Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Ernstes und Heiteres sein eigenes, sondern auch für jedes fremde Schiff hohes Inter-esse. Er mustert es mit kritischem Blicke, sucht Vorzüge und Nachtheile im Belauf der Planken oder in der Takelage und zieht in Gedanken oder laut Parallelen mit den Eigenschaften ihm bekannter Fahrzeuge. Der Schuner übte aber eine ganz besondere Anziehungs- Man sah es dem Fahrzeuge sogleich an, daß es ein ebenso Zu damaliger Zeit begann man gerade beim Schiffbau sich "Wie schön er auf dem Wasser liegt -- wie eine Möwe!" "Und der Bug, scharf wie ein Messer! er macht nicht "Diese hängenden Masten gefallen mir besonders!" "Ja! und wie die Segel stehen -- wie ein Brett!" 18*
Ernſtes und Heiteres ſein eigenes, ſondern auch für jedes fremde Schiff hohes Inter-eſſe. Er muſtert es mit kritiſchem Blicke, ſucht Vorzüge und Nachtheile im Belauf der Planken oder in der Takelage und zieht in Gedanken oder laut Parallelen mit den Eigenſchaften ihm bekannter Fahrzeuge. Der Schuner übte aber eine ganz beſondere Anziehungs- Man ſah es dem Fahrzeuge ſogleich an, daß es ein ebenſo Zu damaliger Zeit begann man gerade beim Schiffbau ſich „Wie ſchön er auf dem Waſſer liegt — wie eine Möwe!“ „Und der Bug, ſcharf wie ein Meſſer! er macht nicht „Dieſe hängenden Maſten gefallen mir beſonders!“ „Ja! und wie die Segel ſtehen — wie ein Brett!“ 18*
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Ernſtes und Heiteres
ſein eigenes, ſondern auch für jedes fremde Schiff hohes Inter-
eſſe. Er muſtert es mit kritiſchem Blicke, ſucht Vorzüge und
Nachtheile im Belauf der Planken oder in der Takelage und
zieht in Gedanken oder laut Parallelen mit den Eigenſchaften
ihm bekannter Fahrzeuge.
Der Schuner übte aber eine ganz beſondere Anziehungs-
kraft, denn ſeine äußere Erſcheinung wich von den gebräuch-
lichen Formen, namentlich von den in deutſchen Gewäſſern vor-
kommenden, weſentlich ab. Sein langgeſtreckter Rumpf, der
ungemein ſcharfe und oben ausfallende Bug, die ſchrägſtehenden
Maſten, ſowie überhaupt der ganze Schnitt waren etwas Neues
und Ungewohntes.
Man ſah es dem Fahrzeuge ſogleich an, daß es ein ebenſo
tüchtiges Seeſchiff wie vorzüglicher Segler ſein mußte. Es war
ein ſogenannter „Klipper“, ein Schnellſegler par excellence
und ein Modell, von deſſen nautiſchen Leiſtungen man ſich
Wunderdinge in ſeemänniſchen Kreiſen erzählte.
Zu damaliger Zeit begann man gerade beim Schiffbau ſich
von dem alten Schlendrian loszumachen, der ihn ſeit vielen Jahr-
zehnten gefangen hielt, und zwar war es Nordamerika, das in
dieſer Richtung zuerſt mit gutem Beiſpiele voranging. Sein
aufblühender Seehandel und die Concurrenz mit dem bis dahin
meerbeherrſchenden England wirkten als Sporn, mit ſeinen
Schiffen dem Gegner den Rang abzulaufen, und das gelungene
Reſultat dieſes Strebens wurden die Klipper. Es waren mög-
lichſt vollkommene Segelſchiffe von früher für unmöglich ge-
haltener Schnelligkeit, mit vorzüglichen nautiſchen Eigenſchaften,
großer Ladefähigkeit und gleichzeitig ſehr eleganten Formen.
„Wie ſchön er auf dem Waſſer liegt — wie eine Möwe!“
„Und der Bug, ſcharf wie ein Meſſer! er macht nicht
einmal Schaum, wenn er durch das Waſſer ſchneidet!“
„Dieſe hängenden Maſten gefallen mir beſonders!“
„Ja! und wie die Segel ſtehen — wie ein Brett!“
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