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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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die Basis des Stengels erhält. Ob die Gestalt der Blätter, der
Bau des Stengels oder der Früchte einen Anhalt dafür giebt,
diese Theile als Mittel aus den beiden Eltern-Arten, oder aber
als Abweichungen von beiden, dann also vermuthlich als Rück-
schlag auf die Verfahren-Art zu betrachten, dies zu entscheiden
muss ich den Botanikern überlassen.

Bei dem oben schon erwähnten Rückschlag der Tauben-
Rassen
auf die wilde Stammform, der häufig nach Kreuzung
verschiedenartiger Rassen eintritt, darf wohl behauptet werden,
dass er kein vollständiger ist. Allerdings hat Darwin einmal
eine Taube erhalten, die "kaum von der wilden Shetland-Art
zu unterscheiden war" und die doch der Enkel von vier Gross-
eltern waren, die alle von der wilden Art der Columba livia
sehr bedeutend abwichen. Dieser blaue mit den typischen
schwarzen Binden auf Flügeln und Schwanz versehene Enkel
stammte von einer rothen Blässtaube, einer weissen Pfauentaube
und zwei schwarzen Barbtauben. Diese Rassen unterscheiden
sich bekanntlich nicht nur durch die Färbung von der wilden
Taube, sondern noch durch viele andere Abweichungen, als
Schnabellänge, Zahl der Schwanzfedern u. s. w., und es wäre des-
halb interessant zu wissen, ob diese Rassen-Charaktere sämmtlich
verloren gegangen waren in dem Enkel, und sich in die ent-
sprechenden Merkmale der wilden Art zurückverwandelt hatten.
Man würde dann den Rückschlag als vollständig betrachten
dürfen und ihn theoretisch in ähnlicher Weise erklären, wie es
oben beim Datura-Bastard geschah. Leider giebt Darwin
darüber keinen Aufschluss, da er seine Aufmerksamkeit wesent-
lich auf die für die Art so charakteristische Färbung concentrirte.
Es ist mir indessen aus verschiedenen seiner Angaben sehr wahr-
scheinlich, dass es sich hier wesentlich auch nur um Rückschlag
in der Färbung des Gefieders handelt. Ich schliesse dies vor
Allem daraus, dass alle Hauptrassen der Tauben auch in der

die Basis des Stengels erhält. Ob die Gestalt der Blätter, der
Bau des Stengels oder der Früchte einen Anhalt dafür giebt,
diese Theile als Mittel aus den beiden Eltern-Arten, oder aber
als Abweichungen von beiden, dann also vermuthlich als Rück-
schlag auf die Verfahren-Art zu betrachten, dies zu entscheiden
muss ich den Botanikern überlassen.

Bei dem oben schon erwähnten Rückschlag der Tauben-
Rassen
auf die wilde Stammform, der häufig nach Kreuzung
verschiedenartiger Rassen eintritt, darf wohl behauptet werden,
dass er kein vollständiger ist. Allerdings hat Darwin einmal
eine Taube erhalten, die „kaum von der wilden Shetland-Art
zu unterscheiden war“ und die doch der Enkel von vier Gross-
eltern waren, die alle von der wilden Art der Columba livia
sehr bedeutend abwichen. Dieser blaue mit den typischen
schwarzen Binden auf Flügeln und Schwanz versehene Enkel
stammte von einer rothen Blässtaube, einer weissen Pfauentaube
und zwei schwarzen Barbtauben. Diese Rassen unterscheiden
sich bekanntlich nicht nur durch die Färbung von der wilden
Taube, sondern noch durch viele andere Abweichungen, als
Schnabellänge, Zahl der Schwanzfedern u. s. w., und es wäre des-
halb interessant zu wissen, ob diese Rassen-Charaktere sämmtlich
verloren gegangen waren in dem Enkel, und sich in die ent-
sprechenden Merkmale der wilden Art zurückverwandelt hatten.
Man würde dann den Rückschlag als vollständig betrachten
dürfen und ihn theoretisch in ähnlicher Weise erklären, wie es
oben beim Datura-Bastard geschah. Leider giebt Darwin
darüber keinen Aufschluss, da er seine Aufmerksamkeit wesent-
lich auf die für die Art so charakteristische Färbung concentrirte.
Es ist mir indessen aus verschiedenen seiner Angaben sehr wahr-
scheinlich, dass es sich hier wesentlich auch nur um Rückschlag
in der Färbung des Gefieders handelt. Ich schliesse dies vor
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[424/0448] die Basis des Stengels erhält. Ob die Gestalt der Blätter, der Bau des Stengels oder der Früchte einen Anhalt dafür giebt, diese Theile als Mittel aus den beiden Eltern-Arten, oder aber als Abweichungen von beiden, dann also vermuthlich als Rück- schlag auf die Verfahren-Art zu betrachten, dies zu entscheiden muss ich den Botanikern überlassen. Bei dem oben schon erwähnten Rückschlag der Tauben- Rassen auf die wilde Stammform, der häufig nach Kreuzung verschiedenartiger Rassen eintritt, darf wohl behauptet werden, dass er kein vollständiger ist. Allerdings hat Darwin einmal eine Taube erhalten, die „kaum von der wilden Shetland-Art zu unterscheiden war“ und die doch der Enkel von vier Gross- eltern waren, die alle von der wilden Art der Columba livia sehr bedeutend abwichen. Dieser blaue mit den typischen schwarzen Binden auf Flügeln und Schwanz versehene Enkel stammte von einer rothen Blässtaube, einer weissen Pfauentaube und zwei schwarzen Barbtauben. Diese Rassen unterscheiden sich bekanntlich nicht nur durch die Färbung von der wilden Taube, sondern noch durch viele andere Abweichungen, als Schnabellänge, Zahl der Schwanzfedern u. s. w., und es wäre des- halb interessant zu wissen, ob diese Rassen-Charaktere sämmtlich verloren gegangen waren in dem Enkel, und sich in die ent- sprechenden Merkmale der wilden Art zurückverwandelt hatten. Man würde dann den Rückschlag als vollständig betrachten dürfen und ihn theoretisch in ähnlicher Weise erklären, wie es oben beim Datura-Bastard geschah. Leider giebt Darwin darüber keinen Aufschluss, da er seine Aufmerksamkeit wesent- lich auf die für die Art so charakteristische Färbung concentrirte. Es ist mir indessen aus verschiedenen seiner Angaben sehr wahr- scheinlich, dass es sich hier wesentlich auch nur um Rückschlag in der Färbung des Gefieders handelt. Ich schliesse dies vor Allem daraus, dass alle Hauptrassen der Tauben auch in der

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/448>, abgerufen am 22.11.2024.