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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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bindung mit anderen Determinanten beruhen oder auf anderen
Ursachen, die wir zur Stunde aufzufinden nicht im Stande sind.

Ist dem so, dass die betreffenden Schüppchen-Determinanten,
solange sie im Keimplasma liegen, nur sehr schwach, später aber
zu einer bestimmten Periode der Flügelentwickelung stark durch
Wärme beeinflusst werden, so erklären sich die Erscheinungen
einfach. Die südliche Colonie von Phlaeas muss dann in den
Flügel-Determinanten ihres Keimplasma's viele enthalten, welche
durch die seit Tausenden von Generationen anhaltende Wärme-
einwirkung zur Hervorrufung schwarzer Schuppen abgestimmt
sind, zahlreiche andere, bei welchen es nur noch einer geringen
weiteren Wärmewirkung bedarf, damit sie ebenfalls Schwarz
hervorbringen. Diese Letzteren sind es, welche die durch das
Experiment erzeugbaren Schwankungen der Färbung verursachen,
die Ersteren aber bedingen diejenige Schwarzfärbung der Flügel,
welche der Constitution dieser Süd-Colonie bereits eingeprägt
ist, und welche sich durch Kälteeinwirkung auf die junge Puppe
nicht mehr beseitigen lässt.

Ich setze hierbei voraus, dass die Stammform rein roth-
goldene Flügel besass und den hohen Norden bewohnte, wie
denn diese Annahme wohl allein die heutige Verbreitung der
Art verstehen lässt, und wie es auch von Hofmann1) in seinen
schönen Untersuchungen über die Herkunft unserer Falter an-
genommen wird. Für die hier zu untersuchenden Fragen ist
das übrigens von geringer Wichtigkeit, doch muss die eine oder
die andere Annahme gemacht werden, also entweder, dass Roth-
gold, oder dass tiefschwarze Bestäubung das Primäre war. Nehmen
wir das Erstere an, so erklärt sich auch der lokale Saison-
Dimorphismus und die in heissen Sommern in Deutschland vor-
kommenden schwärzlichen Stücke in einfacher Weise.

1) Ernst Hofmann, "Isoporien der europäischen Tagfalter". Stutt-
gart 1873.

bindung mit anderen Determinanten beruhen oder auf anderen
Ursachen, die wir zur Stunde aufzufinden nicht im Stande sind.

Ist dem so, dass die betreffenden Schüppchen-Determinanten,
solange sie im Keimplasma liegen, nur sehr schwach, später aber
zu einer bestimmten Periode der Flügelentwickelung stark durch
Wärme beeinflusst werden, so erklären sich die Erscheinungen
einfach. Die südliche Colonie von Phlaeas muss dann in den
Flügel-Determinanten ihres Keimplasma’s viele enthalten, welche
durch die seit Tausenden von Generationen anhaltende Wärme-
einwirkung zur Hervorrufung schwarzer Schuppen abgestimmt
sind, zahlreiche andere, bei welchen es nur noch einer geringen
weiteren Wärmewirkung bedarf, damit sie ebenfalls Schwarz
hervorbringen. Diese Letzteren sind es, welche die durch das
Experiment erzeugbaren Schwankungen der Färbung verursachen,
die Ersteren aber bedingen diejenige Schwarzfärbung der Flügel,
welche der Constitution dieser Süd-Colonie bereits eingeprägt
ist, und welche sich durch Kälteeinwirkung auf die junge Puppe
nicht mehr beseitigen lässt.

Ich setze hierbei voraus, dass die Stammform rein roth-
goldene Flügel besass und den hohen Norden bewohnte, wie
denn diese Annahme wohl allein die heutige Verbreitung der
Art verstehen lässt, und wie es auch von Hofmann1) in seinen
schönen Untersuchungen über die Herkunft unserer Falter an-
genommen wird. Für die hier zu untersuchenden Fragen ist
das übrigens von geringer Wichtigkeit, doch muss die eine oder
die andere Annahme gemacht werden, also entweder, dass Roth-
gold, oder dass tiefschwarze Bestäubung das Primäre war. Nehmen
wir das Erstere an, so erklärt sich auch der lokale Saison-
Dimorphismus und die in heissen Sommern in Deutschland vor-
kommenden schwärzlichen Stücke in einfacher Weise.

1) Ernst Hofmann, „Isoporien der europäischen Tagfalter“. Stutt-
gart 1873.
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[528/0552] bindung mit anderen Determinanten beruhen oder auf anderen Ursachen, die wir zur Stunde aufzufinden nicht im Stande sind. Ist dem so, dass die betreffenden Schüppchen-Determinanten, solange sie im Keimplasma liegen, nur sehr schwach, später aber zu einer bestimmten Periode der Flügelentwickelung stark durch Wärme beeinflusst werden, so erklären sich die Erscheinungen einfach. Die südliche Colonie von Phlaeas muss dann in den Flügel-Determinanten ihres Keimplasma’s viele enthalten, welche durch die seit Tausenden von Generationen anhaltende Wärme- einwirkung zur Hervorrufung schwarzer Schuppen abgestimmt sind, zahlreiche andere, bei welchen es nur noch einer geringen weiteren Wärmewirkung bedarf, damit sie ebenfalls Schwarz hervorbringen. Diese Letzteren sind es, welche die durch das Experiment erzeugbaren Schwankungen der Färbung verursachen, die Ersteren aber bedingen diejenige Schwarzfärbung der Flügel, welche der Constitution dieser Süd-Colonie bereits eingeprägt ist, und welche sich durch Kälteeinwirkung auf die junge Puppe nicht mehr beseitigen lässt. Ich setze hierbei voraus, dass die Stammform rein roth- goldene Flügel besass und den hohen Norden bewohnte, wie denn diese Annahme wohl allein die heutige Verbreitung der Art verstehen lässt, und wie es auch von Hofmann 1) in seinen schönen Untersuchungen über die Herkunft unserer Falter an- genommen wird. Für die hier zu untersuchenden Fragen ist das übrigens von geringer Wichtigkeit, doch muss die eine oder die andere Annahme gemacht werden, also entweder, dass Roth- gold, oder dass tiefschwarze Bestäubung das Primäre war. Nehmen wir das Erstere an, so erklärt sich auch der lokale Saison- Dimorphismus und die in heissen Sommern in Deutschland vor- kommenden schwärzlichen Stücke in einfacher Weise. 1) Ernst Hofmann, „Isoporien der europäischen Tagfalter“. Stutt- gart 1873.

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/552>, abgerufen am 22.11.2024.