den Charakter A, die Determinante b für den Charakter B. Nun brauchen aber nicht alle Keimplasma-Ide lauter homodyname Determinanten zu enthalten; wenn Id I die Determinante a1 ent- hält, so enthält Id II vielleicht für den homologen Charakter die Determinante a2, Id III die Determinante a3, Id IV die De- terminante a4 u. s. w. Nichts hindert, dass dasselbe Id I, welches die Determinante a1 für den Charakter A enthält, für den dem Charakter B homologen Charakter nicht die Determinante b, sondern b2 enthält. Bezeichnen wir die Determinanten der ent- sprechenden Charaktere, also derjenigen, die für einander vica- riiren können, mit denselben Buchstaben, so kann ein bestimmtes Id, z. B. Id I des Keimplasma's die Determinanten a1, b2, c4, d3, e1, f5, g6, h8, i5 u. s. w. enthalten. Wenn nun im Keimplasma des Vaters Id I, Id II, Id III, Id IV u. s. w. bis zum letzten Id, welches ich einmal als Id XX bezeichnen will, alle für den Charakter A die Determinante a1 enthalten, und keines derselben eine der Variationen a2, a3 u. s. w., so wird diese Determinante a1 stärker sein, als jede andere von der Mutter her im Idioplasma der betreffenden Zelle etwa vorkommende Variante von a, falls keine dieser Varianten die Ziffer 20 erreicht. Es wird also der Charakter A1 der betreffenden Zelle oder Zellen- gruppe aufgeprägt werden, nicht der von A2 oder A3. In Bezug auf den Charakter B kann sich dies ganz anders verhalten, in- dem hier die Determinante b3 oder b4 u. s. w. in den meisten Iden und Idanten die dominirende sein kann; dann wird also B3 oder B4, kurz eine der anderen Varianten von B hervor- gerufen werden.
Wenn nun die Gruppe der väterlichen Idanten der der mütterlichen zweien Kraftcentren verglichen werden kann, von welchen jedes die Herrschaft über die Zelle zu erlangen be- strebt ist -- wenn man dieses Bild gestattet --, so wird jede dieser beiden Kräfte bestimmt werden durch die Einzelkräfte
den Charakter A, die Determinante b für den Charakter B. Nun brauchen aber nicht alle Keimplasma-Ide lauter homodyname Determinanten zu enthalten; wenn Id I die Determinante a1 ent- hält, so enthält Id II vielleicht für den homologen Charakter die Determinante a2, Id III die Determinante a3, Id IV die De- terminante a4 u. s. w. Nichts hindert, dass dasselbe Id I, welches die Determinante a1 für den Charakter A enthält, für den dem Charakter B homologen Charakter nicht die Determinante b, sondern b2 enthält. Bezeichnen wir die Determinanten der ent- sprechenden Charaktere, also derjenigen, die für einander vica- riiren können, mit denselben Buchstaben, so kann ein bestimmtes Id, z. B. Id I des Keimplasma’s die Determinanten a1, b2, c4, d3, e1, f5, g6, h8, i5 u. s. w. enthalten. Wenn nun im Keimplasma des Vaters Id I, Id II, Id III, Id IV u. s. w. bis zum letzten Id, welches ich einmal als Id XX bezeichnen will, alle für den Charakter A die Determinante a1 enthalten, und keines derselben eine der Variationen a2, a3 u. s. w., so wird diese Determinante a1 stärker sein, als jede andere von der Mutter her im Idioplasma der betreffenden Zelle etwa vorkommende Variante von a, falls keine dieser Varianten die Ziffer 20 erreicht. Es wird also der Charakter A1 der betreffenden Zelle oder Zellen- gruppe aufgeprägt werden, nicht der von A2 oder A3. In Bezug auf den Charakter B kann sich dies ganz anders verhalten, in- dem hier die Determinante b3 oder b4 u. s. w. in den meisten Iden und Idanten die dominirende sein kann; dann wird also B3 oder B4, kurz eine der anderen Varianten von B hervor- gerufen werden.
Wenn nun die Gruppe der väterlichen Idanten der der mütterlichen zweien Kraftcentren verglichen werden kann, von welchen jedes die Herrschaft über die Zelle zu erlangen be- strebt ist — wenn man dieses Bild gestattet —, so wird jede dieser beiden Kräfte bestimmt werden durch die Einzelkräfte
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den Charakter A, die Determinante b für den Charakter B. Nun
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die Determinante a2, Id III die Determinante a3, Id IV die De-
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die Determinante a1 für den Charakter A enthält, für den dem
Charakter B homologen Charakter nicht die Determinante b,
sondern b2 enthält. Bezeichnen wir die Determinanten der ent-
sprechenden Charaktere, also derjenigen, die für einander vica-
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Id, z. B. Id I des Keimplasma’s die Determinanten a1, b2, c4, d3,
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des Vaters Id I, Id II, Id III, Id IV u. s. w. bis zum letzten Id,
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Charakter A die Determinante a1 enthalten, und keines derselben
eine der Variationen a2, a3 u. s. w., so wird diese Determinante
a1 stärker sein, als jede andere von der Mutter her im
Idioplasma der betreffenden Zelle etwa vorkommende Variante
von a, falls keine dieser Varianten die Ziffer 20 erreicht. Es
wird also der Charakter A1 der betreffenden Zelle oder Zellen-
gruppe aufgeprägt werden, nicht der von A2 oder A3. In Bezug
auf den Charakter B kann sich dies ganz anders verhalten, in-
dem hier die Determinante b3 oder b4 u. s. w. in den meisten
Iden und Idanten die dominirende sein kann; dann wird also
B3 oder B4, kurz eine der anderen Varianten von B hervor-
gerufen werden.
Wenn nun die Gruppe der väterlichen Idanten der der
mütterlichen zweien Kraftcentren verglichen werden kann, von
welchen jedes die Herrschaft über die Zelle zu erlangen be-
strebt ist — wenn man dieses Bild gestattet —, so wird jede
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/391>, abgerufen am 26.11.2024.
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