Weiße, Christian Felix: Lieder für Kinder. Leipzig, 1767.Das Lamm. Wie nah, du armes Lämmgen, du, Wie nahe gehst du mir! Noch spielst du sorglos und in Ruh, Und ach! was drohet dir! Den, der dir ietzt das Futter giebt, Hältst du für einen Freund? -- Dich liebt er, weil er sich nur liebt Und ist dein ärgster Feind! Die rothe Schleife, welche sich Jetzt um dein Hälschen schlingt, Ach! ist das Band, woran man dich Zum Tode morgen bringt. Und diese Hand -- mit sanftem Muth Wird sie von dir geküßt? O! wüßtest du, daß morgen Blut, Dein Blut von dieser fließt! Wohl dir! genieß in Glück und Ruh Der kurzen Lebensfrist: Was hülf es dir: ach wüßtest du, Was dir beschieden ist! Das
Das Lamm. Wie nah, du armes Laͤmmgen, du, Wie nahe gehſt du mir! Noch ſpielſt du ſorglos und in Ruh, Und ach! was drohet dir! Den, der dir ietzt das Futter giebt, Haͤltſt du fuͤr einen Freund? — Dich liebt er, weil er ſich nur liebt Und iſt dein aͤrgſter Feind! Die rothe Schleife, welche ſich Jetzt um dein Haͤlschen ſchlingt, Ach! iſt das Band, woran man dich Zum Tode morgen bringt. Und dieſe Hand — mit ſanftem Muth Wird ſie von dir gekuͤßt? O! wuͤßteſt du, daß morgen Blut, Dein Blut von dieſer fließt! Wohl dir! genieß in Gluͤck und Ruh Der kurzen Lebensfriſt: Was huͤlf es dir: ach wuͤßteſt du, Was dir beſchieden iſt! Das
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Das Lamm.
Wie nah, du armes Laͤmmgen, du,
Wie nahe gehſt du mir!
Noch ſpielſt du ſorglos und in Ruh,
Und ach! was drohet dir!
Den, der dir ietzt das Futter giebt,
Haͤltſt du fuͤr einen Freund? —
Dich liebt er, weil er ſich nur liebt
Und iſt dein aͤrgſter Feind!
Die rothe Schleife, welche ſich
Jetzt um dein Haͤlschen ſchlingt,
Ach! iſt das Band, woran man dich
Zum Tode morgen bringt.
Und dieſe Hand — mit ſanftem Muth
Wird ſie von dir gekuͤßt?
O! wuͤßteſt du, daß morgen Blut,
Dein Blut von dieſer fließt!
Wohl dir! genieß in Gluͤck und Ruh
Der kurzen Lebensfriſt:
Was huͤlf es dir: ach wuͤßteſt du,
Was dir beſchieden iſt!
Das
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