Wernicke, Carl: Der aphasische Symptomencomplex. Breslau, 1874.Sind das Ihre Haare? Ja meine Uhr, meine Hore, meine Haaruhre. Ein Dreier wird ihr gegeben: Das ist ja ein Drekter, ein Es wird ihr geschenkt: Da lasse ich mir viel viel Mal alles Was macht Richard? Wenn er wird Sonntags kommen und sehen. Wie gross ist Richard? (mit Geste). O sehr gross, der ist höher wie Sie, der ist schon 19 Tahr Nach einer Weile weint sie: Ach, lieber Gott, wenn ich erst Am 25. März 1874 hatte die Besserung weitere Fortschritte 20. April 1874. Sie hat weitere Fortschritte gemacht, ver- Der eben geschilderte Fall erinnerte mich lebhaft an einen 2. Susanne Rother, 75 Jahre, Portiersfrau, wurde am 7. Octo- Sind das Ihre Haare? Ja meine Uhr, meine Hore, meine Haaruhre. Ein Dreier wird ihr gegeben: Das ist ja ein Drekter, ein Es wird ihr geschenkt: Da lasse ich mir viel viel Mal alles Was macht Richard? Wenn er wird Sonntags kommen und sehen. Wie gross ist Richard? (mit Geste). O sehr gross, der ist höher wie Sie, der ist schon 19 Tahr Nach einer Weile weint sie: Ach, lieber Gott, wenn ich erst Am 25. März 1874 hatte die Besserung weitere Fortschritte 20. April 1874. Sie hat weitere Fortschritte gemacht, ver- Der eben geschilderte Fall erinnerte mich lebhaft an einen 2. Susanne Rother, 75 Jahre, Portiersfrau, wurde am 7. Octo- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0047" n="43"/> <p>Sind das Ihre Haare?</p><lb/> <p>Ja meine Uhr, meine Hore, meine Haaruhre.</p><lb/> <p>Ein Dreier wird ihr gegeben: Das ist ja ein Drekter, ein<lb/> Dreier. Ein Zweigroschenstück: Das ist ja 2 Dokter, 2 Droschen,<lb/> endlich: 2 Groschen.</p><lb/> <p>Es wird ihr geschenkt: Da lasse ich mir viel viel Mal alles<lb/> Mögliche, was Sie mir haben gesehen. Ich danke halt will viel<lb/> liebes Mal, dass Sie mir das Alles gesagt. Na, da dank ich viel<lb/> Mal, dass Sie sind so gut gewesen, dass Sie sind so gütig gewesen.</p><lb/> <p>Was macht Richard?</p><lb/> <p>Wenn er wird Sonntags kommen und sehen.</p><lb/> <p>Wie gross ist Richard? (mit Geste).</p><lb/> <p>O sehr gross, der ist höher wie Sie, der ist schon 19 Tahr<lb/> Sohr.</p><lb/> <p>Nach einer Weile weint sie: Ach, lieber Gott, wenn ich erst<lb/> wieder besser wäre.</p><lb/> <p>Am 25. März 1874 hatte die Besserung weitere Fortschritte<lb/> gemacht, namentlich fiel auf, dass sie immer wieder vorgesprochene<lb/> Worte erst falsch, dann endlich richtig nachsprechen konnte und<lb/> dass sie sich auch spontan oft richtig verbesserte. Ihr Allgemein-<lb/> befinden ist sehr zufrieden stellend.</p><lb/> <p>20. April 1874. Sie hat weitere Fortschritte gemacht, ver-<lb/> steht jetzt fast Alles, was ihr einige Male wiederholt wird. Spricht<lb/> noch etwas stockend, aber meist richtig, liest ohne Anstoss vor.<lb/> Wenn sie einen selbstgewählten Inhalt schreiben soll, so gelingen<lb/> ihr nur wenige Wörter, ebenso ist sie nicht im Stande, Dictirtes<lb/> aufzuschreiben. Dagegen kann sie ziemlich gut das nachschreiben,<lb/> was man ihr vorgeschrieben hat. Die einzelnen Buchstaben trifft<lb/> sie alle richtig. Die Agraphie ist also jetzt ihre auffallendste<lb/> Sprachstörung.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der eben geschilderte Fall erinnerte mich lebhaft an einen<lb/> früher beobachteten, gewisse Aehnlichkeiten bietenden, über den<lb/> aber meine Notizen nicht die wünschenswerthe Ausführlich-<lb/> keit und Genauigkeit haben, deshalb, weil mir damals noch eine<lb/> richtige Analyse des Symptomencomplexes der Aphasie abging.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>2. Susanne Rother, 75 Jahre, Portiersfrau, wurde am 7. Octo-<lb/> ber 1873 ins Allerheiligen-Hospital aufgenommen. Sie bot alle<lb/> Zeichen hochgradiger Senescenz, sehr vorgeschrittene Atherose<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0047]
Sind das Ihre Haare?
Ja meine Uhr, meine Hore, meine Haaruhre.
Ein Dreier wird ihr gegeben: Das ist ja ein Drekter, ein
Dreier. Ein Zweigroschenstück: Das ist ja 2 Dokter, 2 Droschen,
endlich: 2 Groschen.
Es wird ihr geschenkt: Da lasse ich mir viel viel Mal alles
Mögliche, was Sie mir haben gesehen. Ich danke halt will viel
liebes Mal, dass Sie mir das Alles gesagt. Na, da dank ich viel
Mal, dass Sie sind so gut gewesen, dass Sie sind so gütig gewesen.
Was macht Richard?
Wenn er wird Sonntags kommen und sehen.
Wie gross ist Richard? (mit Geste).
O sehr gross, der ist höher wie Sie, der ist schon 19 Tahr
Sohr.
Nach einer Weile weint sie: Ach, lieber Gott, wenn ich erst
wieder besser wäre.
Am 25. März 1874 hatte die Besserung weitere Fortschritte
gemacht, namentlich fiel auf, dass sie immer wieder vorgesprochene
Worte erst falsch, dann endlich richtig nachsprechen konnte und
dass sie sich auch spontan oft richtig verbesserte. Ihr Allgemein-
befinden ist sehr zufrieden stellend.
20. April 1874. Sie hat weitere Fortschritte gemacht, ver-
steht jetzt fast Alles, was ihr einige Male wiederholt wird. Spricht
noch etwas stockend, aber meist richtig, liest ohne Anstoss vor.
Wenn sie einen selbstgewählten Inhalt schreiben soll, so gelingen
ihr nur wenige Wörter, ebenso ist sie nicht im Stande, Dictirtes
aufzuschreiben. Dagegen kann sie ziemlich gut das nachschreiben,
was man ihr vorgeschrieben hat. Die einzelnen Buchstaben trifft
sie alle richtig. Die Agraphie ist also jetzt ihre auffallendste
Sprachstörung.
Der eben geschilderte Fall erinnerte mich lebhaft an einen
früher beobachteten, gewisse Aehnlichkeiten bietenden, über den
aber meine Notizen nicht die wünschenswerthe Ausführlich-
keit und Genauigkeit haben, deshalb, weil mir damals noch eine
richtige Analyse des Symptomencomplexes der Aphasie abging.
2. Susanne Rother, 75 Jahre, Portiersfrau, wurde am 7. Octo-
ber 1873 ins Allerheiligen-Hospital aufgenommen. Sie bot alle
Zeichen hochgradiger Senescenz, sehr vorgeschrittene Atherose
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