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Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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hinter demselben aus dem Dickicht vor: Halt's Maul, du ungebildetes Thier; es ist ja der Herr Baron, der unsere Spur gefunden hat. Hätt' ich doch den Kopf verwettet, daß uns der Herr Otto bei Nacht nicht finden werde; und doch kommt er. Es war unten im Batzenwald Nichts; deshalb haben wir uns hierher verzogen. Wir schätzen: die Wilderer seien im Grenzthal, so einen Büchsenschuß über der Grenzbuche aufwärts. Es paßt gerade, daß der Herr Otto auf uns trifft; und nur immer das Mittel genommen, wenn man zielt, junger Herr, und vorsichtig!

Wohl oder übel mußte Otto dem Förster folgen, der, statt vollends in das Thal hinabzusteigen, sich an der Halde hinzog, bis sie auf die Andern trafen, welche nun in der That die Spur der Wilderer gefunden hatten. Sie beriethen sich so leise als möglich, denn die Bauern mußten ganz in der Nähe sein. Die Jäger standen an einer Wegscheide; drei Wege liefen nach verschiedenen Seiten durchs Grenzthal, zwei davon aber bald über den Bach, der eine große Krümmung machte, und also auf badischem Grund und Boden, wo die Jäger von Rechtswegen Nichts zu thun hatten.

Geh der Herr Otto nur auf dem Weg rechts vor mit dem Dürrauer Waldschütz, sagte Rühs; wenn es auch badischer Weg ist, hat es da doch am wenigsten Gefahr; ich nehme den mittleren Weg mit dem Hobbächer; die Andern halten zusammen und gehen links.

hinter demselben aus dem Dickicht vor: Halt's Maul, du ungebildetes Thier; es ist ja der Herr Baron, der unsere Spur gefunden hat. Hätt' ich doch den Kopf verwettet, daß uns der Herr Otto bei Nacht nicht finden werde; und doch kommt er. Es war unten im Batzenwald Nichts; deshalb haben wir uns hierher verzogen. Wir schätzen: die Wilderer seien im Grenzthal, so einen Büchsenschuß über der Grenzbuche aufwärts. Es paßt gerade, daß der Herr Otto auf uns trifft; und nur immer das Mittel genommen, wenn man zielt, junger Herr, und vorsichtig!

Wohl oder übel mußte Otto dem Förster folgen, der, statt vollends in das Thal hinabzusteigen, sich an der Halde hinzog, bis sie auf die Andern trafen, welche nun in der That die Spur der Wilderer gefunden hatten. Sie beriethen sich so leise als möglich, denn die Bauern mußten ganz in der Nähe sein. Die Jäger standen an einer Wegscheide; drei Wege liefen nach verschiedenen Seiten durchs Grenzthal, zwei davon aber bald über den Bach, der eine große Krümmung machte, und also auf badischem Grund und Boden, wo die Jäger von Rechtswegen Nichts zu thun hatten.

Geh der Herr Otto nur auf dem Weg rechts vor mit dem Dürrauer Waldschütz, sagte Rühs; wenn es auch badischer Weg ist, hat es da doch am wenigsten Gefahr; ich nehme den mittleren Weg mit dem Hobbächer; die Andern halten zusammen und gehen links.

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[0065] hinter demselben aus dem Dickicht vor: Halt's Maul, du ungebildetes Thier; es ist ja der Herr Baron, der unsere Spur gefunden hat. Hätt' ich doch den Kopf verwettet, daß uns der Herr Otto bei Nacht nicht finden werde; und doch kommt er. Es war unten im Batzenwald Nichts; deshalb haben wir uns hierher verzogen. Wir schätzen: die Wilderer seien im Grenzthal, so einen Büchsenschuß über der Grenzbuche aufwärts. Es paßt gerade, daß der Herr Otto auf uns trifft; und nur immer das Mittel genommen, wenn man zielt, junger Herr, und vorsichtig! Wohl oder übel mußte Otto dem Förster folgen, der, statt vollends in das Thal hinabzusteigen, sich an der Halde hinzog, bis sie auf die Andern trafen, welche nun in der That die Spur der Wilderer gefunden hatten. Sie beriethen sich so leise als möglich, denn die Bauern mußten ganz in der Nähe sein. Die Jäger standen an einer Wegscheide; drei Wege liefen nach verschiedenen Seiten durchs Grenzthal, zwei davon aber bald über den Bach, der eine große Krümmung machte, und also auf badischem Grund und Boden, wo die Jäger von Rechtswegen Nichts zu thun hatten. Geh der Herr Otto nur auf dem Weg rechts vor mit dem Dürrauer Waldschütz, sagte Rühs; wenn es auch badischer Weg ist, hat es da doch am wenigsten Gefahr; ich nehme den mittleren Weg mit dem Hobbächer; die Andern halten zusammen und gehen links.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:16:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:16:28Z)

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Zitationshilfe: Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/widmann_muehle_1910/65>, abgerufen am 24.11.2024.