Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.einer Art im Keimplasma derart enthalten, dass gewisse Wenn der Dimorphismus zum Polymorphismus wird, einer Art im Keimplasma derart enthalten, dass gewisse Wenn der Dimorphismus zum Polymorphismus wird, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="38"/> einer Art im Keimplasma derart enthalten, dass gewisse<lb/> Determinanten doppelt oder mehrfach vorhanden sind, und<lb/> dass es von gewissen, uns meist noch unbekannten Be-<lb/> dingungen abhängt, welche von den stellvertretenden Deter-<lb/> minanten oder Determinantengruppen activ wird und welche<lb/> passiv bleibt. Unter „Determinanten“ verstehe ich Ein-<lb/> heiten des Keimplasmas, welche die Anlage bestimmter<lb/> Zellen oder Zellengruppen des Körpers sind. Wenn nun<lb/> der entsprechende Körpertheil bei einer Art in zweifacher<lb/> Gestalt auftritt, wenn z. B. bei den Weibchen einer<lb/> Schmetterlingsart die Schuppen einer bestimmten Stelle des<lb/> Flügels braun, bei den Männchen aber blau sind, so ist<lb/> dies nach meiner Vorstellung im Keimplasma dadurch vor-<lb/> gesehen, dass die Determinanten jener Flügelschuppen<lb/> doppelt vorhanden sind, die einen stellen die Anlage brauner<lb/> Schuppen, die anderen die Anlage blauer Schuppen vor.<lb/> Beide zugleich können nicht in demselben Individuum activ<lb/> werden, d. h. können nicht zur Bildung von Schuppen<lb/> führen, sondern die eine bleibt inactiv, während die andere<lb/> zur Activität bestimmt wird.</p><lb/> <p>Wenn der Dimorphismus zum Polymorphismus wird,<lb/> und z. B. die Weibchen einer Art selbst wieder doppel-<lb/> gestaltig werden, so kommt dies nach meiner Vorstellung<lb/> dadurch zu Stande, dass jene Doppeldeterminanten zu drei-<lb/> fachen sich vermehren. Gäbe es Schmetterlinge mit Ar-<lb/> beiterinnen und hätten diese rothe Färbung an jener Stelle<lb/> des Flügels, welche bei den Männchen blau, bei den Weib-<lb/> chen braun ist, so würden an einer bestimmten Stelle des<lb/> überaus kunstvollen und höchst verwickelten Gebäudes des<lb/> Keimplasmas immer je drei vicariirende Determinanten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0050]
einer Art im Keimplasma derart enthalten, dass gewisse
Determinanten doppelt oder mehrfach vorhanden sind, und
dass es von gewissen, uns meist noch unbekannten Be-
dingungen abhängt, welche von den stellvertretenden Deter-
minanten oder Determinantengruppen activ wird und welche
passiv bleibt. Unter „Determinanten“ verstehe ich Ein-
heiten des Keimplasmas, welche die Anlage bestimmter
Zellen oder Zellengruppen des Körpers sind. Wenn nun
der entsprechende Körpertheil bei einer Art in zweifacher
Gestalt auftritt, wenn z. B. bei den Weibchen einer
Schmetterlingsart die Schuppen einer bestimmten Stelle des
Flügels braun, bei den Männchen aber blau sind, so ist
dies nach meiner Vorstellung im Keimplasma dadurch vor-
gesehen, dass die Determinanten jener Flügelschuppen
doppelt vorhanden sind, die einen stellen die Anlage brauner
Schuppen, die anderen die Anlage blauer Schuppen vor.
Beide zugleich können nicht in demselben Individuum activ
werden, d. h. können nicht zur Bildung von Schuppen
führen, sondern die eine bleibt inactiv, während die andere
zur Activität bestimmt wird.
Wenn der Dimorphismus zum Polymorphismus wird,
und z. B. die Weibchen einer Art selbst wieder doppel-
gestaltig werden, so kommt dies nach meiner Vorstellung
dadurch zu Stande, dass jene Doppeldeterminanten zu drei-
fachen sich vermehren. Gäbe es Schmetterlinge mit Ar-
beiterinnen und hätten diese rothe Färbung an jener Stelle
des Flügels, welche bei den Männchen blau, bei den Weib-
chen braun ist, so würden an einer bestimmten Stelle des
überaus kunstvollen und höchst verwickelten Gebäudes des
Keimplasmas immer je drei vicariirende Determinanten
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