Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.diese lange Episode ontogenetischer Theilungen auch ohne Spencer findet einen Widerspruch darin, wenn ich diese lange Episode ontogenetischer Theilungen auch ohne Spencer findet einen Widerspruch darin, wenn ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0091" n="79"/> diese lange Episode ontogenetischer Theilungen auch ohne<lb/> Amphimixis eintritt, die parthenogenetischen Eier? Dass bei<lb/> manchen Schmetterlingen (Bombyx mori z. B.) die meisten<lb/> Eier nur auf Befruchtung hin in diese Episode eintreten, ein-<lb/> zelne aber auch ohne diese? Und das sollte nicht wesent-<lb/> lich und in erster Linie von der „Constitution“ des Eies<lb/> selbst, d. h. von der Qualität und Menge seiner Lebens-<lb/> theilchen abhängen? Und diese Episode selbst, die mit der<lb/> Befruchtung anhebt und mit dem Tode schliesst, sie sollte<lb/> nicht nur nach ihrer Qualität, sondern auch nach ihrer<lb/> Dauer von etwas Anderem bestimmt werden?</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Spencer</hi> findet einen Widerspruch darin, wenn ich<lb/> einerseits die Normirung der Lebensdauer der Arten von<lb/> den äusseren Lebensbedingungen abhängig sein lasse und<lb/> andererseits die Dauer des Lebens auf innere Qualitäten der<lb/> Zellen beziehe. Wenn der König befiehlt, die Flotte soll<lb/> auslaufen, ist dann <hi rendition="#g">er</hi> es, der die Schiffe mit Kohlen ver-<lb/> sieht, mit Mannschaft, mit Vorräthen, der die richtigen Leute<lb/> aussucht und an den richtigen Platz stellt, der die Schiffe<lb/> auswählt, den Curs bestimmt oder der die Maschinen macht<lb/> und zusammensetzt u. s. w.? Nun, der König entspricht hier<lb/> den äusseren Lebensbedingungen; sie sind es, welche be-<lb/> fehlen: diese Art soll eine Lebensdauer von zwei, von zehn,<lb/> von hundert Jahren haben; die Mittel aber, durch welche<lb/> dieser Befehl ausgeführt wird, liegen nach meiner Auffassung<lb/> in erster Linie in der Normirung des Zellenlebens. Es ist<lb/> leicht, misszuverstehen, wenn man misszuverstehen wünscht<lb/> (vergl. <hi rendition="#g">Spencer</hi>’s Appendix p. 748). Die Arbeitstheilung<lb/> im Metazoenkörper hat es mit sich gebracht, dass viele<lb/> Drüsen- und Epithelzellen sich durch ihre eigenen Functionen<lb/> aufreiben, und dass sie fortwährend neu ersetzt werden<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0091]
diese lange Episode ontogenetischer Theilungen auch ohne
Amphimixis eintritt, die parthenogenetischen Eier? Dass bei
manchen Schmetterlingen (Bombyx mori z. B.) die meisten
Eier nur auf Befruchtung hin in diese Episode eintreten, ein-
zelne aber auch ohne diese? Und das sollte nicht wesent-
lich und in erster Linie von der „Constitution“ des Eies
selbst, d. h. von der Qualität und Menge seiner Lebens-
theilchen abhängen? Und diese Episode selbst, die mit der
Befruchtung anhebt und mit dem Tode schliesst, sie sollte
nicht nur nach ihrer Qualität, sondern auch nach ihrer
Dauer von etwas Anderem bestimmt werden?
Spencer findet einen Widerspruch darin, wenn ich
einerseits die Normirung der Lebensdauer der Arten von
den äusseren Lebensbedingungen abhängig sein lasse und
andererseits die Dauer des Lebens auf innere Qualitäten der
Zellen beziehe. Wenn der König befiehlt, die Flotte soll
auslaufen, ist dann er es, der die Schiffe mit Kohlen ver-
sieht, mit Mannschaft, mit Vorräthen, der die richtigen Leute
aussucht und an den richtigen Platz stellt, der die Schiffe
auswählt, den Curs bestimmt oder der die Maschinen macht
und zusammensetzt u. s. w.? Nun, der König entspricht hier
den äusseren Lebensbedingungen; sie sind es, welche be-
fehlen: diese Art soll eine Lebensdauer von zwei, von zehn,
von hundert Jahren haben; die Mittel aber, durch welche
dieser Befehl ausgeführt wird, liegen nach meiner Auffassung
in erster Linie in der Normirung des Zellenlebens. Es ist
leicht, misszuverstehen, wenn man misszuverstehen wünscht
(vergl. Spencer’s Appendix p. 748). Die Arbeitstheilung
im Metazoenkörper hat es mit sich gebracht, dass viele
Drüsen- und Epithelzellen sich durch ihre eigenen Functionen
aufreiben, und dass sie fortwährend neu ersetzt werden
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