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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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gane im Keimplasma zu schliessen; dies wäre aber ein Trug-
schluss, denn abgesehen von andern, früher schon erwähnten
Thatsachen, die einer solchen Ansicht entgegenstehen, giebt es
auch Ausnahmen von der Gleichheit doppelt vorhan-
dener Organe
. Bei Hunden, besonders Dogen, kommt manch-
mal ein braunes und ein blaues Auge vor, und auch beim
Menschen habe ich einen solchen Fall in Erfahrung bringen
können. Er betrifft eine Familie in einem schwäbischen Städt-
chen, bei welcher der Vater, ein Bierbrauer, blaue Augen hat,
die Mutter braune, und ein Töchterchen von zwölf Jahren ein
blaues und ein braunes Auge.

Abgesehen von diesen Fällen verlangt aber auch die häufig
zu beobachtende einseitige Vererbung von Muttermälern
und andern kleinen Merkmalen die Annahme doppelter De-
terminanten für die sich entsprechenden Theile beider
Körperhälften
. Man wird sich also jedes Id des Keim-
plasma's der Bilaterien von vornherein bilateral gebaut zu denken
haben, und zwar so, dass sämmtliche Determinanten des ganzen
Körpers doppelt vorhanden sind, natürlich auch diejenigen der
in der Medianebene scheinbar gelegenen Organe, da sie ja in
Wahrheit auch aus zwei einander entsprechenden Hälften be-
stehen. Bei zahlreichen thierischen Eiern entsprechen die beiden
ersten "Furchungszellen" oder Blastomeren des Eies der rechten
und der linken Körperhälfte des später daraus sich entwickeln-
den Thieres. Hier wird also die erste Theilung des befruchteten
Eikernes die Determinanten der rechten und linken Körperhälfte
von einander trennen, ein Vorgang, der sich recht gut mit der
thatsächlich eintretenden Längsspaltung der Idanten verträgt,
da durch dieselbe jedes der sphärischen Ide halbirt wird.

Wie die Entstehung einer so auffallenden Übereinstimmung
in den homologen Theilen der Antimeren oder Gegenstücke
des Körpers zu erklären ist, gehört in die Umwandlungsge-

gane im Keimplasma zu schliessen; dies wäre aber ein Trug-
schluss, denn abgesehen von andern, früher schon erwähnten
Thatsachen, die einer solchen Ansicht entgegenstehen, giebt es
auch Ausnahmen von der Gleichheit doppelt vorhan-
dener Organe
. Bei Hunden, besonders Dogen, kommt manch-
mal ein braunes und ein blaues Auge vor, und auch beim
Menschen habe ich einen solchen Fall in Erfahrung bringen
können. Er betrifft eine Familie in einem schwäbischen Städt-
chen, bei welcher der Vater, ein Bierbrauer, blaue Augen hat,
die Mutter braune, und ein Töchterchen von zwölf Jahren ein
blaues und ein braunes Auge.

Abgesehen von diesen Fällen verlangt aber auch die häufig
zu beobachtende einseitige Vererbung von Muttermälern
und andern kleinen Merkmalen die Annahme doppelter De-
terminanten für die sich entsprechenden Theile beider
Körperhälften
. Man wird sich also jedes Id des Keim-
plasma’s der Bilaterien von vornherein bilateral gebaut zu denken
haben, und zwar so, dass sämmtliche Determinanten des ganzen
Körpers doppelt vorhanden sind, natürlich auch diejenigen der
in der Medianebene scheinbar gelegenen Organe, da sie ja in
Wahrheit auch aus zwei einander entsprechenden Hälften be-
stehen. Bei zahlreichen thierischen Eiern entsprechen die beiden
ersten „Furchungszellen“ oder Blastomeren des Eies der rechten
und der linken Körperhälfte des später daraus sich entwickeln-
den Thieres. Hier wird also die erste Theilung des befruchteten
Eikernes die Determinanten der rechten und linken Körperhälfte
von einander trennen, ein Vorgang, der sich recht gut mit der
thatsächlich eintretenden Längsspaltung der Idanten verträgt,
da durch dieselbe jedes der sphärischen Ide halbirt wird.

Wie die Entstehung einer so auffallenden Übereinstimmung
in den homologen Theilen der Antimeren oder Gegenstücke
des Körpers zu erklären ist, gehört in die Umwandlungsge-

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[374/0398] gane im Keimplasma zu schliessen; dies wäre aber ein Trug- schluss, denn abgesehen von andern, früher schon erwähnten Thatsachen, die einer solchen Ansicht entgegenstehen, giebt es auch Ausnahmen von der Gleichheit doppelt vorhan- dener Organe. Bei Hunden, besonders Dogen, kommt manch- mal ein braunes und ein blaues Auge vor, und auch beim Menschen habe ich einen solchen Fall in Erfahrung bringen können. Er betrifft eine Familie in einem schwäbischen Städt- chen, bei welcher der Vater, ein Bierbrauer, blaue Augen hat, die Mutter braune, und ein Töchterchen von zwölf Jahren ein blaues und ein braunes Auge. Abgesehen von diesen Fällen verlangt aber auch die häufig zu beobachtende einseitige Vererbung von Muttermälern und andern kleinen Merkmalen die Annahme doppelter De- terminanten für die sich entsprechenden Theile beider Körperhälften. Man wird sich also jedes Id des Keim- plasma’s der Bilaterien von vornherein bilateral gebaut zu denken haben, und zwar so, dass sämmtliche Determinanten des ganzen Körpers doppelt vorhanden sind, natürlich auch diejenigen der in der Medianebene scheinbar gelegenen Organe, da sie ja in Wahrheit auch aus zwei einander entsprechenden Hälften be- stehen. Bei zahlreichen thierischen Eiern entsprechen die beiden ersten „Furchungszellen“ oder Blastomeren des Eies der rechten und der linken Körperhälfte des später daraus sich entwickeln- den Thieres. Hier wird also die erste Theilung des befruchteten Eikernes die Determinanten der rechten und linken Körperhälfte von einander trennen, ein Vorgang, der sich recht gut mit der thatsächlich eintretenden Längsspaltung der Idanten verträgt, da durch dieselbe jedes der sphärischen Ide halbirt wird. Wie die Entstehung einer so auffallenden Übereinstimmung in den homologen Theilen der Antimeren oder Gegenstücke des Körpers zu erklären ist, gehört in die Umwandlungsge-

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/398>, abgerufen am 22.11.2024.