an Combinationen
erhalten wie ohne Verdoppelung.

Da nun bei der Befruchtung stets von beiden Seiten her
die gleiche Zahl von Idanten zusammentrifft, und da jede der
elterlichen Keimzellen nur eine der vielen möglichen Idanten-
Combinationen enthält, so ergiebt sich, dass die Zahl der Keim-
plasma-Variationen, welche ein Elternpaar möglicherweise zu
liefern im Stande ist, eine ganz ungeheure sein muss, denn sie
wird durch Multiplication der mütterlichen mit der väterlichen
Combinationszahl erhalten. Für zwölf Idanten beträgt sie schon
8074 × 8074. Leider kennen wir die Ideantenzahl gerade bei
derjenigen Art nicht, deren individuellen Unterschiede wir allein
bis in die feinsten Einzelheiten zu erkennen im Stande sind,
beim Menschen nämlich. Aber wir dürfen vermuten, dass sie
grösser als vier sein wird. Betrüge sie z. B. zwölf, so brauchten
wir uns nicht zu wundern, dass noch niemals zwei nach ein-

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[326/0350] Das heisst also, ein Individuum einer solchen Art kann zehn in Bezug auf die individuellen Vererbungstendenzen verschiedene Arten von Eiern oder Samenzellen hervorbringen. Bei der Be- fruchtung eines solchen Eies durch die Samenzelle eines andern Individuums treten dann zwei fremde Idanten hinzu; da nun jeder Elter zehn verschiedene Arten von Keimzellen producirt, so können also so viele verschiedene Kinder aus der Verbin- dung eines Elternpaares hervorgehen, als Combinationen mög- lich sind zwischen den zehn Spermazellenarten des Vaters und den zehn Eizellenarten der Mutter, d. h. 10 × 10 = 100. Bei acht Idanten erhält man ohne Verdoppelung siebzig Combinationen, mit Verdoppelung deren 266; bei zwölf Idanten ohne Verdoppelung 924, mit solcher 8074 Combinationen; bei sechszehn Idanten ohne 12,870, mit Verdoppelung 258,570; bei zwanzig Idanten ohne Verdoppelung 184,756 Combinationen, mit Verdoppelung 8,533,660; bei zweiunddreissig Idanten würde man mit Verdoppelung etwa das 500fache an Combinationen erhalten wie ohne Verdoppelung. Da nun bei der Befruchtung stets von beiden Seiten her die gleiche Zahl von Idanten zusammentrifft, und da jede der elterlichen Keimzellen nur eine der vielen möglichen Idanten- Combinationen enthält, so ergiebt sich, dass die Zahl der Keim- plasma-Variationen, welche ein Elternpaar möglicherweise zu liefern im Stande ist, eine ganz ungeheure sein muss, denn sie wird durch Multiplication der mütterlichen mit der väterlichen Combinationszahl erhalten. Für zwölf Idanten beträgt sie schon 8074 × 8074. Leider kennen wir die Ideantenzahl gerade bei derjenigen Art nicht, deren individuellen Unterschiede wir allein bis in die feinsten Einzelheiten zu erkennen im Stande sind, beim Menschen nämlich. Aber wir dürfen vermuten, dass sie grösser als vier sein wird. Betrüge sie z. B. zwölf, so brauchten wir uns nicht zu wundern, dass noch niemals zwei nach ein-

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/350>, abgerufen am 22.11.2024.