Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.fache kleine Klaue tragen u. s. w.? Man muss also, so Es bleibt also, so scheint es, nichts übrig, als mit fache kleine Klaue tragen u. s. w.? Man muss also, so Es bleibt also, so scheint es, nichts übrig, als mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="12"/> fache kleine Klaue tragen u. s. w.? Man muss also, so<lb/> meint <hi rendition="#g">Spencer</hi>, annehmen, dass die zusammenwirkenden<lb/> Theile unabhängig von einander variiren. Nimmt man dies<lb/> aber an, so wird der Process der Umwandlung nicht nur<lb/> ein unendlich langwieriger und complicirter, sondern ein<lb/> fast unmöglicher, denn wie sollten alle die zusammenwirken-<lb/> den Theile zu gleicher Zeit der Naturzüchtung die geeig-<lb/> neten Variationen darbieten, und doch verlangt z. B. die Ver-<lb/> grösserung des Geweihes, dass zugleich auch das den Kopf<lb/> tragende Ligament stärker werde und die Muskeln, welche<lb/> den stärker belasteten Kopf tragen. Ja, auch die Dorn-<lb/> fortsätze der Rückenwirbel müssen in der Richtung des<lb/> Grösserwerdens variiren, und die Knochen, Muskeln und<lb/> Bänder, die Nerven und Gefässe aller dieser Theile und<lb/> der ganzen vorderen Extremität. Und alle diese Hun-<lb/> derte von einzelnen Theilen sollten unabhängig von ein-<lb/> ander gleichzeitig durch Naturzüchtung im richtigen Maasse<lb/> verändert werden können? Wenn sie aber nicht <hi rendition="#g">gleich-<lb/> zeitig</hi> sich verändern, so nützt die Abänderung des ein-<lb/> zelnen Theils nichts, denn eine Verstärkung der Nacken-<lb/> muskeln und -Bänder ohne Vergrösserung des Geweihes hat<lb/> keinen Nutzen, und eine Vergrösserung des Geweihes ohne<lb/> gleichzeitige Verstärkung der Bänder, Muskeln u. s. w. würde<lb/> sogar gefährlich und höchst nachtheilig für das Thier sein.</p><lb/> <p>Es bleibt also, so scheint es, nichts übrig, als mit<lb/><hi rendition="#g">Spencer</hi> anzunehmen, dass functionelle Abänderungen<lb/> vererbt werden, und dass auf diese Weise alle zusammen-<lb/> wirkenden Theile in Harmonie bleiben, d. h. dass die Ver-<lb/> änderung des <hi rendition="#g">einen</hi> von ihnen, hier z. B. des Geweihes,<lb/> stets genau von dem Maass von Veränderung der anderen<lb/> Theile begleitet wird, welches für die Gesammtwirkung der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0024]
fache kleine Klaue tragen u. s. w.? Man muss also, so
meint Spencer, annehmen, dass die zusammenwirkenden
Theile unabhängig von einander variiren. Nimmt man dies
aber an, so wird der Process der Umwandlung nicht nur
ein unendlich langwieriger und complicirter, sondern ein
fast unmöglicher, denn wie sollten alle die zusammenwirken-
den Theile zu gleicher Zeit der Naturzüchtung die geeig-
neten Variationen darbieten, und doch verlangt z. B. die Ver-
grösserung des Geweihes, dass zugleich auch das den Kopf
tragende Ligament stärker werde und die Muskeln, welche
den stärker belasteten Kopf tragen. Ja, auch die Dorn-
fortsätze der Rückenwirbel müssen in der Richtung des
Grösserwerdens variiren, und die Knochen, Muskeln und
Bänder, die Nerven und Gefässe aller dieser Theile und
der ganzen vorderen Extremität. Und alle diese Hun-
derte von einzelnen Theilen sollten unabhängig von ein-
ander gleichzeitig durch Naturzüchtung im richtigen Maasse
verändert werden können? Wenn sie aber nicht gleich-
zeitig sich verändern, so nützt die Abänderung des ein-
zelnen Theils nichts, denn eine Verstärkung der Nacken-
muskeln und -Bänder ohne Vergrösserung des Geweihes hat
keinen Nutzen, und eine Vergrösserung des Geweihes ohne
gleichzeitige Verstärkung der Bänder, Muskeln u. s. w. würde
sogar gefährlich und höchst nachtheilig für das Thier sein.
Es bleibt also, so scheint es, nichts übrig, als mit
Spencer anzunehmen, dass functionelle Abänderungen
vererbt werden, und dass auf diese Weise alle zusammen-
wirkenden Theile in Harmonie bleiben, d. h. dass die Ver-
änderung des einen von ihnen, hier z. B. des Geweihes,
stets genau von dem Maass von Veränderung der anderen
Theile begleitet wird, welches für die Gesammtwirkung der
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