unserer Ansicht nach die gesammte Entwickelung der organi- schen Welt beruht?
1. Normale individuelle Variation.
Das Einfachste zur Erklärung dieser Entwickelung wäre die Annahme Nägeli's, nach welcher das Idioplasma so be- schaffen wäre, dass es im Laufe der Zeiten und Generationen sich von innen heraus gesetzmässig und nach bestimmter Rich- tung veränderte, und so die Umwandlung einer Art in eine andere hervorriefe. Viele Gründe aber verbieten eine solche Annahme. Einmal steht eine Entwickelung durch rein innere Kräfte in Widerspruch mit der innigen Anpassung der Orga- nismen an ihre Lebensbedingungen, und dann sollten wir über- haupt nicht eher eine unbekannte Kraft in die Erklärung von Naturerscheinungen einführen, ehe nicht bewiesen ist, dass man mit den bekannten Kräften zu ihrer Erklärung nicht aus- reicht.
Natürlich wären die Variationen, welche durch ein solches phyletisches Entwickelungsprincip entstehen müssten, nicht die gewöhnlichen individuellen Variationen, sondern eben gerade solche Abweichungen, welche alle Individuen einer Art in gleicher Weise beträfen. Die thatsächlich vorhandenen individuellen Abweichungen müssten dann alle als bedeutungslos für die phyletische Entwickelung gelten, wie sie denn wirklich von Nägeli bei Pflanzen so betrachtet wurden, als vergängliche, nicht vererbbare "Standorts-Modificationen". Dem widerspricht aber die beobachtbare Erblichkeit zahlloser individueller Unter- schiede beim Menschen und bei Thieren.
Sobald wir Selectionsprocesse als Hauptfaktor der organi- schen Entwickelung anerkennen, müssen wir den höchsten Werth auf diese erblichen Unterschiede der Individuen legen und ihre Quelle zu entdecken suchen.
unserer Ansicht nach die gesammte Entwickelung der organi- schen Welt beruht?
1. Normale individuelle Variation.
Das Einfachste zur Erklärung dieser Entwickelung wäre die Annahme Nägeli’s, nach welcher das Idioplasma so be- schaffen wäre, dass es im Laufe der Zeiten und Generationen sich von innen heraus gesetzmässig und nach bestimmter Rich- tung veränderte, und so die Umwandlung einer Art in eine andere hervorriefe. Viele Gründe aber verbieten eine solche Annahme. Einmal steht eine Entwickelung durch rein innere Kräfte in Widerspruch mit der innigen Anpassung der Orga- nismen an ihre Lebensbedingungen, und dann sollten wir über- haupt nicht eher eine unbekannte Kraft in die Erklärung von Naturerscheinungen einführen, ehe nicht bewiesen ist, dass man mit den bekannten Kräften zu ihrer Erklärung nicht aus- reicht.
Natürlich wären die Variationen, welche durch ein solches phyletisches Entwickelungsprincip entstehen müssten, nicht die gewöhnlichen individuellen Variationen, sondern eben gerade solche Abweichungen, welche alle Individuen einer Art in gleicher Weise beträfen. Die thatsächlich vorhandenen individuellen Abweichungen müssten dann alle als bedeutungslos für die phyletische Entwickelung gelten, wie sie denn wirklich von Nägeli bei Pflanzen so betrachtet wurden, als vergängliche, nicht vererbbare „Standorts-Modificationen“. Dem widerspricht aber die beobachtbare Erblichkeit zahlloser individueller Unter- schiede beim Menschen und bei Thieren.
Sobald wir Selectionsprocesse als Hauptfaktor der organi- schen Entwickelung anerkennen, müssen wir den höchsten Werth auf diese erblichen Unterschiede der Individuen legen und ihre Quelle zu entdecken suchen.
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unserer Ansicht nach die gesammte Entwickelung der organi-
schen Welt beruht?
1. Normale individuelle Variation.
Das Einfachste zur Erklärung dieser Entwickelung wäre
die Annahme Nägeli’s, nach welcher das Idioplasma so be-
schaffen wäre, dass es im Laufe der Zeiten und Generationen
sich von innen heraus gesetzmässig und nach bestimmter Rich-
tung veränderte, und so die Umwandlung einer Art in eine
andere hervorriefe. Viele Gründe aber verbieten eine solche
Annahme. Einmal steht eine Entwickelung durch rein innere
Kräfte in Widerspruch mit der innigen Anpassung der Orga-
nismen an ihre Lebensbedingungen, und dann sollten wir über-
haupt nicht eher eine unbekannte Kraft in die Erklärung von
Naturerscheinungen einführen, ehe nicht bewiesen ist, dass
man mit den bekannten Kräften zu ihrer Erklärung nicht aus-
reicht.
Natürlich wären die Variationen, welche durch ein solches
phyletisches Entwickelungsprincip entstehen müssten, nicht die
gewöhnlichen individuellen Variationen, sondern eben gerade
solche Abweichungen, welche alle Individuen einer Art
in gleicher Weise beträfen. Die thatsächlich vorhandenen
individuellen Abweichungen müssten dann alle als bedeutungslos
für die phyletische Entwickelung gelten, wie sie denn wirklich
von Nägeli bei Pflanzen so betrachtet wurden, als vergängliche,
nicht vererbbare „Standorts-Modificationen“. Dem widerspricht
aber die beobachtbare Erblichkeit zahlloser individueller Unter-
schiede beim Menschen und bei Thieren.
Sobald wir Selectionsprocesse als Hauptfaktor der organi-
schen Entwickelung anerkennen, müssen wir den höchsten Werth
auf diese erblichen Unterschiede der Individuen legen und ihre
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/563>, abgerufen am 22.11.2024.
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