Weiße, Christian Felix: Lieder für Kinder. Leipzig, 1767.Der Fisch an der Angel. Das kleine Fischgen spielet hier Jn silbernem Bach, Und hängt, voll lüsterner Begier, Bloß seinen Freuden nach. Es merket nicht die blutge List, Den freundlichen Feind, Der desto mehr zu fürchten ist, Je gütiger er scheint. Die Ruthe mit der Angel spielt Schon über ihn hin, Und voller Neubegierde schielt Es bloß nach dem Gewinn. Es naht sich schon -- itzt schnappt es zu! Was hast du gethan? Du blutest, armes Thierchen du, O bissest du nicht an! -- Mich reiße nie, was mir gefällt, Unprüfend dahin! Dein Beyspiel lehre mich die Welt Und ihre Reizung fliehn! Die
Der Fiſch an der Angel. Das kleine Fiſchgen ſpielet hier Jn ſilbernem Bach, Und haͤngt, voll luͤſterner Begier, Bloß ſeinen Freuden nach. Es merket nicht die blutge Liſt, Den freundlichen Feind, Der deſto mehr zu fuͤrchten iſt, Je guͤtiger er ſcheint. Die Ruthe mit der Angel ſpielt Schon uͤber ihn hin, Und voller Neubegierde ſchielt Es bloß nach dem Gewinn. Es naht ſich ſchon — itzt ſchnappt es zu! Was haſt du gethan? Du bluteſt, armes Thierchen du, O biſſeſt du nicht an! — Mich reiße nie, was mir gefaͤllt, Unpruͤfend dahin! Dein Beyſpiel lehre mich die Welt Und ihre Reizung fliehn! Die
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Der Fiſch an der Angel.
Das kleine Fiſchgen ſpielet hier
Jn ſilbernem Bach,
Und haͤngt, voll luͤſterner Begier,
Bloß ſeinen Freuden nach.
Es merket nicht die blutge Liſt,
Den freundlichen Feind,
Der deſto mehr zu fuͤrchten iſt,
Je guͤtiger er ſcheint.
Die Ruthe mit der Angel ſpielt
Schon uͤber ihn hin,
Und voller Neubegierde ſchielt
Es bloß nach dem Gewinn.
Es naht ſich ſchon — itzt ſchnappt es zu!
Was haſt du gethan?
Du bluteſt, armes Thierchen du,
O biſſeſt du nicht an! —
Mich reiße nie, was mir gefaͤllt,
Unpruͤfend dahin!
Dein Beyſpiel lehre mich die Welt
Und ihre Reizung fliehn!
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