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Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.

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In demselben Heft des Biologischen Centralblattes, in
welchem der Eingangs besprochene Aufsatz von Wilckens
steht, befindet sich ein solcher von Carlo Emery 1), "Ge-
danken zur Descendenz- und Vererbungstheorie", dem ich
hier noch einige Worte widmen möchte. Nicht etwa, dass
ich auf alle die Fragen eingehen wollte, welche in der an-
regenden Arbeit berührt werden -- das würde nicht so
kurzer Hand geschehen können -- wohl aber möchte ich das
Verhältniss, in welchem der Verfasser zum Lamarckismus
steht, ein wenig beleuchten, da es mir im Interesse des Fort-
schreitens unserer Erkenntniss wünschenswerth erscheint, dass
Diejenigen zusammenstehen, welche die gleiche Ueberzeugung
haben, und dass diese Uebereinstimmung nicht durch blosse
Wortdifferenzen maskirt bleibe.

Der gedankenreiche Verfasser erklärt sich in seinem
Aufsatz in wesentlichen Punkten mit meinen Ansichten über
Vererbung einverstanden, scheint aber grade in Bezug auf
diejenige Frage, welche von allen am tiefsten in die Ent-
wickelungslehre eingreift, ganz entgegengesetzter Ansicht zu
sein, ich meine in Bezug auf die Nichtvererbung erworbener
Eigenschaften, denn er sagt: "dass erworbene Eigen-
schaften der Organismen wirklich vererbt
werden können, scheint mir heute zweifellos
".

Man wird nun erwarten, Emery würde die Ansicht der
Lamarckianer zu der seinigen machen, nach welcher "functio-
nelle, d. h. durch die Function gesetzte Abände-
rungen vererbt werden können, allein das ist durchaus nicht
seine Meinung, er spricht nirgends davon, dass das Keim-

1) "Biologisches Centralblatt" vom 15. Juli 1893.

In demselben Heft des Biologischen Centralblattes, in
welchem der Eingangs besprochene Aufsatz von Wilckens
steht, befindet sich ein solcher von Carlo Eméry 1), „Ge-
danken zur Descendenz- und Vererbungstheorie“, dem ich
hier noch einige Worte widmen möchte. Nicht etwa, dass
ich auf alle die Fragen eingehen wollte, welche in der an-
regenden Arbeit berührt werden — das würde nicht so
kurzer Hand geschehen können — wohl aber möchte ich das
Verhältniss, in welchem der Verfasser zum Lamarckismus
steht, ein wenig beleuchten, da es mir im Interesse des Fort-
schreitens unserer Erkenntniss wünschenswerth erscheint, dass
Diejenigen zusammenstehen, welche die gleiche Ueberzeugung
haben, und dass diese Uebereinstimmung nicht durch blosse
Wortdifferenzen maskirt bleibe.

Der gedankenreiche Verfasser erklärt sich in seinem
Aufsatz in wesentlichen Punkten mit meinen Ansichten über
Vererbung einverstanden, scheint aber grade in Bezug auf
diejenige Frage, welche von allen am tiefsten in die Ent-
wickelungslehre eingreift, ganz entgegengesetzter Ansicht zu
sein, ich meine in Bezug auf die Nichtvererbung erworbener
Eigenschaften, denn er sagt: „dass erworbene Eigen-
schaften der Organismen wirklich vererbt
werden können, scheint mir heute zweifellos
“.

Man wird nun erwarten, Eméry würde die Ansicht der
Lamarckianer zu der seinigen machen, nach welcher „functio-
nelle, d. h. durch die Function gesetzte Abände-
rungen vererbt werden können, allein das ist durchaus nicht
seine Meinung, er spricht nirgends davon, dass das Keim-

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[92/0104] In demselben Heft des Biologischen Centralblattes, in welchem der Eingangs besprochene Aufsatz von Wilckens steht, befindet sich ein solcher von Carlo Eméry 1), „Ge- danken zur Descendenz- und Vererbungstheorie“, dem ich hier noch einige Worte widmen möchte. Nicht etwa, dass ich auf alle die Fragen eingehen wollte, welche in der an- regenden Arbeit berührt werden — das würde nicht so kurzer Hand geschehen können — wohl aber möchte ich das Verhältniss, in welchem der Verfasser zum Lamarckismus steht, ein wenig beleuchten, da es mir im Interesse des Fort- schreitens unserer Erkenntniss wünschenswerth erscheint, dass Diejenigen zusammenstehen, welche die gleiche Ueberzeugung haben, und dass diese Uebereinstimmung nicht durch blosse Wortdifferenzen maskirt bleibe. Der gedankenreiche Verfasser erklärt sich in seinem Aufsatz in wesentlichen Punkten mit meinen Ansichten über Vererbung einverstanden, scheint aber grade in Bezug auf diejenige Frage, welche von allen am tiefsten in die Ent- wickelungslehre eingreift, ganz entgegengesetzter Ansicht zu sein, ich meine in Bezug auf die Nichtvererbung erworbener Eigenschaften, denn er sagt: „dass erworbene Eigen- schaften der Organismen wirklich vererbt werden können, scheint mir heute zweifellos“. Man wird nun erwarten, Eméry würde die Ansicht der Lamarckianer zu der seinigen machen, nach welcher „functio- nelle, d. h. durch die Function gesetzte Abände- rungen vererbt werden können, allein das ist durchaus nicht seine Meinung, er spricht nirgends davon, dass das Keim- 1) „Biologisches Centralblatt“ vom 15. Juli 1893.

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Zitationshilfe: Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_naturzuechtung_1893/104>, abgerufen am 27.11.2024.