Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.Es ist auch meiner Ansicht nach nicht zu hoffen, Was ist es denn aber, was uns diesen Vorgang dennoch Gewiss konnte man a priori nicht vorauswissen, ob Es ist auch meiner Ansicht nach nicht zu hoffen, Was ist es denn aber, was uns diesen Vorgang dennoch Gewiss konnte man a priori nicht vorauswissen, ob <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0054" n="42"/> <p>Es ist auch meiner Ansicht nach nicht zu hoffen,<lb/> dass wir diese jemals gewinnen werden, weder hier noch<lb/> auch in irgend einem viel einfacheren Process der Natur-<lb/> züchtung. Dazu würde nämlich nicht nur eine Werth-<lb/> schätzung der kleinsten Variationen gehören in Bezug darauf,<lb/> ob und wie oft unter 1000, 100000 oder Millionen Indi-<lb/> viduen eine Variation den Ausschlag über Leben und Tod<lb/> gibt, sondern auch noch vieles Andere, was wir niemals fest-<lb/> stellen können, z. B. die Zahl der gleichzeitig lebenden<lb/> Individuen der Art, der Grad ihrer Vermischung unter-<lb/> einander auf ihrem Wohngebiet und das procentuale Vor-<lb/> kommen der fraglichen Variation. Alles das ist nach meiner<lb/> Ueberzeugung nicht in Erfahrung zu bringen, und so werden<lb/> wir auch durch Erfahrung niemals den Vorgang der Natur-<lb/> züchtung feststellen können.</p><lb/> <p>Was ist es denn aber, was uns diesen Vorgang dennoch<lb/> mit so grosser Sicherheit als wirklich annehmen, und ihm<lb/> eine so ausserordentlich hohe Bedeutung zuschreiben lässt?<lb/> Nichts Anderes als die Macht der Logik; wir müssen Natur-<lb/> züchtung als das Erklärungsprincip der Umwandlungen an-<lb/> nehmen, weil uns alle anderen scheinbaren Erklärungs-<lb/> principien im Stich lassen, und weil es nicht denkbar ist,<lb/> dass es noch ein anderes Princip geben könne, welches die<lb/> Zweckmässigkeiten der Organismen erklärt, <hi rendition="#g">ohne ein<lb/> zweckthätiges Princip zu Hülfe zu nehmen</hi>. Es<lb/> ist mit anderen Worten <hi rendition="#g">die einzig denkbare natür-<lb/> liche Erklärung der Organismen, als Anpass-<lb/> ungen an die Bedingungen</hi> aufgefasst.</p><lb/> <p>Gewiss konnte man a priori nicht vorauswissen, ob<lb/> nicht noch andere Factoren bei der Umwandlung der Arten<lb/> eine wichtige Rolle spielen, und ich selbst war vor 25 Jahren<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0054]
Es ist auch meiner Ansicht nach nicht zu hoffen,
dass wir diese jemals gewinnen werden, weder hier noch
auch in irgend einem viel einfacheren Process der Natur-
züchtung. Dazu würde nämlich nicht nur eine Werth-
schätzung der kleinsten Variationen gehören in Bezug darauf,
ob und wie oft unter 1000, 100000 oder Millionen Indi-
viduen eine Variation den Ausschlag über Leben und Tod
gibt, sondern auch noch vieles Andere, was wir niemals fest-
stellen können, z. B. die Zahl der gleichzeitig lebenden
Individuen der Art, der Grad ihrer Vermischung unter-
einander auf ihrem Wohngebiet und das procentuale Vor-
kommen der fraglichen Variation. Alles das ist nach meiner
Ueberzeugung nicht in Erfahrung zu bringen, und so werden
wir auch durch Erfahrung niemals den Vorgang der Natur-
züchtung feststellen können.
Was ist es denn aber, was uns diesen Vorgang dennoch
mit so grosser Sicherheit als wirklich annehmen, und ihm
eine so ausserordentlich hohe Bedeutung zuschreiben lässt?
Nichts Anderes als die Macht der Logik; wir müssen Natur-
züchtung als das Erklärungsprincip der Umwandlungen an-
nehmen, weil uns alle anderen scheinbaren Erklärungs-
principien im Stich lassen, und weil es nicht denkbar ist,
dass es noch ein anderes Princip geben könne, welches die
Zweckmässigkeiten der Organismen erklärt, ohne ein
zweckthätiges Princip zu Hülfe zu nehmen. Es
ist mit anderen Worten die einzig denkbare natür-
liche Erklärung der Organismen, als Anpass-
ungen an die Bedingungen aufgefasst.
Gewiss konnte man a priori nicht vorauswissen, ob
nicht noch andere Factoren bei der Umwandlung der Arten
eine wichtige Rolle spielen, und ich selbst war vor 25 Jahren
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