Vegetationspunkt. Bei der Entstehung derselben ist es eine Zelle, die Scheitelzelle, welche durch fortgesetzte Theilung die übrigen Zellen des Sprosses hervorbringt, die Interfoliartheile, die Blätter, die Blüthenstände. Nach dem Princip der Conti- nuität des Keimplasma's muss ein Theil des in der Scheitelzelle enthaltenen Knospen-Keimplasma's als "Reserve-Keimplasma" in "gebundenem" Zustand gewissen Zellen des Sprosses als Neben-Idioplasma beigegeben werden. Diese geben es weiter bis zu den Geschlechtsorganen hin, wo es zur Bildung der Keimzellen verwandt wird. Es bleibt also dieses Reserve-Keim- plasma unzerlegt, völlig getrennt und selbstständig neben dem sich bei der Ontogenese des Sprosses in seine Determinanten- gruppen mehr und mehr auseinanderlegenden Knospen-Keim- plasma.
Darin scheint mir die Erklärung zu liegen, dass so häufig Knospen-Variationen nicht durch Samen fortgepflanzt werden können, denn offenbar kann die zum Manifestwerden einer Ab- änderung nöthige Majorität abgeänderter Determinanten ganz wohl im Knospen-Keimplasma da sein, während sie im Reserve- Keimplasma noch nicht vorhanden ist. Wenn man bedenkt, dass solche Variationen im Keimplasma von langer Hand vor- bereitet sind, dass zuerst wenige, und erst allmälig zahlreichere Determinanten in gleicher Weise abändern, dass schliesslich der Zufall einer ungleichen Kerntheilung -- wie wir angenommen haben -- dazu kommen muss, damit das Knospen-Keimplasma einer bestimmten Scheitelzelle eine Majorität abgeänderter Deter- minanten enthalten könne, so begreift es sich, dass das in der- selben Zelle liegende Reserve-Keimplasma sich anders verhalten kann, und entweder gar keine, oder doch nur wenige der be- treffenden Determinanten in abgeändertem Zustand enthält. Man darf nicht vergessen, dass es nicht die Ernährungs-Einflüsse in der variirenden Knospe sind, welche das Variiren veranlassen,
Vegetationspunkt. Bei der Entstehung derselben ist es eine Zelle, die Scheitelzelle, welche durch fortgesetzte Theilung die übrigen Zellen des Sprosses hervorbringt, die Interfoliartheile, die Blätter, die Blüthenstände. Nach dem Princip der Conti- nuität des Keimplasma’s muss ein Theil des in der Scheitelzelle enthaltenen Knospen-Keimplasma’s als „Reserve-Keimplasma“ in „gebundenem“ Zustand gewissen Zellen des Sprosses als Neben-Idioplasma beigegeben werden. Diese geben es weiter bis zu den Geschlechtsorganen hin, wo es zur Bildung der Keimzellen verwandt wird. Es bleibt also dieses Reserve-Keim- plasma unzerlegt, völlig getrennt und selbstständig neben dem sich bei der Ontogenese des Sprosses in seine Determinanten- gruppen mehr und mehr auseinanderlegenden Knospen-Keim- plasma.
Darin scheint mir die Erklärung zu liegen, dass so häufig Knospen-Variationen nicht durch Samen fortgepflanzt werden können, denn offenbar kann die zum Manifestwerden einer Ab- änderung nöthige Majorität abgeänderter Determinanten ganz wohl im Knospen-Keimplasma da sein, während sie im Reserve- Keimplasma noch nicht vorhanden ist. Wenn man bedenkt, dass solche Variationen im Keimplasma von langer Hand vor- bereitet sind, dass zuerst wenige, und erst allmälig zahlreichere Determinanten in gleicher Weise abändern, dass schliesslich der Zufall einer ungleichen Kerntheilung — wie wir angenommen haben — dazu kommen muss, damit das Knospen-Keimplasma einer bestimmten Scheitelzelle eine Majorität abgeänderter Deter- minanten enthalten könne, so begreift es sich, dass das in der- selben Zelle liegende Reserve-Keimplasma sich anders verhalten kann, und entweder gar keine, oder doch nur wenige der be- treffenden Determinanten in abgeändertem Zustand enthält. Man darf nicht vergessen, dass es nicht die Ernährungs-Einflüsse in der variirenden Knospe sind, welche das Variiren veranlassen,
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Vegetationspunkt. Bei der Entstehung derselben ist es eine
Zelle, die Scheitelzelle, welche durch fortgesetzte Theilung die
übrigen Zellen des Sprosses hervorbringt, die Interfoliartheile,
die Blätter, die Blüthenstände. Nach dem Princip der Conti-
nuität des Keimplasma’s muss ein Theil des in der Scheitelzelle
enthaltenen Knospen-Keimplasma’s als „Reserve-Keimplasma“
in „gebundenem“ Zustand gewissen Zellen des Sprosses als
Neben-Idioplasma beigegeben werden. Diese geben es weiter
bis zu den Geschlechtsorganen hin, wo es zur Bildung der
Keimzellen verwandt wird. Es bleibt also dieses Reserve-Keim-
plasma unzerlegt, völlig getrennt und selbstständig neben dem
sich bei der Ontogenese des Sprosses in seine Determinanten-
gruppen mehr und mehr auseinanderlegenden Knospen-Keim-
plasma.
Darin scheint mir die Erklärung zu liegen, dass so häufig
Knospen-Variationen nicht durch Samen fortgepflanzt werden
können, denn offenbar kann die zum Manifestwerden einer Ab-
änderung nöthige Majorität abgeänderter Determinanten ganz
wohl im Knospen-Keimplasma da sein, während sie im Reserve-
Keimplasma noch nicht vorhanden ist. Wenn man bedenkt,
dass solche Variationen im Keimplasma von langer Hand vor-
bereitet sind, dass zuerst wenige, und erst allmälig zahlreichere
Determinanten in gleicher Weise abändern, dass schliesslich
der Zufall einer ungleichen Kerntheilung — wie wir angenommen
haben — dazu kommen muss, damit das Knospen-Keimplasma
einer bestimmten Scheitelzelle eine Majorität abgeänderter Deter-
minanten enthalten könne, so begreift es sich, dass das in der-
selben Zelle liegende Reserve-Keimplasma sich anders verhalten
kann, und entweder gar keine, oder doch nur wenige der be-
treffenden Determinanten in abgeändertem Zustand enthält. Man
darf nicht vergessen, dass es nicht die Ernährungs-Einflüsse in
der variirenden Knospe sind, welche das Variiren veranlassen,
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/612>, abgerufen am 22.11.2024.
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