Wetzel, Franz Xaver: Reisebegleiter für Jünglinge. Ravensburg, [1901].aus der Fabrik entlassen worden. Wir suchten Mit vorzüglicher Hochachtung
Wilhelm Grünauer.
Mit vieler Mühe brachte ich Wilhelms Vater aus der Fabrik entlassen worden. Wir suchten Mit vorzüglicher Hochachtung
Wilhelm Grünauer.
Mit vieler Mühe brachte ich Wilhelms Vater <TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0012" xml:id="W544R3_001_1901_pb0006_0001" n="6"/> aus der Fabrik entlassen worden. Wir suchten<lb/> überall Arbeit, fanden aber keine. Karl will auf<lb/> die Wanderschaft gehen und an einem andern Orte<lb/> sich umsehen. Weil ich kein Handwerk verstehe,<lb/> also nur Handlangerdienste thun kann, so wird's<lb/> wohl für mich nirgends etwas geben. Ich darf<lb/> auch nicht betteln, ich schäme mich zu sehr. –<lb/> Darum möchte ich Sie recht herzlich bitten: Helfen<lb/> Sie mir doch, daß ich wieder heim kann. Sagen<lb/> Sie dem Vater, er solle mir Reisegeld schicken; ich<lb/> wolle wieder dort in die Fabrik gehen und fleißig und<lb/> brav sein und ihn nicht mehr verlassen, bis er damit zu-<lb/> frieden sei. Auch der Stiefmutter werde ich folgen.<lb/> – Es hat hier keine katholische Kirche; wenigstens<lb/> habe ich noch keine gefunden. Es ist alles prote-<lb/> stantisch. So kann ich nicht einmal in die Kirche<lb/> gehen. Ich bitte Sie also recht sehr, verlassen<lb/> Sie mich nicht. Sie waren immer so gut mit<lb/> mir im Religionsunterrichte. Ich muß jetzt schon<lb/> Hunger leiden.</p> <closer> <salute>Mit vorzüglicher Hochachtung</salute> <signed>Wilhelm Grünauer.</signed> </closer> </div> </body> </floatingText> <p>Mit vieler Mühe brachte ich Wilhelms Vater<lb/> dazu, daß er seinem Sohne verzieh und ihm Geld<lb/> schickte. So kehrte er heim und ging wieder in<lb/> die Fabrik. Daß seine Kameraden über den <q>„kühnen<lb/> Weltumsegler“</q> sich lustig machten, war nicht zu<lb/> verwundern.</p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0012]
aus der Fabrik entlassen worden. Wir suchten
überall Arbeit, fanden aber keine. Karl will auf
die Wanderschaft gehen und an einem andern Orte
sich umsehen. Weil ich kein Handwerk verstehe,
also nur Handlangerdienste thun kann, so wird's
wohl für mich nirgends etwas geben. Ich darf
auch nicht betteln, ich schäme mich zu sehr. –
Darum möchte ich Sie recht herzlich bitten: Helfen
Sie mir doch, daß ich wieder heim kann. Sagen
Sie dem Vater, er solle mir Reisegeld schicken; ich
wolle wieder dort in die Fabrik gehen und fleißig und
brav sein und ihn nicht mehr verlassen, bis er damit zu-
frieden sei. Auch der Stiefmutter werde ich folgen.
– Es hat hier keine katholische Kirche; wenigstens
habe ich noch keine gefunden. Es ist alles prote-
stantisch. So kann ich nicht einmal in die Kirche
gehen. Ich bitte Sie also recht sehr, verlassen
Sie mich nicht. Sie waren immer so gut mit
mir im Religionsunterrichte. Ich muß jetzt schon
Hunger leiden.
Mit vorzüglicher Hochachtung Wilhelm Grünauer. Mit vieler Mühe brachte ich Wilhelms Vater
dazu, daß er seinem Sohne verzieh und ihm Geld
schickte. So kehrte er heim und ging wieder in
die Fabrik. Daß seine Kameraden über den „kühnen
Weltumsegler“ sich lustig machten, war nicht zu
verwundern.
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