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Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.

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früheren Gatten seiner Mutter gleichen soll. Wenn er in
mein neues Buch etwas genauer hineingesehen hätte, so
würde er gefunden haben, dass auch mir diese Fälle nicht
entgangen sind, und dass ich sie -- da eine brauchbare Be-
zeichnung noch nicht vorhanden war 1) -- als Telegonie
oder Fernzeugung in einem besonderen Capitel besprochen
habe. Sie waren bisher meist als "Infection des Keims",
oder auch als "Superfötation" bezeichnet worden. Auch mir
sind viele solche "Fälle" erzählt worden, unter Anderem
habe ich schon vor vielen Jahren in Bezug auf die Ver-
mischung von Negern und Weissen von einem Arzt aus New-
Orleans dasselbe versichern hören, was Spencer jetzt von
einem "distinguished correspondent" aus den Vereinigten
Staaten erfahren hat. Solange man aber keine besseren
Daten, als solche "on dit" hat, wird man die Telegonie noch
nicht als eine Thatsache betrachten dürfen; es können hier
so viele Täuschungen mit unterlaufen, dass man ohne be-
weisende Versuche die Sache nicht für sicher halten und
wissenschaftliche Schlüsse darauf bauen kann. Darum habe
ich in meinem Buch zu solchen Versuchen aufgefordert 1)
und zwar speciell die zoologischen Gärten, in denen die
nöthige Sorgfalt und Ueberwachung der Thiere längere Zeit-
räume hindurch leichter möglich ist, als in kleinen zoo-
logischen Instituten, wie z. B. in meinem eigenen.

Spencer nimmt heute schon die Telegonie als erwiesen
an und sieht in ihr "an absolute disproof of Professor
Weismann's doctrine that the reproductive cells are inde-
pendent of, and uninfluenced by, the somatic cells" und

1) "Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung", Jena
1892, p. 505.
1) "Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung", Jena
1892, p. 505.

früheren Gatten seiner Mutter gleichen soll. Wenn er in
mein neues Buch etwas genauer hineingesehen hätte, so
würde er gefunden haben, dass auch mir diese Fälle nicht
entgangen sind, und dass ich sie — da eine brauchbare Be-
zeichnung noch nicht vorhanden war 1) — als Telegonie
oder Fernzeugung in einem besonderen Capitel besprochen
habe. Sie waren bisher meist als „Infection des Keims“,
oder auch als „Superfötation“ bezeichnet worden. Auch mir
sind viele solche „Fälle“ erzählt worden, unter Anderem
habe ich schon vor vielen Jahren in Bezug auf die Ver-
mischung von Negern und Weissen von einem Arzt aus New-
Orleans dasselbe versichern hören, was Spencer jetzt von
einem „distinguished correspondent“ aus den Vereinigten
Staaten erfahren hat. Solange man aber keine besseren
Daten, als solche „on dit“ hat, wird man die Telegonie noch
nicht als eine Thatsache betrachten dürfen; es können hier
so viele Täuschungen mit unterlaufen, dass man ohne be-
weisende Versuche die Sache nicht für sicher halten und
wissenschaftliche Schlüsse darauf bauen kann. Darum habe
ich in meinem Buch zu solchen Versuchen aufgefordert 1)
und zwar speciell die zoologischen Gärten, in denen die
nöthige Sorgfalt und Ueberwachung der Thiere längere Zeit-
räume hindurch leichter möglich ist, als in kleinen zoo-
logischen Instituten, wie z. B. in meinem eigenen.

Spencer nimmt heute schon die Telegonie als erwiesen
an und sieht in ihr „an absolute disproof of Professor
Weismann’s doctrine that the reproductive cells are inde-
pendent of, and uninfluenced by, the somatic cells“ und

1) „Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“, Jena
1892, p. 505.
1) „Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“, Jena
1892, p. 505.
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[82/0094] früheren Gatten seiner Mutter gleichen soll. Wenn er in mein neues Buch etwas genauer hineingesehen hätte, so würde er gefunden haben, dass auch mir diese Fälle nicht entgangen sind, und dass ich sie — da eine brauchbare Be- zeichnung noch nicht vorhanden war 1) — als Telegonie oder Fernzeugung in einem besonderen Capitel besprochen habe. Sie waren bisher meist als „Infection des Keims“, oder auch als „Superfötation“ bezeichnet worden. Auch mir sind viele solche „Fälle“ erzählt worden, unter Anderem habe ich schon vor vielen Jahren in Bezug auf die Ver- mischung von Negern und Weissen von einem Arzt aus New- Orleans dasselbe versichern hören, was Spencer jetzt von einem „distinguished correspondent“ aus den Vereinigten Staaten erfahren hat. Solange man aber keine besseren Daten, als solche „on dit“ hat, wird man die Telegonie noch nicht als eine Thatsache betrachten dürfen; es können hier so viele Täuschungen mit unterlaufen, dass man ohne be- weisende Versuche die Sache nicht für sicher halten und wissenschaftliche Schlüsse darauf bauen kann. Darum habe ich in meinem Buch zu solchen Versuchen aufgefordert 1) und zwar speciell die zoologischen Gärten, in denen die nöthige Sorgfalt und Ueberwachung der Thiere längere Zeit- räume hindurch leichter möglich ist, als in kleinen zoo- logischen Instituten, wie z. B. in meinem eigenen. Spencer nimmt heute schon die Telegonie als erwiesen an und sieht in ihr „an absolute disproof of Professor Weismann’s doctrine that the reproductive cells are inde- pendent of, and uninfluenced by, the somatic cells“ und 1) „Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“, Jena 1892, p. 505. 1) „Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung“, Jena 1892, p. 505.

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Zitationshilfe: Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_naturzuechtung_1893/94>, abgerufen am 26.11.2024.