Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Spielsüchtiger böser Sieben
er ward vor des Hofe-Hirten Sohn gehal-
ten/ auch von dem Hirten erzogen. Weil
ihn aber einst die Kinder zu ihrem König auf-
werffen/ und er die Hofe-Aemter ordentlich
austheilete/ die Verbrecher straffete/ wurde
er darüber von dem Astiage vor seiner Toch-
ter Sohn/ welchen er alsbald in der Kind-
heit zu tödten befohlen/ erkannt. Wie
beym Justino nach der länge zu lesen.

Zeitli,
ches Le-
ben.
ein
Glücks-
Spiel.

Also sollen uns auch die Spiele die Eitel-
keit dieses zeitlichen Lebens lehren. Denn
unser zeitliches Leben ist ein unbeständiges
Glück-Spiel/ da wir bald Glück/ bald Un-
glück/ bald Kranckheit/ bald Gesundheit/
bald Freude/ bald Leyde/ bald Ehre/ bald
Schande haben: da ist man bald reich/ bald
arm/ hald hat man ichts/ bald gar nichts/
bald ist man lebendig/ bald todt/ wie uns sol-
ches das Spiel-Höltzlein lehret/ und erin-
nert.

Spiel-
Höltzlein
des
Glücks.

Denn unser zeitliches Leben fält wie das
viereckigte Spiel-Höltzlein/ da auff einer
Seite stehet: Omnia (alles) daß/ weme es
auff dieser Seite fält/ oder sich weiset/ er al-
les auff dem Spiel stehende einziehen möge.
Auff der andern Seite stehet Nihil (nich-
tes] so sich diese einem weiset oder fället/ deu-
tets/ daß er nichts bekommen soll/ und vergeb-
lich geworffen habe. Auff der dritten Sei-
te stehet Trahe (ziehe oder streiche ein) daß

er

Spielſuͤchtiger boͤſer Sieben
er ward vor des Hofe-Hirten Sohn gehal-
ten/ auch von dem Hirten erzogen. Weil
ihn aber einſt die Kinder zu ihrem Koͤnig auf-
werffen/ und er die Hofe-Aemter ordentlich
austheilete/ die Verbrecher ſtraffete/ wurde
er daruͤber von dem Aſtiage vor ſeiner Toch-
ter Sohn/ welchen er alsbald in der Kind-
heit zu toͤdten befohlen/ erkannt. Wie
beym Juſtino nach der laͤnge zu leſen.

Zeitli,
ches Le-
ben.
ein
Gluͤcks-
Spiel.

Alſo ſollen uns auch die Spiele die Eitel-
keit dieſes zeitlichen Lebens lehren. Denn
unſer zeitliches Leben iſt ein unbeſtaͤndiges
Gluͤck-Spiel/ da wir bald Gluͤck/ bald Un-
gluͤck/ bald Kranckheit/ bald Geſundheit/
bald Freude/ bald Leyde/ bald Ehre/ bald
Schande haben: da iſt man bald reich/ bald
arm/ hald hat man ichts/ bald gar nichts/
bald iſt man lebendig/ bald todt/ wie uns ſol-
ches das Spiel-Hoͤltzlein lehret/ und erin-
nert.

Spiel-
Hoͤltzlein
des
Gluͤcks.

Denn unſer zeitliches Leben faͤlt wie das
viereckigte Spiel-Hoͤltzlein/ da auff einer
Seite ſtehet: Omnia (alles) daß/ weme es
auff dieſer Seite faͤlt/ oder ſich weiſet/ er al-
les auff dem Spiel ſtehende einziehen moͤge.
Auff der andern Seite ſtehet Nihil (nich-
tes] ſo ſich dieſe einem weiſet oder faͤllet/ deu-
tets/ daß er nichts bekom̃en ſoll/ und vergeb-
lich geworffen habe. Auff der dritten Sei-
te ſtehet Trahe (ziehe oder ſtreiche ein) daß

er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0170" n="166"/><fw place="top" type="header">Spiel&#x017F;u&#x0364;chtiger bo&#x0364;&#x017F;er Sieben</fw><lb/>
er ward vor des Hofe-Hirten Sohn gehal-<lb/>
ten/ auch von dem Hirten erzogen. Weil<lb/>
ihn aber ein&#x017F;t die Kinder zu ihrem Ko&#x0364;nig auf-<lb/>
werffen/ und er die Hofe-Aemter ordentlich<lb/>
austheilete/ die Verbrecher &#x017F;traffete/ wurde<lb/>
er daru&#x0364;ber von dem <hi rendition="#aq">A&#x017F;tiage</hi> vor &#x017F;einer Toch-<lb/>
ter Sohn/ welchen er alsbald in der Kind-<lb/>
heit zu to&#x0364;dten befohlen/ erkannt. Wie<lb/>
beym <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tino</hi> nach der la&#x0364;nge zu le&#x017F;en.</p><lb/>
          <note place="left">Zeitli,<lb/>
ches Le-<lb/>
ben.<lb/>
ein<lb/>
Glu&#x0364;cks-<lb/>
Spiel.</note>
          <p>Al&#x017F;o &#x017F;ollen uns auch die Spiele die Eitel-<lb/>
keit die&#x017F;es zeitlichen Lebens lehren. Denn<lb/>
un&#x017F;er zeitliches Leben i&#x017F;t ein unbe&#x017F;ta&#x0364;ndiges<lb/>
Glu&#x0364;ck-Spiel/ da wir bald Glu&#x0364;ck/ bald Un-<lb/>
glu&#x0364;ck/ bald Kranckheit/ bald Ge&#x017F;undheit/<lb/>
bald Freude/ bald Leyde/ bald Ehre/ bald<lb/>
Schande haben: da i&#x017F;t man bald reich/ bald<lb/>
arm/ hald hat man ichts/ bald gar nichts/<lb/>
bald i&#x017F;t man lebendig/ bald todt/ wie uns &#x017F;ol-<lb/>
ches das Spiel-Ho&#x0364;ltzlein lehret/ und erin-<lb/>
nert.</p><lb/>
          <note place="left">Spiel-<lb/>
Ho&#x0364;ltzlein<lb/>
des<lb/>
Glu&#x0364;cks.</note>
          <p>Denn un&#x017F;er zeitliches Leben fa&#x0364;lt wie das<lb/>
viereckigte Spiel-Ho&#x0364;ltzlein/ da auff einer<lb/>
Seite &#x017F;tehet: <hi rendition="#aq">Omnia</hi> (alles) daß/ weme es<lb/>
auff die&#x017F;er Seite fa&#x0364;lt/ oder &#x017F;ich wei&#x017F;et/ er al-<lb/>
les auff dem Spiel &#x017F;tehende einziehen mo&#x0364;ge.<lb/>
Auff der andern Seite &#x017F;tehet <hi rendition="#aq">Nihil</hi> (nich-<lb/>
tes] &#x017F;o &#x017F;ich die&#x017F;e einem wei&#x017F;et oder fa&#x0364;llet/ deu-<lb/>
tets/ daß er nichts bekom&#x0303;en &#x017F;oll/ und vergeb-<lb/>
lich geworffen habe. Auff der dritten Sei-<lb/>
te &#x017F;tehet <hi rendition="#aq">Trahe</hi> (ziehe oder &#x017F;treiche ein) daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0170] Spielſuͤchtiger boͤſer Sieben er ward vor des Hofe-Hirten Sohn gehal- ten/ auch von dem Hirten erzogen. Weil ihn aber einſt die Kinder zu ihrem Koͤnig auf- werffen/ und er die Hofe-Aemter ordentlich austheilete/ die Verbrecher ſtraffete/ wurde er daruͤber von dem Aſtiage vor ſeiner Toch- ter Sohn/ welchen er alsbald in der Kind- heit zu toͤdten befohlen/ erkannt. Wie beym Juſtino nach der laͤnge zu leſen. Alſo ſollen uns auch die Spiele die Eitel- keit dieſes zeitlichen Lebens lehren. Denn unſer zeitliches Leben iſt ein unbeſtaͤndiges Gluͤck-Spiel/ da wir bald Gluͤck/ bald Un- gluͤck/ bald Kranckheit/ bald Geſundheit/ bald Freude/ bald Leyde/ bald Ehre/ bald Schande haben: da iſt man bald reich/ bald arm/ hald hat man ichts/ bald gar nichts/ bald iſt man lebendig/ bald todt/ wie uns ſol- ches das Spiel-Hoͤltzlein lehret/ und erin- nert. Denn unſer zeitliches Leben faͤlt wie das viereckigte Spiel-Hoͤltzlein/ da auff einer Seite ſtehet: Omnia (alles) daß/ weme es auff dieſer Seite faͤlt/ oder ſich weiſet/ er al- les auff dem Spiel ſtehende einziehen moͤge. Auff der andern Seite ſtehet Nihil (nich- tes] ſo ſich dieſe einem weiſet oder faͤllet/ deu- tets/ daß er nichts bekom̃en ſoll/ und vergeb- lich geworffen habe. Auff der dritten Sei- te ſtehet Trahe (ziehe oder ſtreiche ein) daß er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/170
Zitationshilfe: Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/170>, abgerufen am 29.11.2024.