Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.Die Seejunker sagt Fahrenholz, "der den größten Ernst bewahrt und einenstrafenden Blick über die Andern schweifen läßt, um ihre Lach- muskeln im Zaume zu halten. Böhrs entkleidet sich allmälig. "Die Unterkleider kannst Du anbehalten, sie sind so dünn, daß das nichts ausmacht, nur die Strümpfe müssen herunter. Jean! Hole einmal aus dem Kabelgat einen Fetttopf!" Jean stürzt hinaus und kommt nach wenigen Augenblicken "Gut, Du kannst hinausgehen, Jean; wenn ich Dich brauche, Der Steward verschwindet und wendet dabei schleunigst "So, Böhrs," wendet sich Fahrenholz an diesen, "nun Der Angeredete thut wie ihm geheißen, aber lächelt un- "Bist Du fertig?" "Ja." Fahrenholz setzt die Flasche Jetzt kann sich aber die andere Gesellschaft nicht mehr "Pst!" commandirt Fahrenholz, und alles schweigt lauschend. "Gewiß," hört man den kleinen Meyer sagen, "es wird Die Seejunker ſagt Fahrenholz, „der den größten Ernſt bewahrt und einenſtrafenden Blick über die Andern ſchweifen läßt, um ihre Lach- muskeln im Zaume zu halten. Böhrs entkleidet ſich allmälig. „Die Unterkleider kannſt Du anbehalten, ſie ſind ſo dünn, daß das nichts ausmacht, nur die Strümpfe müſſen herunter. Jean! Hole einmal aus dem Kabelgat einen Fetttopf!“ Jean ſtürzt hinaus und kommt nach wenigen Augenblicken „Gut, Du kannſt hinausgehen, Jean; wenn ich Dich brauche, Der Steward verſchwindet und wendet dabei ſchleunigſt „So, Böhrs,“ wendet ſich Fahrenholz an dieſen, „nun Der Angeredete thut wie ihm geheißen, aber lächelt un- „Biſt Du fertig?“ „Ja.“ Fahrenholz ſetzt die Flaſche Jetzt kann ſich aber die andere Geſellſchaft nicht mehr „Pſt!“ commandirt Fahrenholz, und alles ſchweigt lauſchend. „Gewiß,“ hört man den kleinen Meyer ſagen, „es wird <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0313" n="301"/><fw place="top" type="header">Die Seejunker</fw><lb/> ſagt Fahrenholz, „der den größten Ernſt bewahrt und einen<lb/> ſtrafenden Blick über die Andern ſchweifen läßt, um ihre Lach-<lb/> muskeln im Zaume zu halten. Böhrs entkleidet ſich allmälig.<lb/> „Die Unterkleider kannſt Du anbehalten, ſie ſind ſo dünn, daß<lb/> das nichts ausmacht, nur die Strümpfe müſſen herunter. Jean!<lb/> Hole einmal aus dem Kabelgat einen Fetttopf!“</p><lb/> <p>Jean ſtürzt hinaus und kommt nach wenigen Augenblicken<lb/> mit einem Topf voll Stengenſchmiere zurück.</p><lb/> <p>„Gut, Du kannſt hinausgehen, Jean; wenn ich Dich brauche,<lb/> werde ich Dich rufen!“</p><lb/> <p>Der Steward verſchwindet und wendet dabei ſchleunigſt<lb/> den Kopf ab, um nicht ſein Lachen ſehen zu laſſen.</p><lb/> <p>„So, Böhrs,“ wendet ſich Fahrenholz an dieſen, „nun<lb/> ſchmiere Dir die Füße bis an die Knie ein, damit Du gut<lb/> gleiteſt, dann kann es losgehen.“</p><lb/> <p>Der Angeredete thut wie ihm geheißen, aber lächelt un-<lb/> gläubig. Er iſt immer noch feſt überzeugt, daß er die Flaſche<lb/> Champagner gewinnt. Die Uebrigen beißen ſich faſt die Lippen<lb/> blutig, um nur einigermaßen ernſt zu bleiben.</p><lb/> <p>„Biſt Du fertig?“ „Ja.“ Fahrenholz ſetzt die Flaſche<lb/> neben ihn auf das Deck und ſagt dann trocken: „Nun, dann<lb/> klettere hinein.“</p><lb/> <p>Jetzt kann ſich aber die andere Geſellſchaft nicht mehr<lb/> halten und bricht in ein unauslöſchliches Gelächter aus. Böhrs<lb/> ſchaut unruhig umher. Es dämmert in ihm auf, daß er das<lb/> Opfer eines ihm geſpielten Streiches geworden. Bei ſeinem<lb/> langſamen Denken weiß er noch nicht recht, wie er ſich dabei<lb/> benehmen ſoll, als vor der Meſſethür verſchiedene Stimmen<lb/> laut werden.</p><lb/> <p>„Pſt!“ commandirt Fahrenholz, und alles ſchweigt lauſchend.<lb/> Man unterſcheidet auch Damenſtimmen und eine derſelben fragt:<lb/> „Hier alſo wohnen die Seejunker; iſt es erlaubt hineinzugehen?“</p><lb/> <p>„Gewiß,“ hört man den kleinen Meyer ſagen, „es wird<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [301/0313]
Die Seejunker
ſagt Fahrenholz, „der den größten Ernſt bewahrt und einen
ſtrafenden Blick über die Andern ſchweifen läßt, um ihre Lach-
muskeln im Zaume zu halten. Böhrs entkleidet ſich allmälig.
„Die Unterkleider kannſt Du anbehalten, ſie ſind ſo dünn, daß
das nichts ausmacht, nur die Strümpfe müſſen herunter. Jean!
Hole einmal aus dem Kabelgat einen Fetttopf!“
Jean ſtürzt hinaus und kommt nach wenigen Augenblicken
mit einem Topf voll Stengenſchmiere zurück.
„Gut, Du kannſt hinausgehen, Jean; wenn ich Dich brauche,
werde ich Dich rufen!“
Der Steward verſchwindet und wendet dabei ſchleunigſt
den Kopf ab, um nicht ſein Lachen ſehen zu laſſen.
„So, Böhrs,“ wendet ſich Fahrenholz an dieſen, „nun
ſchmiere Dir die Füße bis an die Knie ein, damit Du gut
gleiteſt, dann kann es losgehen.“
Der Angeredete thut wie ihm geheißen, aber lächelt un-
gläubig. Er iſt immer noch feſt überzeugt, daß er die Flaſche
Champagner gewinnt. Die Uebrigen beißen ſich faſt die Lippen
blutig, um nur einigermaßen ernſt zu bleiben.
„Biſt Du fertig?“ „Ja.“ Fahrenholz ſetzt die Flaſche
neben ihn auf das Deck und ſagt dann trocken: „Nun, dann
klettere hinein.“
Jetzt kann ſich aber die andere Geſellſchaft nicht mehr
halten und bricht in ein unauslöſchliches Gelächter aus. Böhrs
ſchaut unruhig umher. Es dämmert in ihm auf, daß er das
Opfer eines ihm geſpielten Streiches geworden. Bei ſeinem
langſamen Denken weiß er noch nicht recht, wie er ſich dabei
benehmen ſoll, als vor der Meſſethür verſchiedene Stimmen
laut werden.
„Pſt!“ commandirt Fahrenholz, und alles ſchweigt lauſchend.
Man unterſcheidet auch Damenſtimmen und eine derſelben fragt:
„Hier alſo wohnen die Seejunker; iſt es erlaubt hineinzugehen?“
„Gewiß,“ hört man den kleinen Meyer ſagen, „es wird
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