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Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Wenn wir, so lange keine glücklicheren Schulworte gefunden oder geprägt sind, an dem Gegensatz von Realisten und Idealisten auch auf dem Gebiete der Novelle festhalten, müssen wir Wichert entschieden unter die Ersteren rechnen. Zu seiner natürlichen Gabe, die Bilder des Lebens in scharfen Umrissen zu sehen und das Geschaute mit größter Deutlichkeit ohne alle Beschönigung und Vertuschung darzustellen, gesellt sich die langjährige reiche Erfahrung in seiner richterlichen Thätigkeit. Vielfache psychologische und sociale Probleme haben sich ihm dargeboten, die er, ganz im Gegensatz gegen die äußerlichen Effectmittel der Sensations- und Criminal-Romane, mit beinahe wissenschaftlicher Wahrhaftigkeit, hie und da allerdings auf Kosten des dichterischen Eindruckes, aber immer mit so liebevoller Vertiefung in die Aufgabe zu lösen versucht, daß selbst die Schilderungen unaufhaltsamen Verfalls ("Aus anständiger Familie") oder trostloser Schicksalsfügung ("Für todt erklärt") durch eine Fülle bedeutender und seiner Züge für die mangelnde tragische Größe oder künstlerische Verklärung entschädigen. Zudem wird es immer das Recht der Novelle bleiben, den merkwürdigen einzelnen Fall aufzuzeichnen, auch wenn er sich nicht so leicht sub specie aeterni betrachten läßt. Für die bedeutendste unter Wichert's größeren Arbeiten halten wir die Novelle "Ein häßlicher Mensch", ein Charakterbild von höchst eigenartiger Tiefe und Liebenswürdigkeit. Unter den kleineren Erzählungen, die sämmtlich durch eine specifisch novellistische "Silhouette" und scharfe Dialektik in der Durchführung des Motivs sich auszeichnen, dürfte "Ansas und Grita" schon um ihres charakteristischen landschaftlichen Hintergrundes und der Neuheit der Localtöne willen den Preis verdienen.

Wenn wir, so lange keine glücklicheren Schulworte gefunden oder geprägt sind, an dem Gegensatz von Realisten und Idealisten auch auf dem Gebiete der Novelle festhalten, müssen wir Wichert entschieden unter die Ersteren rechnen. Zu seiner natürlichen Gabe, die Bilder des Lebens in scharfen Umrissen zu sehen und das Geschaute mit größter Deutlichkeit ohne alle Beschönigung und Vertuschung darzustellen, gesellt sich die langjährige reiche Erfahrung in seiner richterlichen Thätigkeit. Vielfache psychologische und sociale Probleme haben sich ihm dargeboten, die er, ganz im Gegensatz gegen die äußerlichen Effectmittel der Sensations- und Criminal-Romane, mit beinahe wissenschaftlicher Wahrhaftigkeit, hie und da allerdings auf Kosten des dichterischen Eindruckes, aber immer mit so liebevoller Vertiefung in die Aufgabe zu lösen versucht, daß selbst die Schilderungen unaufhaltsamen Verfalls („Aus anständiger Familie“) oder trostloser Schicksalsfügung („Für todt erklärt“) durch eine Fülle bedeutender und seiner Züge für die mangelnde tragische Größe oder künstlerische Verklärung entschädigen. Zudem wird es immer das Recht der Novelle bleiben, den merkwürdigen einzelnen Fall aufzuzeichnen, auch wenn er sich nicht so leicht sub specie aeterni betrachten läßt. Für die bedeutendste unter Wichert's größeren Arbeiten halten wir die Novelle „Ein häßlicher Mensch“, ein Charakterbild von höchst eigenartiger Tiefe und Liebenswürdigkeit. Unter den kleineren Erzählungen, die sämmtlich durch eine specifisch novellistische „Silhouette“ und scharfe Dialektik in der Durchführung des Motivs sich auszeichnen, dürfte „Ansas und Grita“ schon um ihres charakteristischen landschaftlichen Hintergrundes und der Neuheit der Localtöne willen den Preis verdienen.

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Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/6>, abgerufen am 21.11.2024.