Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Werner Knall. Aus einer dunklen Rauchwolke züngelte eine gewaltigeFeuergarbe zum Firmament empor, Tausende von Granaten, Raketen und andern Munitionskörpern durchsausten die Luft und zogen wie Meteore glühende Streifen durch die Nacht -- "Christian VIII." war in die Luft geflogen. Das Feuer hatte die Pulverkammer erreicht und die furchtbare Katastrophe herbei- geführt. Zweihundert Mann der Besatzung, welche noch nicht hatten abgeholt werden können, verloren durch die Explosion ihr Leben. Doch auch mit diesem schweren Opfer war der Kriegs- gott noch nicht zufrieden gewesen -- Preußer, der mit seinen Kanonieren bereits Hunderte von Gefangenen an's Land gebracht, war eben im Begriff, wieder mit einer Anzahl derselben von dem brennenden Schiffe abzustoßen, als ihn der Tod ereilte. Mit den Trümmern der Boote sanken er und seine Leute zer- schmettert in die Tiefe. Die Explosion war eine so gewaltige gewesen, daß man Die Neugierigen, welche aus der Umgebung Nachts und Die "Gefion", deren Batterie ein grauenvolles Bild der Werner Knall. Aus einer dunklen Rauchwolke züngelte eine gewaltigeFeuergarbe zum Firmament empor, Tauſende von Granaten, Raketen und andern Munitionskörpern durchſauſten die Luft und zogen wie Meteore glühende Streifen durch die Nacht — „Chriſtian VIII.“ war in die Luft geflogen. Das Feuer hatte die Pulverkammer erreicht und die furchtbare Kataſtrophe herbei- geführt. Zweihundert Mann der Beſatzung, welche noch nicht hatten abgeholt werden können, verloren durch die Exploſion ihr Leben. Doch auch mit dieſem ſchweren Opfer war der Kriegs- gott noch nicht zufrieden geweſen — Preußer, der mit ſeinen Kanonieren bereits Hunderte von Gefangenen an’s Land gebracht, war eben im Begriff, wieder mit einer Anzahl derſelben von dem brennenden Schiffe abzuſtoßen, als ihn der Tod ereilte. Mit den Trümmern der Boote ſanken er und ſeine Leute zer- ſchmettert in die Tiefe. Die Exploſion war eine ſo gewaltige geweſen, daß man Die Neugierigen, welche aus der Umgebung Nachts und Die „Gefion“, deren Batterie ein grauenvolles Bild der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0198" n="186"/><fw place="top" type="header">Werner</fw><lb/> Knall. Aus einer dunklen Rauchwolke züngelte eine gewaltige<lb/> Feuergarbe zum Firmament empor, Tauſende von Granaten,<lb/> Raketen und andern Munitionskörpern durchſauſten die Luft und<lb/> zogen wie Meteore glühende Streifen durch die Nacht —<lb/> „Chriſtian <hi rendition="#aq">VIII.</hi>“ war in die Luft geflogen. Das Feuer hatte die<lb/> Pulverkammer erreicht und die furchtbare Kataſtrophe herbei-<lb/> geführt. Zweihundert Mann der Beſatzung, welche noch nicht<lb/> hatten abgeholt werden können, verloren durch die Exploſion ihr<lb/> Leben. Doch auch mit dieſem ſchweren Opfer war der Kriegs-<lb/> gott noch nicht zufrieden geweſen — Preußer, der mit ſeinen<lb/> Kanonieren bereits Hunderte von Gefangenen an’s Land gebracht,<lb/> war eben im Begriff, wieder mit einer Anzahl derſelben von<lb/> dem brennenden Schiffe abzuſtoßen, als ihn der Tod ereilte.<lb/> Mit den Trümmern der Boote ſanken er und ſeine Leute zer-<lb/> ſchmettert in die Tiefe.</p><lb/> <p>Die Exploſion war eine ſo gewaltige geweſen, daß man<lb/> ſogar in der Stadt Schleswig den Luftdruck deutlich fühlte.<lb/> Am nächſten Tage fand man Schiffstheile, Waffen und andere<lb/> Gegenſtände, die bis zu unglaublichen Entfernungen weſtwärts von<lb/> der Stadt geflogen waren.</p><lb/> <p>Die Neugierigen, welche aus der Umgebung Nachts und<lb/> früh Morgens am 6. April nach Eckernförde kamen, fanden die<lb/> Stadt wie ausgeſtorben. Die Abſpannung der Bevölkerung war<lb/> nach den ungemeinen Aufregungen der letzten 48 Stunden eine<lb/> ſo große, daß Alles ſich todtmüde zur Ruhe begeben hatte und<lb/> unbeſorgt um die däniſchen Kriegsgefangenen im tiefſten Schlum-<lb/> mer lag. Den Letzteren wäre es ein Leichtes geweſen, die<lb/> beiden ſchlaftrunkenen Poſten, von denen ſie allein bewacht wur-<lb/> den, zu überwältigen und unbehelligt durch die Stadt nach Nor-<lb/> den zu marſchiren.</p><lb/> <p>Die „Gefion“, deren Batterie ein grauenvolles Bild der<lb/> Zerſtörung bot und in dem ſich Leiche auf Leiche thürmte, wurde<lb/> zunächſt von Officieren und Mannſchaften der im Kieler Hafen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [186/0198]
Werner
Knall. Aus einer dunklen Rauchwolke züngelte eine gewaltige
Feuergarbe zum Firmament empor, Tauſende von Granaten,
Raketen und andern Munitionskörpern durchſauſten die Luft und
zogen wie Meteore glühende Streifen durch die Nacht —
„Chriſtian VIII.“ war in die Luft geflogen. Das Feuer hatte die
Pulverkammer erreicht und die furchtbare Kataſtrophe herbei-
geführt. Zweihundert Mann der Beſatzung, welche noch nicht
hatten abgeholt werden können, verloren durch die Exploſion ihr
Leben. Doch auch mit dieſem ſchweren Opfer war der Kriegs-
gott noch nicht zufrieden geweſen — Preußer, der mit ſeinen
Kanonieren bereits Hunderte von Gefangenen an’s Land gebracht,
war eben im Begriff, wieder mit einer Anzahl derſelben von
dem brennenden Schiffe abzuſtoßen, als ihn der Tod ereilte.
Mit den Trümmern der Boote ſanken er und ſeine Leute zer-
ſchmettert in die Tiefe.
Die Exploſion war eine ſo gewaltige geweſen, daß man
ſogar in der Stadt Schleswig den Luftdruck deutlich fühlte.
Am nächſten Tage fand man Schiffstheile, Waffen und andere
Gegenſtände, die bis zu unglaublichen Entfernungen weſtwärts von
der Stadt geflogen waren.
Die Neugierigen, welche aus der Umgebung Nachts und
früh Morgens am 6. April nach Eckernförde kamen, fanden die
Stadt wie ausgeſtorben. Die Abſpannung der Bevölkerung war
nach den ungemeinen Aufregungen der letzten 48 Stunden eine
ſo große, daß Alles ſich todtmüde zur Ruhe begeben hatte und
unbeſorgt um die däniſchen Kriegsgefangenen im tiefſten Schlum-
mer lag. Den Letzteren wäre es ein Leichtes geweſen, die
beiden ſchlaftrunkenen Poſten, von denen ſie allein bewacht wur-
den, zu überwältigen und unbehelligt durch die Stadt nach Nor-
den zu marſchiren.
Die „Gefion“, deren Batterie ein grauenvolles Bild der
Zerſtörung bot und in dem ſich Leiche auf Leiche thürmte, wurde
zunächſt von Officieren und Mannſchaften der im Kieler Hafen
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