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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Felder anzubauen. Bis dahin war unser
Plan völlig ausgedacht, und alle Maschinen
zur Ausführung angelegt: die Schiffe in
Civita Vecchia waren sogar schon ausgekehrt
und ausgeflickt, als plözlich Alexander starb. --

Und was hättet Jhr davon gehabt, wenn
euer Entwurf reif geworden wäre? fragte
Belphegor. --

Wir wären die größten, die erhabensten
Sterblichen geworden: denn ganz Asien hät-
te unsern Namen gewußt, ganz Asien hätte
gesagt, Pabst Alexander der sechste hat uns
die Köpfe zerschlagen, und wir hätten uns
eingebildet, Herr aller dieser Länder zu seyn,
hätten fleißig Bullen hingeschickt; und ist es
nichts großes, nichts glückliches, im Schlaf-
rocke und der Nachtmütze dem Menschenver-
stande eines ganzen Welttheiles zu befehlen,
was er glauben und verwerfen, -- will-
kührlich
ihm vorzuschreiben, was Wahrheit
und Jrrthum seyn soll, nicht allein über ihre
Seelen, Glauben, Erkenntniß, Einsicht, Bei-
fall, sondern auch über ihre Gaumen und
Magen zu regieren und selbst Seligkeit und
Verdammniß unter sie nach Willkühr aus-
zutheilen? -- heißt das nicht der Vorsicht

Felder anzubauen. Bis dahin war unſer
Plan voͤllig ausgedacht, und alle Maſchinen
zur Ausfuͤhrung angelegt: die Schiffe in
Civita Vecchia waren ſogar ſchon ausgekehrt
und ausgeflickt, als ploͤzlich Alexander ſtarb. —

Und was haͤttet Jhr davon gehabt, wenn
euer Entwurf reif geworden waͤre? fragte
Belphegor. —

Wir waͤren die groͤßten, die erhabenſten
Sterblichen geworden: denn ganz Aſien haͤt-
te unſern Namen gewußt, ganz Aſien haͤtte
geſagt, Pabſt Alexander der ſechſte hat uns
die Koͤpfe zerſchlagen, und wir haͤtten uns
eingebildet, Herr aller dieſer Laͤnder zu ſeyn,
haͤtten fleißig Bullen hingeſchickt; und iſt es
nichts großes, nichts gluͤckliches, im Schlaf-
rocke und der Nachtmuͤtze dem Menſchenver-
ſtande eines ganzen Welttheiles zu befehlen,
was er glauben und verwerfen, — will-
kuͤhrlich
ihm vorzuſchreiben, was Wahrheit
und Jrrthum ſeyn ſoll, nicht allein uͤber ihre
Seelen, Glauben, Erkenntniß, Einſicht, Bei-
fall, ſondern auch uͤber ihre Gaumen und
Magen zu regieren und ſelbſt Seligkeit und
Verdammniß unter ſie nach Willkuͤhr aus-
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[98/0118] Felder anzubauen. Bis dahin war unſer Plan voͤllig ausgedacht, und alle Maſchinen zur Ausfuͤhrung angelegt: die Schiffe in Civita Vecchia waren ſogar ſchon ausgekehrt und ausgeflickt, als ploͤzlich Alexander ſtarb. — Und was haͤttet Jhr davon gehabt, wenn euer Entwurf reif geworden waͤre? fragte Belphegor. — Wir waͤren die groͤßten, die erhabenſten Sterblichen geworden: denn ganz Aſien haͤt- te unſern Namen gewußt, ganz Aſien haͤtte geſagt, Pabſt Alexander der ſechſte hat uns die Koͤpfe zerſchlagen, und wir haͤtten uns eingebildet, Herr aller dieſer Laͤnder zu ſeyn, haͤtten fleißig Bullen hingeſchickt; und iſt es nichts großes, nichts gluͤckliches, im Schlaf- rocke und der Nachtmuͤtze dem Menſchenver- ſtande eines ganzen Welttheiles zu befehlen, was er glauben und verwerfen, — will- kuͤhrlich ihm vorzuſchreiben, was Wahrheit und Jrrthum ſeyn ſoll, nicht allein uͤber ihre Seelen, Glauben, Erkenntniß, Einſicht, Bei- fall, ſondern auch uͤber ihre Gaumen und Magen zu regieren und ſelbſt Seligkeit und Verdammniß unter ſie nach Willkuͤhr aus- zutheilen? — heißt das nicht der Vorſicht

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/118>, abgerufen am 23.11.2024.