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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Die deutsche Marine 1848--1852
Amtmanns von Cuxhafen vermochten die allgemeine Entrüstung
zu dämpfen und Trost zu spenden.

Das angesagte Ballfest war nur eine Kriegslist von
Brommy gewesen. Wie er vorausgesetzt, war Steen Bille, durch
seine Spione davon benachrichtigt, in die Falle gegangen und
hatte unter solchen Umständen geglaubt, sich am 13. in etwas
freieres Wasser zurückziehen zu können, was ihm um so er-
wünschter kam, als frischer Nordwind mit unsichtigem regneri-
schem Wetter eingesetzt hatte und den Aufenthalt nahe vor der
Elbmündung sehr unangenehm machte.

Das Geheimniß war von Brommy so gut bewahrt worden,
daß auch von uns Officieren Niemand eine Ahnung davon hatte,
und die Ueberraschung für das ganze Geschwader eben so groß
war, wie für die Damen, als um Mitternacht ein Officier mit
dem Befehle an die beiden andern Schiffe entsandt wurde, Dampf
aufzumachen und sich zum Fortgehen fertig zu halten.

Als der erste Tagesschimmer den Horizont färbte, lichteten
wir Anker und dampften die Elbe hinunter. Das Wetter blieb
uns günstig, der Regen dauerte fort und der Ausblick war be-
schränkt. Trotzdem war der dänische Admiral nicht so weit zurück-
gegangen, als Brommy gehofft hatte. Auf halbem Wege, zwi-
schen der Elbe und Helgoland, trafen wir auf die Dänen und
sie machten sofort Jagd auf uns.

Es waren die beiden Fregatten, welche wir am 4. gesehen
hatten und der "Geyser". Sie versäumten nichts, um uns zu
erreichen und setzten so viel Segel, wie sich irgend darauf
hängen ließen, trotzdem gelang es ihnen nicht. Eine Zeit lang
war die Jagd sehr aufregend, und wir glaubten diesmal zu
einem Nahgefechte gezwungen zu werden. Die Fregatten kamen
mit halbem Winde auf uns herunter und näherten sich zu-
sehends, da sie bei der steifen Brise schneller liefen als wir,
aber ehe sie auf Schußweite herangekommen waren, mußten sie
wegen der zwischen Elbe und Weser liegenden Gründe, denen

Die deutſche Marine 1848—1852
Amtmanns von Cuxhafen vermochten die allgemeine Entrüſtung
zu dämpfen und Troſt zu ſpenden.

Das angeſagte Ballfeſt war nur eine Kriegsliſt von
Brommy geweſen. Wie er vorausgeſetzt, war Steen Bille, durch
ſeine Spione davon benachrichtigt, in die Falle gegangen und
hatte unter ſolchen Umſtänden geglaubt, ſich am 13. in etwas
freieres Waſſer zurückziehen zu können, was ihm um ſo er-
wünſchter kam, als friſcher Nordwind mit unſichtigem regneri-
ſchem Wetter eingeſetzt hatte und den Aufenthalt nahe vor der
Elbmündung ſehr unangenehm machte.

Das Geheimniß war von Brommy ſo gut bewahrt worden,
daß auch von uns Officieren Niemand eine Ahnung davon hatte,
und die Ueberraſchung für das ganze Geſchwader eben ſo groß
war, wie für die Damen, als um Mitternacht ein Officier mit
dem Befehle an die beiden andern Schiffe entſandt wurde, Dampf
aufzumachen und ſich zum Fortgehen fertig zu halten.

Als der erſte Tagesſchimmer den Horizont färbte, lichteten
wir Anker und dampften die Elbe hinunter. Das Wetter blieb
uns günſtig, der Regen dauerte fort und der Ausblick war be-
ſchränkt. Trotzdem war der däniſche Admiral nicht ſo weit zurück-
gegangen, als Brommy gehofft hatte. Auf halbem Wege, zwi-
ſchen der Elbe und Helgoland, trafen wir auf die Dänen und
ſie machten ſofort Jagd auf uns.

Es waren die beiden Fregatten, welche wir am 4. geſehen
hatten und der „Geyſer“. Sie verſäumten nichts, um uns zu
erreichen und ſetzten ſo viel Segel, wie ſich irgend darauf
hängen ließen, trotzdem gelang es ihnen nicht. Eine Zeit lang
war die Jagd ſehr aufregend, und wir glaubten diesmal zu
einem Nahgefechte gezwungen zu werden. Die Fregatten kamen
mit halbem Winde auf uns herunter und näherten ſich zu-
ſehends, da ſie bei der ſteifen Briſe ſchneller liefen als wir,
aber ehe ſie auf Schußweite herangekommen waren, mußten ſie
wegen der zwiſchen Elbe und Weſer liegenden Gründe, denen

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[205/0217] Die deutſche Marine 1848—1852 Amtmanns von Cuxhafen vermochten die allgemeine Entrüſtung zu dämpfen und Troſt zu ſpenden. Das angeſagte Ballfeſt war nur eine Kriegsliſt von Brommy geweſen. Wie er vorausgeſetzt, war Steen Bille, durch ſeine Spione davon benachrichtigt, in die Falle gegangen und hatte unter ſolchen Umſtänden geglaubt, ſich am 13. in etwas freieres Waſſer zurückziehen zu können, was ihm um ſo er- wünſchter kam, als friſcher Nordwind mit unſichtigem regneri- ſchem Wetter eingeſetzt hatte und den Aufenthalt nahe vor der Elbmündung ſehr unangenehm machte. Das Geheimniß war von Brommy ſo gut bewahrt worden, daß auch von uns Officieren Niemand eine Ahnung davon hatte, und die Ueberraſchung für das ganze Geſchwader eben ſo groß war, wie für die Damen, als um Mitternacht ein Officier mit dem Befehle an die beiden andern Schiffe entſandt wurde, Dampf aufzumachen und ſich zum Fortgehen fertig zu halten. Als der erſte Tagesſchimmer den Horizont färbte, lichteten wir Anker und dampften die Elbe hinunter. Das Wetter blieb uns günſtig, der Regen dauerte fort und der Ausblick war be- ſchränkt. Trotzdem war der däniſche Admiral nicht ſo weit zurück- gegangen, als Brommy gehofft hatte. Auf halbem Wege, zwi- ſchen der Elbe und Helgoland, trafen wir auf die Dänen und ſie machten ſofort Jagd auf uns. Es waren die beiden Fregatten, welche wir am 4. geſehen hatten und der „Geyſer“. Sie verſäumten nichts, um uns zu erreichen und ſetzten ſo viel Segel, wie ſich irgend darauf hängen ließen, trotzdem gelang es ihnen nicht. Eine Zeit lang war die Jagd ſehr aufregend, und wir glaubten diesmal zu einem Nahgefechte gezwungen zu werden. Die Fregatten kamen mit halbem Winde auf uns herunter und näherten ſich zu- ſehends, da ſie bei der ſteifen Briſe ſchneller liefen als wir, aber ehe ſie auf Schußweite herangekommen waren, mußten ſie wegen der zwiſchen Elbe und Weſer liegenden Gründe, denen

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/217>, abgerufen am 21.11.2024.