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Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Es war schon gegen Abend, als sie an die sieben Buchen vorkamen; die Thäler lagen bereits im Schatten, und der Mond stand wie eine weiße Flocke hoch am dunkelblauen Himmel.

Sie setzten sich nun endlich, einmal zu ruhen, und sprachen der Feldflasche zu, die sie sich in der Glashütte vorsorglich hatten neu füllen lassen. Mit dem Trunk kehrte dem Förster auch die Sprache wieder: Ich glaube doch nicht, daß ich bald sterben muß, begann er, wenn ich schon den Maurerkarle wieder gesehen habe; -- doch ist es nicht sauber. Hm, Hm! -- Wir sind freilich allzumal sterblich, aber doch ist es auch schön im Wald. Wie's Gott fügt; -- ich glaub' aber wirklich nicht. Ja, wenn ich den Burschen hätte erstechen lassen, dann; aber so glaube ich es nicht. Freilich, die Jungen wollen auch leben, und jung bin ich gerade nicht; und doch ist es so eine Sache mit dem Sterben, gnädiger Herr; ich weiß nicht, ob es im Himmel Tannen giebt und Büchsen und Hirsch', und wenn das nicht ist, so weiß ich nicht, Gott helf' mir, was ich darin thun soll; denn das Wohlleben und Faulenzen thäte mich auch im Himmel bald hin machen. Ist's nicht so, Herr Otto?

Dem Jüngling aber war es gar nicht darum, auszumachen, wie es im Himmel aussieht, er schaute einmal über das andere auf die Uhr, und da es schon auf Sieben ging, sagte er abweisend: Ja, ja. -- Aber, Rühs, wäre es nicht besser, wir schauten nach den Ar-

Es war schon gegen Abend, als sie an die sieben Buchen vorkamen; die Thäler lagen bereits im Schatten, und der Mond stand wie eine weiße Flocke hoch am dunkelblauen Himmel.

Sie setzten sich nun endlich, einmal zu ruhen, und sprachen der Feldflasche zu, die sie sich in der Glashütte vorsorglich hatten neu füllen lassen. Mit dem Trunk kehrte dem Förster auch die Sprache wieder: Ich glaube doch nicht, daß ich bald sterben muß, begann er, wenn ich schon den Maurerkarle wieder gesehen habe; — doch ist es nicht sauber. Hm, Hm! — Wir sind freilich allzumal sterblich, aber doch ist es auch schön im Wald. Wie's Gott fügt; — ich glaub' aber wirklich nicht. Ja, wenn ich den Burschen hätte erstechen lassen, dann; aber so glaube ich es nicht. Freilich, die Jungen wollen auch leben, und jung bin ich gerade nicht; und doch ist es so eine Sache mit dem Sterben, gnädiger Herr; ich weiß nicht, ob es im Himmel Tannen giebt und Büchsen und Hirsch', und wenn das nicht ist, so weiß ich nicht, Gott helf' mir, was ich darin thun soll; denn das Wohlleben und Faulenzen thäte mich auch im Himmel bald hin machen. Ist's nicht so, Herr Otto?

Dem Jüngling aber war es gar nicht darum, auszumachen, wie es im Himmel aussieht, er schaute einmal über das andere auf die Uhr, und da es schon auf Sieben ging, sagte er abweisend: Ja, ja. — Aber, Rühs, wäre es nicht besser, wir schauten nach den Ar-

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[0038] Es war schon gegen Abend, als sie an die sieben Buchen vorkamen; die Thäler lagen bereits im Schatten, und der Mond stand wie eine weiße Flocke hoch am dunkelblauen Himmel. Sie setzten sich nun endlich, einmal zu ruhen, und sprachen der Feldflasche zu, die sie sich in der Glashütte vorsorglich hatten neu füllen lassen. Mit dem Trunk kehrte dem Förster auch die Sprache wieder: Ich glaube doch nicht, daß ich bald sterben muß, begann er, wenn ich schon den Maurerkarle wieder gesehen habe; — doch ist es nicht sauber. Hm, Hm! — Wir sind freilich allzumal sterblich, aber doch ist es auch schön im Wald. Wie's Gott fügt; — ich glaub' aber wirklich nicht. Ja, wenn ich den Burschen hätte erstechen lassen, dann; aber so glaube ich es nicht. Freilich, die Jungen wollen auch leben, und jung bin ich gerade nicht; und doch ist es so eine Sache mit dem Sterben, gnädiger Herr; ich weiß nicht, ob es im Himmel Tannen giebt und Büchsen und Hirsch', und wenn das nicht ist, so weiß ich nicht, Gott helf' mir, was ich darin thun soll; denn das Wohlleben und Faulenzen thäte mich auch im Himmel bald hin machen. Ist's nicht so, Herr Otto? Dem Jüngling aber war es gar nicht darum, auszumachen, wie es im Himmel aussieht, er schaute einmal über das andere auf die Uhr, und da es schon auf Sieben ging, sagte er abweisend: Ja, ja. — Aber, Rühs, wäre es nicht besser, wir schauten nach den Ar-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:16:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:16:28Z)

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Zitationshilfe: Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/widmann_muehle_1910/38>, abgerufen am 21.11.2024.