wahr ist, daß derjenige der Beste ist, der die besten Eigenschaften mit den wenigsten Fehlern hat,] denjenigen nenne, der unter allen nach dem natürlichen Lauf Gebohrnen, in ähnlichen Umständen, und alles zusammen genommen/ tu- gendhafter gewesen wäre, als Agathon.
Es ist möglich, daß irgend ein junger Tau- genichts, wenn er siehet, daß ein Agathon den reizenden Verführungen der Liebe und einer Da- nae endlich unterliegt, eben den Gebrauch davon machen kann, welchen der junge Chärea beym Terenz von einem Gemählde machte, welches ei- ne von den Schelmereyen des Vater Jupiters vorstellte, - - und daß er, wenn er mit herzli- cher Freude gelesen haben wird, daß ein so vor- treflicher Mann habe fallen können, zu sich selbst sagen mag: Ego homuncio hoc non facerem? ego vero illud faciam ac lubens.
Es ist eben so möglich, daß ein übelgesinnter oder ruchloser Mensch, den Discurs des Sophi-
sten
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Vorbericht.
wahr iſt, daß derjenige der Beſte iſt, der die beſten Eigenſchaften mit den wenigſten Fehlern hat,] denjenigen nenne, der unter allen nach dem natuͤrlichen Lauf Gebohrnen, in aͤhnlichen Umſtaͤnden, und alles zuſammen genommen/ tu- gendhafter geweſen waͤre, als Agathon.
Es iſt moͤglich, daß irgend ein junger Tau- genichts, wenn er ſiehet, daß ein Agathon den reizenden Verfuͤhrungen der Liebe und einer Da- nae endlich unterliegt, eben den Gebrauch davon machen kann, welchen der junge Chaͤrea beym Terenz von einem Gemaͤhlde machte, welches ei- ne von den Schelmereyen des Vater Jupiters vorſtellte, ‒ ‒ und daß er, wenn er mit herzli- cher Freude geleſen haben wird, daß ein ſo vor- treflicher Mann habe fallen koͤnnen, zu ſich ſelbſt ſagen mag: Ego homuncio hoc non facerem? ego vero illud faciam ac lubens.
Es iſt eben ſo moͤglich, daß ein uͤbelgeſinnter oder ruchloſer Menſch, den Diſcurs des Sophi-
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[0016]
Vorbericht.
wahr iſt, daß derjenige der Beſte iſt, der die
beſten Eigenſchaften mit den wenigſten Fehlern
hat,] denjenigen nenne, der unter allen nach
dem natuͤrlichen Lauf Gebohrnen, in aͤhnlichen
Umſtaͤnden, und alles zuſammen genommen/ tu-
gendhafter geweſen waͤre, als Agathon.
Es iſt moͤglich, daß irgend ein junger Tau-
genichts, wenn er ſiehet, daß ein Agathon den
reizenden Verfuͤhrungen der Liebe und einer Da-
nae endlich unterliegt, eben den Gebrauch davon
machen kann, welchen der junge Chaͤrea beym
Terenz von einem Gemaͤhlde machte, welches ei-
ne von den Schelmereyen des Vater Jupiters
vorſtellte, ‒ ‒ und daß er, wenn er mit herzli-
cher Freude geleſen haben wird, daß ein ſo vor-
treflicher Mann habe fallen koͤnnen, zu ſich ſelbſt
ſagen mag: Ego homuncio hoc non facerem?
ego vero illud faciam ac lubens.
Es iſt eben ſo moͤglich, daß ein uͤbelgeſinnter
oder ruchloſer Menſch, den Diſcurs des Sophi-
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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/16>, abgerufen am 23.11.2024.
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