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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Werner
Kameraden und ein von uns gegebener Ball auf dem "Friedrich Karl"
befestigte das angebahnte freundliche Verhältniß. Wie wunder-
bar oft das Schicksal spielt! Kurz vor unserem Abgange von
Havannah war die Nachricht eingetroffen, daß König Amadeus
die Krone niedergelegt hatte, ohne jedoch in der Colonie im
entferntesten den Eindruck zu machen, den man von solchem
Ereignisse erwarten durfte. Wenige Monate später wurden
vom "Friedrich Karl" den Intransigenten drei spanische Kriegs-
schiffe abgenommen, um später der legitimen Regierung wieder
ausgeliefert zu werden. Wer von uns hätte das an jenem
Ballabende gedacht?

So schön und gesund das Klima von Havannah in den
Wintermonaten ist, so gefährlich wird es namentlich Fremden
im Sommer. Gar oft wüthet dann das gelbe Fieber erbar-
mungslos und rafft Tausende hinweg. Eine größere Reinlichkeit
und bessere Handhabung der Gesundheitspolizei würde eine
Wandelung zum Besseren in diesen Verhältnissen herbeiführen,
allein daran ist kaum zu denken. Für alle hygienischen Maßnahmen
fehlt den südlichen Nationen die Energie und Schmutz in der
einen oder anderen Form scheint von ihnen unzertrennlich zu sein.

Gegen Ende März beabsichtigten wir unsere Fahrt nach
dem Süden anzutreten, jedoch änderte ein telegraphischer Befehl
unerwartet die ganze Reiseroute. Infolge der Abdankung des Königs
Amadeus war in Spanien die Republik proclamirt worden, die
carlistische Erhebung machte Fortschritte, französische Communards
hatten sich mit spanischen Revolutionären verbunden, wiegelten
den Süden gegen die Regierung in Madrid auf und die überall
in dem unglücklichen Lande auftretenden Unruhen ließen die
Sicherheit der dort angesiedelten Deutschen gefährdet erscheinen.
Die Reichsregierung hielt es deshalb für nothwendig, letzteren
durch Entsendung von Schiffen an die spanische Küste Schutz
zu gewähren und es wurden "Friedrich Karl", "Elisabeth" und
das bereits im Mittelmeer stationirende Kanonenboot "Delphin"
dazu ausersehen.


Werner
Kameraden und ein von uns gegebener Ball auf dem „Friedrich Karl“
befeſtigte das angebahnte freundliche Verhältniß. Wie wunder-
bar oft das Schickſal ſpielt! Kurz vor unſerem Abgange von
Havannah war die Nachricht eingetroffen, daß König Amadeus
die Krone niedergelegt hatte, ohne jedoch in der Colonie im
entfernteſten den Eindruck zu machen, den man von ſolchem
Ereigniſſe erwarten durfte. Wenige Monate ſpäter wurden
vom „Friedrich Karl“ den Intranſigenten drei ſpaniſche Kriegs-
ſchiffe abgenommen, um ſpäter der legitimen Regierung wieder
ausgeliefert zu werden. Wer von uns hätte das an jenem
Ballabende gedacht?

So ſchön und geſund das Klima von Havannah in den
Wintermonaten iſt, ſo gefährlich wird es namentlich Fremden
im Sommer. Gar oft wüthet dann das gelbe Fieber erbar-
mungslos und rafft Tauſende hinweg. Eine größere Reinlichkeit
und beſſere Handhabung der Geſundheitspolizei würde eine
Wandelung zum Beſſeren in dieſen Verhältniſſen herbeiführen,
allein daran iſt kaum zu denken. Für alle hygieniſchen Maßnahmen
fehlt den ſüdlichen Nationen die Energie und Schmutz in der
einen oder anderen Form ſcheint von ihnen unzertrennlich zu ſein.

Gegen Ende März beabſichtigten wir unſere Fahrt nach
dem Süden anzutreten, jedoch änderte ein telegraphiſcher Befehl
unerwartet die ganze Reiſeroute. Infolge der Abdankung des Königs
Amadeus war in Spanien die Republik proclamirt worden, die
carliſtiſche Erhebung machte Fortſchritte, franzöſiſche Communards
hatten ſich mit ſpaniſchen Revolutionären verbunden, wiegelten
den Süden gegen die Regierung in Madrid auf und die überall
in dem unglücklichen Lande auftretenden Unruhen ließen die
Sicherheit der dort angeſiedelten Deutſchen gefährdet erſcheinen.
Die Reichsregierung hielt es deshalb für nothwendig, letzteren
durch Entſendung von Schiffen an die ſpaniſche Küſte Schutz
zu gewähren und es wurden „Friedrich Karl“, „Eliſabeth“ und
das bereits im Mittelmeer ſtationirende Kanonenboot „Delphin“
dazu auserſehen.


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[380/0392] Werner Kameraden und ein von uns gegebener Ball auf dem „Friedrich Karl“ befeſtigte das angebahnte freundliche Verhältniß. Wie wunder- bar oft das Schickſal ſpielt! Kurz vor unſerem Abgange von Havannah war die Nachricht eingetroffen, daß König Amadeus die Krone niedergelegt hatte, ohne jedoch in der Colonie im entfernteſten den Eindruck zu machen, den man von ſolchem Ereigniſſe erwarten durfte. Wenige Monate ſpäter wurden vom „Friedrich Karl“ den Intranſigenten drei ſpaniſche Kriegs- ſchiffe abgenommen, um ſpäter der legitimen Regierung wieder ausgeliefert zu werden. Wer von uns hätte das an jenem Ballabende gedacht? So ſchön und geſund das Klima von Havannah in den Wintermonaten iſt, ſo gefährlich wird es namentlich Fremden im Sommer. Gar oft wüthet dann das gelbe Fieber erbar- mungslos und rafft Tauſende hinweg. Eine größere Reinlichkeit und beſſere Handhabung der Geſundheitspolizei würde eine Wandelung zum Beſſeren in dieſen Verhältniſſen herbeiführen, allein daran iſt kaum zu denken. Für alle hygieniſchen Maßnahmen fehlt den ſüdlichen Nationen die Energie und Schmutz in der einen oder anderen Form ſcheint von ihnen unzertrennlich zu ſein. Gegen Ende März beabſichtigten wir unſere Fahrt nach dem Süden anzutreten, jedoch änderte ein telegraphiſcher Befehl unerwartet die ganze Reiſeroute. Infolge der Abdankung des Königs Amadeus war in Spanien die Republik proclamirt worden, die carliſtiſche Erhebung machte Fortſchritte, franzöſiſche Communards hatten ſich mit ſpaniſchen Revolutionären verbunden, wiegelten den Süden gegen die Regierung in Madrid auf und die überall in dem unglücklichen Lande auftretenden Unruhen ließen die Sicherheit der dort angeſiedelten Deutſchen gefährdet erſcheinen. Die Reichsregierung hielt es deshalb für nothwendig, letzteren durch Entſendung von Schiffen an die ſpaniſche Küſte Schutz zu gewähren und es wurden „Friedrich Karl“, „Eliſabeth“ und das bereits im Mittelmeer ſtationirende Kanonenboot „Delphin“ dazu auserſehen.

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/392>, abgerufen am 23.11.2024.