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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Werner
dreißig Meilen gemacht haben. Wissen Sie, meine Herren, es
war wunderbar und etwas Aehnliches ist mir nur noch einmal
passirt, als ich in Hamburg auf der . . . ."

Ein homerisches Gelächter unterbrach Frank's Redefluß
und auch Mr. Roberts glaubte ein "how very funny" an-
bringen zu müssen.

Nur Mathy blieb ernst. Sobald sich die Heiterkeit aber
etwas gelegt und Frank wieder anknüpfen wollte: "Schule war,"
fiel ersterer ihm in's Wort: "Was Sie da von den Fischen
erzählen, war auf dem "Bugbear" tägliches Vorkommniß und
wurde von uns gar nicht beachtet. Aber um Ihnen zu be-
weisen, wie unser Schiff segelte, führe ich einfach an, daß
wenn wir lenzten *, wir alle paar Stunden beidrehen mußten,
um auf den Wind zu warten, da wir ihn regelmäßig ausliefen.
Da nun, wie Ihnen Allen bekannt ist, ein Sturm mindestens
48 Knoten macht, so können Sie sich allein ausrechnen, wie
schnell der "Bugbear" gesegelt haben muß. Wie wäre es auch
sonst möglich gewesen, daß wir von New-Orleans in elf Tagen
nach St. Petersburg gelangt wären. Der Kaiser von Rußland
besuchte gerade bei unserer Ankunft auf der Rhede von Kron-
stadt die Flotte, wobei die famose Geschichte mit dem Admiral
passirte, von der Sie wol gehört haben. Er kam selbst an
Bord unseres Schiffes, gab unserem Kapitän einen höheren
Orden, mir eine prachtvolle goldene Uhr, die mir leider gestohlen
ist, und jedem von der Besatzung hundert Rubel."

Frank verstummte. Er war übertrumpft. Gegen einen
solchen Beweis vermochte er nichts mehr anzuführen. Er sah
ein, daß dagegen selbst das "Wunderbare", was er in Ham-
burg erlebt, abfiel und er gab deshalb weiteres Erzählen für
heute auf, während Mathy triumphirte.

"Was war das für eine Geschichte mit dem russischen

* Vor einem Sturme segeln.

Werner
dreißig Meilen gemacht haben. Wiſſen Sie, meine Herren, es
war wunderbar und etwas Aehnliches iſt mir nur noch einmal
paſſirt, als ich in Hamburg auf der . . . .“

Ein homeriſches Gelächter unterbrach Frank’s Redefluß
und auch Mr. Roberts glaubte ein „how very funny“ an-
bringen zu müſſen.

Nur Mathy blieb ernſt. Sobald ſich die Heiterkeit aber
etwas gelegt und Frank wieder anknüpfen wollte: „Schule war,“
fiel erſterer ihm in’s Wort: „Was Sie da von den Fiſchen
erzählen, war auf dem „Bugbear“ tägliches Vorkommniß und
wurde von uns gar nicht beachtet. Aber um Ihnen zu be-
weiſen, wie unſer Schiff ſegelte, führe ich einfach an, daß
wenn wir lenzten *, wir alle paar Stunden beidrehen mußten,
um auf den Wind zu warten, da wir ihn regelmäßig ausliefen.
Da nun, wie Ihnen Allen bekannt iſt, ein Sturm mindeſtens
48 Knoten macht, ſo können Sie ſich allein ausrechnen, wie
ſchnell der „Bugbear“ geſegelt haben muß. Wie wäre es auch
ſonſt möglich geweſen, daß wir von New-Orleans in elf Tagen
nach St. Petersburg gelangt wären. Der Kaiſer von Rußland
beſuchte gerade bei unſerer Ankunft auf der Rhede von Kron-
ſtadt die Flotte, wobei die famoſe Geſchichte mit dem Admiral
paſſirte, von der Sie wol gehört haben. Er kam ſelbſt an
Bord unſeres Schiffes, gab unſerem Kapitän einen höheren
Orden, mir eine prachtvolle goldene Uhr, die mir leider geſtohlen
iſt, und jedem von der Beſatzung hundert Rubel.“

Frank verſtummte. Er war übertrumpft. Gegen einen
ſolchen Beweis vermochte er nichts mehr anzuführen. Er ſah
ein, daß dagegen ſelbſt das „Wunderbare“, was er in Ham-
burg erlebt, abfiel und er gab deshalb weiteres Erzählen für
heute auf, während Mathy triumphirte.

„Was war das für eine Geſchichte mit dem ruſſiſchen

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[278/0290] Werner dreißig Meilen gemacht haben. Wiſſen Sie, meine Herren, es war wunderbar und etwas Aehnliches iſt mir nur noch einmal paſſirt, als ich in Hamburg auf der . . . .“ Ein homeriſches Gelächter unterbrach Frank’s Redefluß und auch Mr. Roberts glaubte ein „how very funny“ an- bringen zu müſſen. Nur Mathy blieb ernſt. Sobald ſich die Heiterkeit aber etwas gelegt und Frank wieder anknüpfen wollte: „Schule war,“ fiel erſterer ihm in’s Wort: „Was Sie da von den Fiſchen erzählen, war auf dem „Bugbear“ tägliches Vorkommniß und wurde von uns gar nicht beachtet. Aber um Ihnen zu be- weiſen, wie unſer Schiff ſegelte, führe ich einfach an, daß wenn wir lenzten *, wir alle paar Stunden beidrehen mußten, um auf den Wind zu warten, da wir ihn regelmäßig ausliefen. Da nun, wie Ihnen Allen bekannt iſt, ein Sturm mindeſtens 48 Knoten macht, ſo können Sie ſich allein ausrechnen, wie ſchnell der „Bugbear“ geſegelt haben muß. Wie wäre es auch ſonſt möglich geweſen, daß wir von New-Orleans in elf Tagen nach St. Petersburg gelangt wären. Der Kaiſer von Rußland beſuchte gerade bei unſerer Ankunft auf der Rhede von Kron- ſtadt die Flotte, wobei die famoſe Geſchichte mit dem Admiral paſſirte, von der Sie wol gehört haben. Er kam ſelbſt an Bord unſeres Schiffes, gab unſerem Kapitän einen höheren Orden, mir eine prachtvolle goldene Uhr, die mir leider geſtohlen iſt, und jedem von der Beſatzung hundert Rubel.“ Frank verſtummte. Er war übertrumpft. Gegen einen ſolchen Beweis vermochte er nichts mehr anzuführen. Er ſah ein, daß dagegen ſelbſt das „Wunderbare“, was er in Ham- burg erlebt, abfiel und er gab deshalb weiteres Erzählen für heute auf, während Mathy triumphirte. „Was war das für eine Geſchichte mit dem ruſſiſchen * Vor einem Sturme ſegeln.

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/290>, abgerufen am 22.11.2024.