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Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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meinte man allgemein, er werde nun für ein besseres Logis sorgen, zumal es ihm schon an Mitteln gar nicht mehr fehlen konnte. Aber er lachte wieder und sagte: Ich bin Bauernwirth und kann kein Gutshaus brauchen; wenn ich ein Gut haben werde, will ich den Baumeister rufen, und das Ding soll ansehnlich werden. Erst aufräumen! -- Er räumte denn auch wirklich auf, schneller als man's für möglich gehalten hätte, das heißt: er kaufte einen Bauernhof nach dem andern weg, riß die alten Holzhäuser nieder, schlug in den Gärten die Bäume herunter, ließ den Pflug über die alten Hofstellen gehen, und sorgte dafür, daß bald nicht einmal mehr die Dorfkinder selbst sagen konnten, wo des Kristups Posingis oder des Jurgis Laurus Brunnen gestanden hatte. Dafür richtete er neben dem bescheidenen Wohnhäuschen nach und nach einen stattlichen Wirthschaftshof nach deutscher Ordnung ein, baute Scheunen und Ställe, wie sie einem Rittergute zum Schmuck gereichen konnten, legte die Wege grade und bepflanzte sie mit Bäumen, sorgte für Abzugsgräben auf den Wiesen und machte ein Stück Haide nach dem andern urbar. Ganz zuletzt erst kam das neue Wohnhaus, für das die Stelle reservirt war, und seine Versicherung, daß er es "ohne Kopfschmerzen" baue, fand vollen Glauben. Er war nun ein "Gutsbesitzer" geworden, der mit den anderen Gutsbesitzern des Kreises auf gleichem Fuß verkehrte. Sein Wohlstand mehrte sich noch immer, und der einzige Verlust,

meinte man allgemein, er werde nun für ein besseres Logis sorgen, zumal es ihm schon an Mitteln gar nicht mehr fehlen konnte. Aber er lachte wieder und sagte: Ich bin Bauernwirth und kann kein Gutshaus brauchen; wenn ich ein Gut haben werde, will ich den Baumeister rufen, und das Ding soll ansehnlich werden. Erst aufräumen! — Er räumte denn auch wirklich auf, schneller als man's für möglich gehalten hätte, das heißt: er kaufte einen Bauernhof nach dem andern weg, riß die alten Holzhäuser nieder, schlug in den Gärten die Bäume herunter, ließ den Pflug über die alten Hofstellen gehen, und sorgte dafür, daß bald nicht einmal mehr die Dorfkinder selbst sagen konnten, wo des Kristups Posingis oder des Jurgis Laurus Brunnen gestanden hatte. Dafür richtete er neben dem bescheidenen Wohnhäuschen nach und nach einen stattlichen Wirthschaftshof nach deutscher Ordnung ein, baute Scheunen und Ställe, wie sie einem Rittergute zum Schmuck gereichen konnten, legte die Wege grade und bepflanzte sie mit Bäumen, sorgte für Abzugsgräben auf den Wiesen und machte ein Stück Haide nach dem andern urbar. Ganz zuletzt erst kam das neue Wohnhaus, für das die Stelle reservirt war, und seine Versicherung, daß er es „ohne Kopfschmerzen“ baue, fand vollen Glauben. Er war nun ein „Gutsbesitzer“ geworden, der mit den anderen Gutsbesitzern des Kreises auf gleichem Fuß verkehrte. Sein Wohlstand mehrte sich noch immer, und der einzige Verlust,

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[0010] meinte man allgemein, er werde nun für ein besseres Logis sorgen, zumal es ihm schon an Mitteln gar nicht mehr fehlen konnte. Aber er lachte wieder und sagte: Ich bin Bauernwirth und kann kein Gutshaus brauchen; wenn ich ein Gut haben werde, will ich den Baumeister rufen, und das Ding soll ansehnlich werden. Erst aufräumen! — Er räumte denn auch wirklich auf, schneller als man's für möglich gehalten hätte, das heißt: er kaufte einen Bauernhof nach dem andern weg, riß die alten Holzhäuser nieder, schlug in den Gärten die Bäume herunter, ließ den Pflug über die alten Hofstellen gehen, und sorgte dafür, daß bald nicht einmal mehr die Dorfkinder selbst sagen konnten, wo des Kristups Posingis oder des Jurgis Laurus Brunnen gestanden hatte. Dafür richtete er neben dem bescheidenen Wohnhäuschen nach und nach einen stattlichen Wirthschaftshof nach deutscher Ordnung ein, baute Scheunen und Ställe, wie sie einem Rittergute zum Schmuck gereichen konnten, legte die Wege grade und bepflanzte sie mit Bäumen, sorgte für Abzugsgräben auf den Wiesen und machte ein Stück Haide nach dem andern urbar. Ganz zuletzt erst kam das neue Wohnhaus, für das die Stelle reservirt war, und seine Versicherung, daß er es „ohne Kopfschmerzen“ baue, fand vollen Glauben. Er war nun ein „Gutsbesitzer“ geworden, der mit den anderen Gutsbesitzern des Kreises auf gleichem Fuß verkehrte. Sein Wohlstand mehrte sich noch immer, und der einzige Verlust,

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:07:21Z)

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Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/10>, abgerufen am 21.11.2024.