Schöpfer und also auch dem Menschen gleich- gültig seyn müssen, ob der Höchste, der Größte, dessen Begriff unser Gedanke doch niemals umfaßt, in dem Wurme, dem Stier, der rohen Misgeburt, der ungebil- deten Phantasie, im Stein, Holze, Metall oder in der bloßen Idee, als Tien, Jeho- vah, Jupiter angebetet wird? Sollte dies nicht vielleicht seyn? Wenn so viele Tau- sende durch einen unvermeidlichen Zusam- menhang von Ursachen unter die Stufe der Erleuchtung, der Aufklärung des Verstan- des hinabgestoßen werden, sollte der Ewige ihre Empfindung verschmähen, die sie ihm in einem Bilde opfern, das ihre schwache Vernunft und wilde Phantasie nicht anders zu schaffen vermochten? Sollte er sie darum verschmähn, weil er sie durch eine Reihe von Begebenheiten zu tumm bleiben oder werden ließ, um sich zu den Begriffen eines christlichen Philosophen zu erheben? Im Grunde, bey genauerer Untersu- chung war es nicht der Peruaner aus eigner Wahl, der seinen Schöpfer in der Sonne fand und das Blut seiner eignen Kinder zu ihr empor dampfen ließ, nicht der Mexikaner,
der
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Schoͤpfer und alſo auch dem Menſchen gleich- guͤltig ſeyn muͤſſen, ob der Hoͤchſte, der Groͤßte, deſſen Begriff unſer Gedanke doch niemals umfaßt, in dem Wurme, dem Stier, der rohen Misgeburt, der ungebil- deten Phantaſie, im Stein, Holze, Metall oder in der bloßen Idee, als Tien, Jeho- vah, Jupiter angebetet wird? Sollte dies nicht vielleicht ſeyn? Wenn ſo viele Tau- ſende durch einen unvermeidlichen Zuſam- menhang von Urſachen unter die Stufe der Erleuchtung, der Aufklaͤrung des Verſtan- des hinabgeſtoßen werden, ſollte der Ewige ihre Empfindung verſchmaͤhen, die ſie ihm in einem Bilde opfern, das ihre ſchwache Vernunft und wilde Phantaſie nicht anders zu ſchaffen vermochten? Sollte er ſie darum verſchmaͤhn, weil er ſie durch eine Reihe von Begebenheiten zu tumm bleiben oder werden ließ, um ſich zu den Begriffen eines chriſtlichen Philoſophen zu erheben? Im Grunde, bey genauerer Unterſu- chung war es nicht der Peruaner aus eigner Wahl, der ſeinen Schoͤpfer in der Sonne fand und das Blut ſeiner eignen Kinder zu ihr empor dampfen ließ, nicht der Mexikaner,
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Schoͤpfer und alſo auch dem Menſchen gleich-
guͤltig ſeyn muͤſſen, ob der Hoͤchſte, der
Groͤßte, deſſen Begriff unſer Gedanke doch
niemals umfaßt, in dem Wurme, dem
Stier, der rohen Misgeburt, der ungebil-
deten Phantaſie, im Stein, Holze, Metall
oder in der bloßen Idee, als Tien, Jeho-
vah, Jupiter angebetet wird? Sollte dies
nicht vielleicht ſeyn? Wenn ſo viele Tau-
ſende durch einen unvermeidlichen Zuſam-
menhang von Urſachen unter die Stufe der
Erleuchtung, der Aufklaͤrung des Verſtan-
des hinabgeſtoßen werden, ſollte der
Ewige ihre Empfindung verſchmaͤhen,
die ſie ihm in einem Bilde opfern, das ihre
ſchwache Vernunft und wilde Phantaſie nicht
anders zu ſchaffen vermochten? Sollte er ſie
darum verſchmaͤhn, weil er ſie durch eine
Reihe von Begebenheiten zu tumm bleiben
oder werden ließ, um ſich zu den Begriffen
eines chriſtlichen Philoſophen zu erheben?
Im Grunde, bey genauerer Unterſu-
chung war es nicht der Peruaner aus eigner
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/53>, abgerufen am 22.12.2024.
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