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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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durch eine Unverschämtheit bethätigen zu müssen, die sich nament-
lich den Fremden gegenüber oft sehr unangenehm geltend macht.
Es würde angemessen sein, den Schwarzen das Uebermaß von
Freiheit etwas zu beschneiden, wie es auf Jamaika geschehen
ist. Sie stehen auf einer zu niedrigen Stufe der Cultur, um
richtigen und verständigen Gebrauch von einer Freiheit machen
zu können, die für hochcivilisirte Nationen passen mag.

Unser Aufenthalt währte acht Tage und wir genossen das
Schöne, was die Insel bot, mit vollen Zügen. Sehr viel trug
dazu der freundliche Empfang bei, der uns von den Engländern,
namentlich aber von dem Gouverneur, Herrn Rawson, wurde.
Er wohnt eine halbe Stunde außerhalb der Stadt und sein
Haus liegt ebenfalls auf einer Anhöhe, von der man eine schöne
Aussicht auf Bridgetown und einen Theil der Insel genießt.

Herr Rawson ist ein Naturfreund und es treffen bei ihm
alle Bedingungen zusammen, um dieser Neigung vollen Spiel-
raum zu lassen. Stellung, Mittel und Klima sind ihm nach
jeder Richtung dazu behülflich. Ein prachtvoller Garten, in
europäischer Art und nicht in verwilderter Tropenweise gehalten,
umgiebt das Gouvernementsgebäude. In ihm wandelt man
"ungestraft unter Palmen," die ihn in allen Arten und Formen
zieren, während die duftigsten Blumen dem Spaziergänger ihr
Aroma spenden, die verschiedenartigsten und wohlschmeckendsten
Früchte, die Guave, die Anone, Ananas und hundert andere
mehr verlockend zum Genusse einladen und auch die bowling
greens
für croquet und cricket und anderen englischen Sport
nicht fehlen.

Das Sehenswertheste und Lieblichste ist jedoch der Farren-
garten, ein Plätzchen, zu dem Herr Rawson seine Besucher gern
und mit einem gewissen Stolze führt. Was es an schönen und
zarten Pflanzengebilden aus den Familien der Farren und
Orchideen giebt, das ist aus den Urwäldern Brasiliens und
Mittelamerikas hierher gebracht und wird mit liebevoller Sorg-

Werner
durch eine Unverſchämtheit bethätigen zu müſſen, die ſich nament-
lich den Fremden gegenüber oft ſehr unangenehm geltend macht.
Es würde angemeſſen ſein, den Schwarzen das Uebermaß von
Freiheit etwas zu beſchneiden, wie es auf Jamaika geſchehen
iſt. Sie ſtehen auf einer zu niedrigen Stufe der Cultur, um
richtigen und verſtändigen Gebrauch von einer Freiheit machen
zu können, die für hochciviliſirte Nationen paſſen mag.

Unſer Aufenthalt währte acht Tage und wir genoſſen das
Schöne, was die Inſel bot, mit vollen Zügen. Sehr viel trug
dazu der freundliche Empfang bei, der uns von den Engländern,
namentlich aber von dem Gouverneur, Herrn Rawſon, wurde.
Er wohnt eine halbe Stunde außerhalb der Stadt und ſein
Haus liegt ebenfalls auf einer Anhöhe, von der man eine ſchöne
Ausſicht auf Bridgetown und einen Theil der Inſel genießt.

Herr Rawſon iſt ein Naturfreund und es treffen bei ihm
alle Bedingungen zuſammen, um dieſer Neigung vollen Spiel-
raum zu laſſen. Stellung, Mittel und Klima ſind ihm nach
jeder Richtung dazu behülflich. Ein prachtvoller Garten, in
europäiſcher Art und nicht in verwilderter Tropenweiſe gehalten,
umgiebt das Gouvernementsgebäude. In ihm wandelt man
„ungeſtraft unter Palmen,“ die ihn in allen Arten und Formen
zieren, während die duftigſten Blumen dem Spaziergänger ihr
Aroma ſpenden, die verſchiedenartigſten und wohlſchmeckendſten
Früchte, die Guave, die Anone, Ananas und hundert andere
mehr verlockend zum Genuſſe einladen und auch die bowling
greens
für croquet und cricket und anderen engliſchen Sport
nicht fehlen.

Das Sehenswertheſte und Lieblichſte iſt jedoch der Farren-
garten, ein Plätzchen, zu dem Herr Rawſon ſeine Beſucher gern
und mit einem gewiſſen Stolze führt. Was es an ſchönen und
zarten Pflanzengebilden aus den Familien der Farren und
Orchideen giebt, das iſt aus den Urwäldern Braſiliens und
Mittelamerikas hierher gebracht und wird mit liebevoller Sorg-

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[324/0336] Werner durch eine Unverſchämtheit bethätigen zu müſſen, die ſich nament- lich den Fremden gegenüber oft ſehr unangenehm geltend macht. Es würde angemeſſen ſein, den Schwarzen das Uebermaß von Freiheit etwas zu beſchneiden, wie es auf Jamaika geſchehen iſt. Sie ſtehen auf einer zu niedrigen Stufe der Cultur, um richtigen und verſtändigen Gebrauch von einer Freiheit machen zu können, die für hochciviliſirte Nationen paſſen mag. Unſer Aufenthalt währte acht Tage und wir genoſſen das Schöne, was die Inſel bot, mit vollen Zügen. Sehr viel trug dazu der freundliche Empfang bei, der uns von den Engländern, namentlich aber von dem Gouverneur, Herrn Rawſon, wurde. Er wohnt eine halbe Stunde außerhalb der Stadt und ſein Haus liegt ebenfalls auf einer Anhöhe, von der man eine ſchöne Ausſicht auf Bridgetown und einen Theil der Inſel genießt. Herr Rawſon iſt ein Naturfreund und es treffen bei ihm alle Bedingungen zuſammen, um dieſer Neigung vollen Spiel- raum zu laſſen. Stellung, Mittel und Klima ſind ihm nach jeder Richtung dazu behülflich. Ein prachtvoller Garten, in europäiſcher Art und nicht in verwilderter Tropenweiſe gehalten, umgiebt das Gouvernementsgebäude. In ihm wandelt man „ungeſtraft unter Palmen,“ die ihn in allen Arten und Formen zieren, während die duftigſten Blumen dem Spaziergänger ihr Aroma ſpenden, die verſchiedenartigſten und wohlſchmeckendſten Früchte, die Guave, die Anone, Ananas und hundert andere mehr verlockend zum Genuſſe einladen und auch die bowling greens für croquet und cricket und anderen engliſchen Sport nicht fehlen. Das Sehenswertheſte und Lieblichſte iſt jedoch der Farren- garten, ein Plätzchen, zu dem Herr Rawſon ſeine Beſucher gern und mit einem gewiſſen Stolze führt. Was es an ſchönen und zarten Pflanzengebilden aus den Familien der Farren und Orchideen giebt, das iſt aus den Urwäldern Braſiliens und Mittelamerikas hierher gebracht und wird mit liebevoller Sorg-

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/336>, abgerufen am 22.11.2024.