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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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Du Barbarinn! rief Belphegor; kann ich
mich nun noch wundern, daß du grausam ge-
nug warest, mir meine Hüften zu lähmen,
wenn du so viele Menschen um eines Ent-
wurfs willen tödten konntest, der dir nichts
half? -- Du Mörderinn! --

Bester Belphegor! ich bin nicht der einzige
Sterbliche, der sein Gewissen und seine Ruhe
einem fremden Nutzen aufgeopfert hat. Man
dünkt sich schon groß, indem man große Ab-
sichten befördert, daran arbeitet; und jener
Mann schäzte sich schon glücklich und groß
genug, wenn er nur Troßbube bey der Ar-
mee des macedonischen Alexanders oder des
Dschengis-Kan gewesen wäre. --

Wenn aber nun euer Projektchen geschei-
tert wäre? sagte Medardus. --

Je so hätten wir es gemacht, wie die mei-
sten unsrer Vorgänger: die Schwachen und
Furchtsamen hätten wir angefahren und sie
unter die Füße getreten, und den Starken
und Herzhaften wären wir zwischen den Bei-
nen durchgekrochen. List oder Gewalt! --

Um eines solchen eitlen leeren Vorzugs
willen so viele vernünftige Kreaturen umbrin-

Du Barbarinn! rief Belphegor; kann ich
mich nun noch wundern, daß du grauſam ge-
nug wareſt, mir meine Huͤften zu laͤhmen,
wenn du ſo viele Menſchen um eines Ent-
wurfs willen toͤdten konnteſt, der dir nichts
half? — Du Moͤrderinn! —

Beſter Belphegor! ich bin nicht der einzige
Sterbliche, der ſein Gewiſſen und ſeine Ruhe
einem fremden Nutzen aufgeopfert hat. Man
duͤnkt ſich ſchon groß, indem man große Ab-
ſichten befoͤrdert, daran arbeitet; und jener
Mann ſchaͤzte ſich ſchon gluͤcklich und groß
genug, wenn er nur Troßbube bey der Ar-
mee des macedoniſchen Alexanders oder des
Dſchengis-Kan geweſen waͤre. —

Wenn aber nun euer Projektchen geſchei-
tert waͤre? ſagte Medardus. —

Je ſo haͤtten wir es gemacht, wie die mei-
ſten unſrer Vorgaͤnger: die Schwachen und
Furchtſamen haͤtten wir angefahren und ſie
unter die Fuͤße getreten, und den Starken
und Herzhaften waͤren wir zwiſchen den Bei-
nen durchgekrochen. Liſt oder Gewalt! —

Um eines ſolchen eitlen leeren Vorzugs
willen ſo viele vernuͤnftige Kreaturen umbrin-

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[100/0120] Du Barbarinn! rief Belphegor; kann ich mich nun noch wundern, daß du grauſam ge- nug wareſt, mir meine Huͤften zu laͤhmen, wenn du ſo viele Menſchen um eines Ent- wurfs willen toͤdten konnteſt, der dir nichts half? — Du Moͤrderinn! — Beſter Belphegor! ich bin nicht der einzige Sterbliche, der ſein Gewiſſen und ſeine Ruhe einem fremden Nutzen aufgeopfert hat. Man duͤnkt ſich ſchon groß, indem man große Ab- ſichten befoͤrdert, daran arbeitet; und jener Mann ſchaͤzte ſich ſchon gluͤcklich und groß genug, wenn er nur Troßbube bey der Ar- mee des macedoniſchen Alexanders oder des Dſchengis-Kan geweſen waͤre. — Wenn aber nun euer Projektchen geſchei- tert waͤre? ſagte Medardus. — Je ſo haͤtten wir es gemacht, wie die mei- ſten unſrer Vorgaͤnger: die Schwachen und Furchtſamen haͤtten wir angefahren und ſie unter die Fuͤße getreten, und den Starken und Herzhaften waͤren wir zwiſchen den Bei- nen durchgekrochen. Liſt oder Gewalt! — Um eines ſolchen eitlen leeren Vorzugs willen ſo viele vernuͤnftige Kreaturen umbrin-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/120>, abgerufen am 23.11.2024.