zusammen, er warf denkende und wollende Vermögen, Neigungen und Leidenschaftrn in die Geister, und gab einer jeden Kraft eine bestimmte Regel für ihre Wirkungen. Das Spiel begann: Ideen, Neigungen, Leidenschaften kämpften unter einander, Kör- per stritten mit Körpern: die Maschine der Welt ist ein perpetuum mobile, wo Stoß auf Stoß, Wirkung auf Wirkung unaus- bleiblich folgen, der Gerechte und Ungerech- te von einem Steine zerquetscht wird, wenn er gerade vorübergeht, indem ihn seine Schwerkraft zur Erde herabzieht, wo der Böse und Gute von der Kanonenkugel weg- gerissen wird, wenn sie ihn auf ihrem Wege antrift -- kurz, wo aus dem verwirrten streitenden Haufen der Weltkräfte eine Wir- kung nach der andern hervorsteigt, und jede der ihr angewiesnen Regel allein folgt. -- Im zweyten Gesichtspunkte ist die Welt eine künstlich ausgesonnene Maschine, wo Rad in Rad greift, der Gang und die Wirkung eines jeden nach einem Risse ausgerechnet und bestimmt ist, es sey nun, daß der Künst- ler durch unsichtbare Federn unaufhörlich bey jedem Rädchen mitwirkt, oder daß er
nur
zuſammen, er warf denkende und wollende Vermoͤgen, Neigungen und Leidenſchaftrn in die Geiſter, und gab einer jeden Kraft eine beſtimmte Regel fuͤr ihre Wirkungen. Das Spiel begann: Ideen, Neigungen, Leidenſchaften kaͤmpften unter einander, Koͤr- per ſtritten mit Koͤrpern: die Maſchine der Welt iſt ein perpetuum mobile, wo Stoß auf Stoß, Wirkung auf Wirkung unaus- bleiblich folgen, der Gerechte und Ungerech- te von einem Steine zerquetſcht wird, wenn er gerade voruͤbergeht, indem ihn ſeine Schwerkraft zur Erde herabzieht, wo der Boͤſe und Gute von der Kanonenkugel weg- geriſſen wird, wenn ſie ihn auf ihrem Wege antrift — kurz, wo aus dem verwirrten ſtreitenden Haufen der Weltkraͤfte eine Wir- kung nach der andern hervorſteigt, und jede der ihr angewieſnen Regel allein folgt. — Im zweyten Geſichtspunkte iſt die Welt eine kuͤnſtlich ausgeſonnene Maſchine, wo Rad in Rad greift, der Gang und die Wirkung eines jeden nach einem Riſſe ausgerechnet und beſtimmt iſt, es ſey nun, daß der Kuͤnſt- ler durch unſichtbare Federn unaufhoͤrlich bey jedem Raͤdchen mitwirkt, oder daß er
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zuſammen, er warf denkende und wollende
Vermoͤgen, Neigungen und Leidenſchaftrn
in die Geiſter, und gab einer jeden Kraft
eine beſtimmte Regel fuͤr ihre Wirkungen.
Das Spiel begann: Ideen, Neigungen,
Leidenſchaften kaͤmpften unter einander, Koͤr-
per ſtritten mit Koͤrpern: die Maſchine der
Welt iſt ein perpetuum mobile, wo Stoß
auf Stoß, Wirkung auf Wirkung unaus-
bleiblich folgen, der Gerechte und Ungerech-
te von einem Steine zerquetſcht wird, wenn
er gerade voruͤbergeht, indem ihn ſeine
Schwerkraft zur Erde herabzieht, wo der
Boͤſe und Gute von der Kanonenkugel weg-
geriſſen wird, wenn ſie ihn auf ihrem Wege
antrift — kurz, wo aus dem verwirrten
ſtreitenden Haufen der Weltkraͤfte eine Wir-
kung nach der andern hervorſteigt, und jede
der ihr angewieſnen Regel allein folgt. —
Im zweyten Geſichtspunkte iſt die Welt eine
kuͤnſtlich ausgeſonnene Maſchine, wo Rad
in Rad greift, der Gang und die Wirkung
eines jeden nach einem Riſſe ausgerechnet
und beſtimmt iſt, es ſey nun, daß der Kuͤnſt-
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/287>, abgerufen am 22.12.2024.
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