Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.wohl! Jch soll von neuem Zeuge der Unter- drückung, der Grausamkeit der Menschen wer- den: wohlan! ich küsse die Sklavenkette, wenn sie mich nur mit euch, Freunde, un- trennbar vereint. -- Kaum hatte er seinen Schwanengesang an wohl! Jch ſoll von neuem Zeuge der Unter- druͤckung, der Grauſamkeit der Menſchen wer- den: wohlan! ich kuͤſſe die Sklavenkette, wenn ſie mich nur mit euch, Freunde, un- trennbar vereint. — Kaum hatte er ſeinen Schwanengeſang an <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0206" n="186"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> wohl! Jch ſoll von neuem Zeuge der Unter-<lb/> druͤckung, der Grauſamkeit der Menſchen wer-<lb/> den: wohlan! ich kuͤſſe die Sklavenkette,<lb/> wenn ſie mich nur mit euch, Freunde, un-<lb/> trennbar vereint. —</p><lb/> <p>Kaum hatte er ſeinen Schwanengeſang an<lb/> die Freiheit geendet, als die Raͤuber ſchon an<lb/> ihr Fahrzeug heranruͤckten; da ſie nichts als<lb/> ein beuteleeres Boot mit drey Menſchen er-<lb/> blickten, ſo ſchienen ſie unſchluͤſſig zu ſeyn,<lb/> was ſie mit ihnen anfangen wollten: doch<lb/> endlich erinnerten ſie ſich, daß ſie das Boot<lb/> brauchen koͤnnten, und nahmen es alſo ein.<lb/> Man unterſuchte alle Winkel ihres Leibes, um<lb/> verborgne Schaͤtze zu entdecken: doch man<lb/> entdeckte nichts, Sie wurden ins Sklaven-<lb/> behaͤltniß gebracht, und nach langem vergeb-<lb/> lichen Herumkreuzen fanden ſie eine Priſe,<lb/> von der ſie ſich gute Hoffnung machten. Es<lb/> war das alte Lied des menſchlichen Lebens:<lb/> ein Trupp Menſchen wurde des andern Herr,<lb/> nachdem ſich etliche von ihnen ermordet, er-<lb/> ſaͤuft, erſchoſſen hatten. Die Raͤuber kehr-<lb/> ten voller Luſt und Freude uͤber ihre Erobe-<lb/> rung nach Algier, wo ſie ihre Abgabe von<lb/> ihrer Beute entrichteten, auf neues Gluͤck<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [186/0206]
wohl! Jch ſoll von neuem Zeuge der Unter-
druͤckung, der Grauſamkeit der Menſchen wer-
den: wohlan! ich kuͤſſe die Sklavenkette,
wenn ſie mich nur mit euch, Freunde, un-
trennbar vereint. —
Kaum hatte er ſeinen Schwanengeſang an
die Freiheit geendet, als die Raͤuber ſchon an
ihr Fahrzeug heranruͤckten; da ſie nichts als
ein beuteleeres Boot mit drey Menſchen er-
blickten, ſo ſchienen ſie unſchluͤſſig zu ſeyn,
was ſie mit ihnen anfangen wollten: doch
endlich erinnerten ſie ſich, daß ſie das Boot
brauchen koͤnnten, und nahmen es alſo ein.
Man unterſuchte alle Winkel ihres Leibes, um
verborgne Schaͤtze zu entdecken: doch man
entdeckte nichts, Sie wurden ins Sklaven-
behaͤltniß gebracht, und nach langem vergeb-
lichen Herumkreuzen fanden ſie eine Priſe,
von der ſie ſich gute Hoffnung machten. Es
war das alte Lied des menſchlichen Lebens:
ein Trupp Menſchen wurde des andern Herr,
nachdem ſich etliche von ihnen ermordet, er-
ſaͤuft, erſchoſſen hatten. Die Raͤuber kehr-
ten voller Luſt und Freude uͤber ihre Erobe-
rung nach Algier, wo ſie ihre Abgabe von
ihrer Beute entrichteten, auf neues Gluͤck
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