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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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Nach Westindien und dem Mittelmeer
Schiffen nach dem Mittelmeere entsandt war und die gegen
solche Erpressungen sicher gestellt werden mußten, da die legi-
time Landesregierung außer Stande war, Schutz zu gewähren.
Ich brachte daher das Fahrzeug auf, belegte es mit Beschlag,
ließ die rothe Flagge herunterholen und die deutsche Kriegs-
flagge setzen. Ein blinder Kanonenschuß über Deck, als die
"Vigilante" Miene machte, zu entfliehen und in den Hafen zu
laufen, hatte jeden weiteren Widerstand beseitigt und die Sache
ging sehr ruhig vor sich, wenigstens auf dem Wasser.

Am Lande verlief sie nicht so glatt. Nach einer Stunde
kam der Sohn unseres Consuls aus Cartagena mit dem Be-
richte an Bord, in der Stadt herrsche große Aufregung über
die Wegnahme des "Vigilante" und Contreras habe infolge
dessen Befehl gegeben, die ganze Familie des deutschen Consuls
Spottorno, der selbst nicht am Orte anwesend war, zu verhaften.
Dies war wiederum ein völkerrechtswidriger Act, den ich nicht
dulden durfte. Ich dampfte deshalb ganz nahe an den Hafen,
schickte ein Boot mit einem Officier in die Stadt und ließ den
Behörden durch den Sohn unseres Consuls mittheilen, daß ich,
falls man der Familie des letzteren oder einem anderen Deut-
schen das leiseste Unrecht zufüge, in den Hafen kommen und
Repressalien ergreifen würde.

Der Hafen von Cartagena öffnet sich seewärts in die Bucht
von Escombrero, die östlich vom Eingange liegt. Er wird
durch eine Reihe von Festungswerken gedeckt, von denen zwei
oben auf den Höhen und vier unten am Strande erbaut sind.
Zwischen die beiden äußersten Strandforts wurde unser Schiff
gelegt, die Breitseiten ihnen zugekehrt und den Bug gegen den
Hafen und die Stadt gerichtet. Von den beiden äußeren Forts
war der "Friedrich Karl" gegen 300, von den beiden inneren
600, vom Hafen gegen 1000 Meter entfernt und konnte von
der ganzen Stadt aus gesehen werden, was bisher, so lange er
sich in der Bucht von Escombrero befand, nicht der Fall war.

Nach Weſtindien und dem Mittelmeer
Schiffen nach dem Mittelmeere entſandt war und die gegen
ſolche Erpreſſungen ſicher geſtellt werden mußten, da die legi-
time Landesregierung außer Stande war, Schutz zu gewähren.
Ich brachte daher das Fahrzeug auf, belegte es mit Beſchlag,
ließ die rothe Flagge herunterholen und die deutſche Kriegs-
flagge ſetzen. Ein blinder Kanonenſchuß über Deck, als die
„Vigilante“ Miene machte, zu entfliehen und in den Hafen zu
laufen, hatte jeden weiteren Widerſtand beſeitigt und die Sache
ging ſehr ruhig vor ſich, wenigſtens auf dem Waſſer.

Am Lande verlief ſie nicht ſo glatt. Nach einer Stunde
kam der Sohn unſeres Conſuls aus Cartagena mit dem Be-
richte an Bord, in der Stadt herrſche große Aufregung über
die Wegnahme des „Vigilante“ und Contreras habe infolge
deſſen Befehl gegeben, die ganze Familie des deutſchen Conſuls
Spottorno, der ſelbſt nicht am Orte anweſend war, zu verhaften.
Dies war wiederum ein völkerrechtswidriger Act, den ich nicht
dulden durfte. Ich dampfte deshalb ganz nahe an den Hafen,
ſchickte ein Boot mit einem Officier in die Stadt und ließ den
Behörden durch den Sohn unſeres Conſuls mittheilen, daß ich,
falls man der Familie des letzteren oder einem anderen Deut-
ſchen das leiſeſte Unrecht zufüge, in den Hafen kommen und
Repreſſalien ergreifen würde.

Der Hafen von Cartagena öffnet ſich ſeewärts in die Bucht
von Escombrero, die öſtlich vom Eingange liegt. Er wird
durch eine Reihe von Feſtungswerken gedeckt, von denen zwei
oben auf den Höhen und vier unten am Strande erbaut ſind.
Zwiſchen die beiden äußerſten Strandforts wurde unſer Schiff
gelegt, die Breitſeiten ihnen zugekehrt und den Bug gegen den
Hafen und die Stadt gerichtet. Von den beiden äußeren Forts
war der „Friedrich Karl“ gegen 300, von den beiden inneren
600, vom Hafen gegen 1000 Meter entfernt und konnte von
der ganzen Stadt aus geſehen werden, was bisher, ſo lange er
ſich in der Bucht von Escombrero befand, nicht der Fall war.

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[389/0401] Nach Weſtindien und dem Mittelmeer Schiffen nach dem Mittelmeere entſandt war und die gegen ſolche Erpreſſungen ſicher geſtellt werden mußten, da die legi- time Landesregierung außer Stande war, Schutz zu gewähren. Ich brachte daher das Fahrzeug auf, belegte es mit Beſchlag, ließ die rothe Flagge herunterholen und die deutſche Kriegs- flagge ſetzen. Ein blinder Kanonenſchuß über Deck, als die „Vigilante“ Miene machte, zu entfliehen und in den Hafen zu laufen, hatte jeden weiteren Widerſtand beſeitigt und die Sache ging ſehr ruhig vor ſich, wenigſtens auf dem Waſſer. Am Lande verlief ſie nicht ſo glatt. Nach einer Stunde kam der Sohn unſeres Conſuls aus Cartagena mit dem Be- richte an Bord, in der Stadt herrſche große Aufregung über die Wegnahme des „Vigilante“ und Contreras habe infolge deſſen Befehl gegeben, die ganze Familie des deutſchen Conſuls Spottorno, der ſelbſt nicht am Orte anweſend war, zu verhaften. Dies war wiederum ein völkerrechtswidriger Act, den ich nicht dulden durfte. Ich dampfte deshalb ganz nahe an den Hafen, ſchickte ein Boot mit einem Officier in die Stadt und ließ den Behörden durch den Sohn unſeres Conſuls mittheilen, daß ich, falls man der Familie des letzteren oder einem anderen Deut- ſchen das leiſeſte Unrecht zufüge, in den Hafen kommen und Repreſſalien ergreifen würde. Der Hafen von Cartagena öffnet ſich ſeewärts in die Bucht von Escombrero, die öſtlich vom Eingange liegt. Er wird durch eine Reihe von Feſtungswerken gedeckt, von denen zwei oben auf den Höhen und vier unten am Strande erbaut ſind. Zwiſchen die beiden äußerſten Strandforts wurde unſer Schiff gelegt, die Breitſeiten ihnen zugekehrt und den Bug gegen den Hafen und die Stadt gerichtet. Von den beiden äußeren Forts war der „Friedrich Karl“ gegen 300, von den beiden inneren 600, vom Hafen gegen 1000 Meter entfernt und konnte von der ganzen Stadt aus geſehen werden, was bisher, ſo lange er ſich in der Bucht von Escombrero befand, nicht der Fall war.

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/401>, abgerufen am 21.11.2024.